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Kurze Fragen - Kurze Antworten
Aus dem E-Mail-Korb von Professor Blume |
416
F: Beim Durchlesen Ihres neuesten Tipp des Monats mit dem Titel
"Metalle reagieren mit Schwefel" ist mir eine chemische Gleichung aufgefallen
Cu + S > CuS
welche mit den Messungen, welche wir mit unseren Schülern durchführen, nicht
übereinstimmt. Wir erhalten jeweils ein Masseverhältnis Cu / S von 4 / 1;
dieses Resultat würde eher mit der Formel für Kupfersulfid Cu2S übereinstimmen.
2 Cu + S > Cu2S
Möglicherweise hängt der Unterschied auch damit zusammen, dass wir das entstandene Kupfersulfid stark
ausglühen.
A: Es ist bekannt, dass die quantitative Herstellung von CuS
eine heikle Angelegenheit ist und (wie auch die von FeS) für ständige Diskussionen sorgt. Vor allem das
von Ihnen angesprochene Glühen des Reaktionsprodukts, das wohl die Bildung von Polysulfiden vermeiden
helfen soll, sorgt für Oxidation von Kupfersulfid (-> Ersatz von S durch O, also Verschiebung des
Massenverhältnisses zu dem von Cu2S).
Ich kann Sie trösten: Obwohl die CuS-Synthese immer wieder in Lehrbüchern als das Beispiel für
Stöchiometrie dient, ist es wirklich schwierig, unter Schullabor-Bedingungen in exakten stöchiometrischen
Verhältnissen zu arbeiten.
Nehmen Sie lieber mein Beispiel "Reduktion von Kupferoxiden mit Wasserstoff". (Dazu haben wir Texte
in unserer Webseitengruppe zur Sicherheit im chemischen Labor.)
Die Kupfersulfidsynthese versucht mittlerweile kaum noch jemand quantitativ auszuwerten.
417
F: Ich bin studentin an uni bremen. freunde von mir machten
neulich ein experiment: sie stellten einen joghurtbecher in einen heißen backofen. er schmolz nicht
in sich zusammen, sondern 'zog' sich praktisch zu einer scheibe zusammen. können sie mir erklären,
woran das liegt?
A: Wie Kunststoff schmilzt, ist eine Frage der Zufuhr der Wärme.
In Ihrem Versuch haben Sie die Wärme (vielleicht sogar in einem Umluftofen) gleichmäßig von allen Seiten
auf den Becher einwirken lassen; deshalb schmilzt er an allen Stellen gleichmäßig und schnurrt in sich
zusammen. Anders ist es, wenn Sie den Becher auf eine Herdplatte stellen, dann wird er nur punktuell von
unten her und deshalb ungleichmäßig erhitzt. Das gleichmäßige und zerstörungsfreie Ganzkörpererhitzen
ist für die Technik wichtig, zum Beispiel auch beim Schrumpfen von Verpackungsfolien oder beim Extrudieren.
418
F: Im Rahmen eines Wettbewerbes der RWTH Aachen wollen wir die
Batterie von Bagdad nachbauen und zum Galvaniesieren verwenden.
Man kann sich den versuch so vorstellen, dass wir einen kleinen Blumentopf in ein Becherglas
gestellt haben. Die Elektroden unseres galvanischen Elements sind Kupfer und Eisen. Allerdings nicht
in Reinform, sondern von der Qualität, wie sie auch Klempner benutzen. Das Elektrolyt ist einmolare
Salzsäure.
Nun komme ich zum Problem. Wir haben drei dieser Elemente in Reihe geschaltet und die Spannung gemessen.
Statt den theoretischen 2,1 V haben wir aber nur 0,63 V gemessen. In den Einzelmessungen haben wir ca.
0,21 V für jedes Element erhalten. Dadurch wird unser Plan zu Galvaniesieren zerstört, da wir einen
Gegenstand aus Eisen versilbern wollen. Dafür benötigen wir dann ca. 1,2 V.
Wir haben schon lange überlegt, wie dieser Versuch gestört wurde. Es ist uns allerdings nichts
eingefallen, dass Abhilfe schaffen kann.
