Kurze Fragen - Kurze Antworten
Aus dem E-Mail-Korb von Professor Blume

E-Mail-Gruppe 337
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1841
F: Hallo,
ich bräuchte eine erklärung fürs Ergebnis dieses Versuches. Können Sie mir da bitte behilflich sein.

Versuch: In kleines Becherglas 10ml Wasser geben und einen Spatel Kartoffelmehl einrühren. Außerdem in einem Becherglas 100ml Wasser erhitzen. Anschließend den Stärkebrei ins heiße Wasser einrühren und den Kleister nach Abkühlen mit einem Pinsel auf ein Papier verteilen. Dabei sollte man die Papierstücke kurz kräftig zusammenpressen.

mfg
(…)


A: Ich weiß nicht, worauf deine Frage zielt. Ich weiß auch nicht, auf welchem Level du eine Antwort erwartest.

Vereinfachend kann man das so erklären: Kartoffelmehl enthält Stärke. Papier ist aus Cellulose aufgebaut. Beide sind Polysaccharide und ähneln sich chemisch. Deshalb „mögen sie sich“. Wenn das Wasser aus der Stärkekleister verdunstet ist, binden sich die Stärke und die Cellulose aneinander. (Für Spezialisten: Sie bilden untereinander Wasserstoffbrücken.) Damit klebt das alles zusammen.
Das ist vor allem der Fall, wenn man die Klebestellen zusätzlich beim Trocknen noch richtig zusammendrückt. Man muss aber darauf achten, dass die Kontaktstelle trocknet, bevor man wieder loslässt.

Noch etwas: In der Stärke gibt es zwei Stärkeformen, die normale Stärke (Amylose), die aus linear angeordneten Molekülketten besteht. Dagegen sind die Moleküle der anderen Stärkeform (Amylopektin) verzweigt; sie weisen bessere Klebeeigenschaften auf.

Übrigens spielen auch die Eiweiße im Mehl eine wichtige Rolle. Man nennt sie nicht umsonst „Klebereiweiße“, wobei sich dieses Kleben aber wohl eher auf den Zusammenhalt des gebackenen Brots bezieht.
Die Eiweiße wirken ähnlich wie die Stärke.

Nachteil dieser Bio-Kleber: Bei Einwirkung von Wasser löst sich alles rasch auf. Und außerdem fangen sie rasch an zu schimmeln - das gilt für den flüssigen Kleber wie für die Klebestelle.


1842
F: Ich würde Ihnen gern 2 Fragen zu diesem Versuch stellen:

1. Kann man dieses Experiment auch mit dem Phosphor, der sich auf der Schachtelreibefläche befindet, durchführen, wenn man ihn herunterkratzt? Oder ist dieser Phosphor zu feucht?

2. Warum empfehlen Sie ein Ölbad und kein Wasserbad zur Erhitzung? Öl ist doch entflammbar und könnte durch die Explosion entzündet werden.

Ich bin eine naturwissenschaftlich interessierte Mutter und nutzte Ihr wunderbares Internetangebot sehr gern, um auch die nächste Generation zu begeistern. Ganz herzlichen Dank dafür!!


A: Zu Ihren Fragen: 1. Man kann das versuchen. Dieser Phosphor ist nicht feucht.

2. Mit einem Ölbad kann man die Temperatursteigerung besser steuern und vor allem für Temperaturkonstanz sorgen.
Zur Brennbarkeit: Das galt für früher genutzte Ölbäder, die u. a. auch aus Palmin® hergestellt wurden. Das waren sozusagen Friteusen, die zu entsprechenden Bränden neigten. Die heute allgemein genutzten modernen Ölbäder bestehen aus unter normalen Verhältnissen nicht entflammbarem Siliconöl.


1843
F: Meine Hochbegabtengruppe in der Grundschule hat sich das Thema "Kochen" gewünscht. Gibt es Unterrichtsmaterial zum Thema in Verbindung mit chemischen Experimenten?
Von Chemie habe ich kaum Ahnung.


A: Leider bin ich nicht übermäßig begabt, wenn es um Tätigkeiten in der Küche geht.

Ich erinnere aber daran, dass Chemie die Wissenschaft von den stofflichen Eigenschaften der Materie und von deren Veränderungen ist.

Damit ist bis aufs Mischen, Schneiden, Kneten, Abwaschen usw. jegliche Tätigkeit in der Küche, die mit Kochen zu tun hat, Chemie.

Wir haben eine Webseitengruppe, in der wir Experimente zur Chemie für Grundschüler vorstellen. Da geht es auch um Experimente mit Zucker, Fetten, Eiweißen und so weiter. Sie können ja mal reinklicken.

In unserer Grundschul-Webseitengruppe haben wir auch eine Reihe von Examensarbeiten mit Unterrichtsvorschlägen und mit Experimenten. Klicken Sie hier.

Auch in der Webseitengruppe Tipp des Monats werden Sie sicherlich fündig.


1844
F1: Warum wird transparentes hühnereiweiß beim Aufschlagen weiß?


A1: Sie meinen das Schlagen von Eiklar mit einem Schneebesen mit dem Zweck der Herstellung von Ei-Schnee.

Eiweiß besteht aus vielen verschiedenen Proteinarten, die alle spezielle elektrische Ladungen, Mineral-Ionen und Lipide tragen. Alles wird von mehr oder weniger festen Wasserhüllen umgeben, die quasi zum Proteinmolekül gehören. Das verhindert, dass sich die Proteinmoleküle zusammenballen („koagulieren“) und sogar ausflocken.

Beim Schlagen („Aufschlagen“) wird Luft unter das Eiklar gemengt. Es bildet sich sofort etwas noch instabiler Schaum. Wegen der starken Vergrößerung der Grenzflächen zur Luft kommt es zu einer Störung des diffizilen Gleichgewichts zwischen den Molekülen. Die Folge ist zunehmend einsetzende Koagulation; die Eiweiße kleben immer mehr zusammen und bilden feste Oberflächen, mit denen sie Luftbläschen einschließen. Der anfänglich gebildete Schaum ist nun stabil. Diese Mischung ist nicht mehr durchsichtig, sondern reflektiert alles Licht. Eischaum ist deshalb weiß - auch schon deshalb, weil es im Eiklar keine farbigen Substanzen gibt.


F2: Hallo und danke vielmals. Meine SchülerInnen werden es Ihnen danken. . .


1845
F: Betrifft die beiden Unfälle mit den zwei Gefahrguttransportern am 31. Mai, die mit Flüssig-Sauerstoff beladen waren und in Kurven umkippten: Warum ist flüssiger Sauerstoff ein Gefahrgut? Weil er so kalt ist?


A: Man könnte daran denken: Mit einer Flüssigkeit von -182,7 °C kann es, wenn man damit stärker in Kontakt kommt, schon zu Erfrierungen kommen.

Der Grund ist ein anderer: Trotz seiner Kälte ist flüssiger Sauerstoff brandfördernd. Damit besteht beim Kontakt mit brennbaren Stoffen wie Holz, Papier, Öl, Kleidung usw. Entzündungsgefahr. Er kann sogar explosionsartig mit Treibstoffen reagieren. Hinzu kommt, dass Sauerstoff in zu großer Konzentration bei längerer Einwirkung eher toxisch wirkt.

Wichtig für den Unterricht in der Schule: Die Entzündungsgefahr von Sauerstoff ist auch bei hohem Druck gegeben. Deshalb darf man in Gegenwart von brennbaren Stoffen zum Beispiel bei Druckgasflaschen die Ventile nicht verwechseln. Die Ventilverschraubung der Sauerstoffflaschen hat deshalb die entgegengesetzte Drehrichtung (rechts) als die für Wasserstoff oder andere brennbare Gase (links). Außerdem dürfen die Sauerstoffflaschen-Ventile bekanntlich nicht geölt oder geschmiert werden.
Wer mit Druckfalschen-Ventilen Probleme hat, wendet sich am besten an den Hausmeister…

Für Spezialisten: Für tiefgekühlten verflüssigten Sauerstoff gilt das Gruppenmerkblatt 122 und in gewisser Weise auch 143. Seine U.N.-Nummer ist 1073. Die Kemler-Zahl oder Kemler-Nummer ist 5. Der Gefahrenzettel am Transporter trägt die Nummer 5.1.

Hier berichten wir über die Kennzeichnung von Gefahrguttransportern.

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Letzte Überarbeitung: 23. Januar 2013, Dagmar Wiechoczek