A: Um die Bagdad-Batterie hat sich mein Kollege Walter
Jansen aus Oldenburg verdient gemacht. Er meint (soweit ich mich erinnere), dass man damit zum
Beispiel Gegenstände vergolden konnte. Archäologen haben jedoch unter den zahlreichen babylonischen
Kunstschätzen niemals ein Stück gefunden, das galvanisch vergoldet (oder sonst wie überzogen) worden
ist. Das hätte man (mikroskopisch) an den typischen Abscheidungsspuren erkennen müssen.
Abgesehen davon, dass diese Batterie offenbar eine historische Legende ist: Trotzdem ist Ihr Versuch
zu kommentieren.
Sie müssen die Elemente nehmen, wie Sie zur Zeit der Babylonier vorlagen. Also, da gab es kaum
Reineisen. Oder gar keine Stähle. Einmolare HCl gab es auch nicht - nicht einmal, wenn die antiken
Galvanotechniker - Pardon! - ins Gefäß hineingebrochen hätten.
(Früher ging es in der chemischen Industrie ja recht rustikal zu, mit Krötenunschlitt, geraspeltem
Jungfrauenhaar und so weiter...)
Ihr Problem ist der Blumentopf als Diaphragma. Diese Töpfe sind oftmals bei zu hohen Temperaturen
gebrannt worden, als dass sie für ungestörten Ionendurchgang sorgen könnten. Dadurch steigt der innere
Widerstand stark an.
Beim Galvanisieren kommt es auch nicht nur auf die Spannung, sondern auf die Stromdichte an. Sind
Ihre Elektrodenflächen groß genug gewesen?
Hinzu kommt: Sind Sie sicher, dass sich auf Ihrem Eisen überhaupt Silber abscheiden konnte? Oftmals
muss man Eisen vorher verkupfern.
Sie sollten schlicht ein chemisches Experiment wie im Schulbuch aufbauen und damit arbeiten. Z. B.
ein U-Rohr mit Glasschaumdiaphragma. Dabei vermeiden Sie zu hohe Innenwiderstände, die die Überspannung
enorm hochtreiben und damit Ihrem galvanischen Element Energie rauben.
Last but not least: Wenn ich nach der Bagdad-Batterie gefragt werde, empfehle ich statt
dessen immer auch die Römische Batterie, mit der die Legionäre ihre Lämpchen für den Marsch durch den
dunklen Teutoburger Wald betrieben haben. Schließlich ist bekannt, dass die Legionäre immer Gold- und
Silbermünzen und sogar auch potentialsteigernde Kupfermünzen bei sich trugen. Dazu trug jeder Legionär
ein Fässchen Essig mit sich herum - bekanntlich eine saure Lösung. Außerdem wurden die römischen Denare
und Sesterzen in dünnen Lederbeutelchen aufbewahrt, getrennt nach billigen (kupfernen) und nach teuren
(goldenen bzw. silbernen) Münzen. Man könnte zwar meinen, dass der Essig zum Trinken und als Heilmittel
gern genutzt wurde. Und dass die Lederbeutelchen nur Portemonnaies waren. Falsch: Alles zusammen war
eine raffinierte Vorrichtung zur Stromerzeugung. Man hat keine Glühbirnchen gefunden, sagen Sie? Das
ist typisches Verbrauchsmaterial und wurde einfach weggeworfen.
Trotz aller Einwände: Die römische Versuchsanordnung hat uns (zumindest in Grundzügen) Herr Volta
mit seinem (wie wir heute wissen zu Unrecht nach ihm benannten) Volta-Element übermittelt. Es ist davon
auszugehen, dass er als Italiener die römischen Quellen kannte. Wie konnte er sonst jemals auf eine so
geniale Idee kommen?
419
F: Ich habe ein Destiliergerät und möchte gerne wissen ob Sie mir
Informationen geben können über das Herstellen von Vanille.-Aroma.-Extrakt.-oder Öl?
A: Mit einem normalen Destilliergerät können Sie nichts machen.
Vanillin trennt man (wie auch andere etherische Öle) mit der -> Wasserdampfdestillation (siehe unsere
Zitronenwebseiten) aus den Vanilleschoten ab. Das ist für Laien ein schwieriges Unterfangen, vor allem
schon deshalb, weil es eine stofflich verlustreiche und dazu energieaufwendige Methode ist, wenn man nur
kleine Mengen destillieren will.
420
F: Wie lange kann Alkohol im Blut nachgewiesen werden?
A: Pro Stunde nimmt der Pegel um etwa 0,1 Promille ab. Das
ist aber ein Durchschnittswert, der starken individuellen Schwankungen unterworfen ist.