Bunsenbrenner contra Heizplatte

Folgende E-Mail erreichte uns:

Wir sind ein Architekturbüro und planen derzeit einen Chemiesaal für ein Gymnasium. Die Schule ist an uns mit dem Wunsch herangetreten, statt der üblicherweise verwendeten Bunsenbrenner an den Schüler-Versuchstischen elektrisch betriebene Heizplatten einzusetzen. Wir haben laienhaft erklärt, dass die Gefahr bei Versuchen, die durch die zu lange Nachheizzeiten der Elektroplatten ausgeht, zu groß ist und wir stattdessen die "traditionellen" Bunsenbrenner vorschlagen.
Ist das richtig oder können Elektroheizplatten gleichwertig eingesetzt werden?

Hier meine Antwort:

So etwas habe ich noch nicht gehört. Ein Bunsenbrenner gehört zum Chemiesaal wie ein Fernrohr zu einem Observatorium.
Sie haben Recht: Heizplatten heizen nach, sind Energieverschwendung und stellen dazu noch ein hohes Unfallrisiko dar. Letzteres ist größer als beim Bunsenbrenner, den man ja durch Regulierung der Flammentemperatur und damit der Flammenfärbung sowie ggf. durch einfaches Abschalten weniger gefährlich machen kann.
Die meisten chemischen Versuche, die aktiviert oder durch Erhitzen befördert werden müssen, sind außerdem mit der Heizplatte schlecht bedient. Das Aufheizen der Platte dauert lange und erfordert darüber hinaus wegen der großen Platte eine Energiezufuhr, die gegenüber der Punktheizung mit einem Brenner riesig ist.
Der Gasanschluss ist aber unerlässlich, weil hier die Energieausbeute auf den Punkt gebracht werden kann. Letztlich müssen sie auch die elektrische Energie für die großflächige Heizplatte über Heizkraftwerke (betrieben mit Kohle, Erdöl oder Erdgas) beziehen. Deren Ausbeute liegt auch nicht bei 100 %... Die wenigen alternativen Kraftwerke können wir vergessen.
Ich habe den Eindruck, dass Sie es hier mit einer Gruppe von Leuten zu tun haben, die sich (zu Recht) über die mit der Gasflamme verbundenen CO2-Emission und den Treibhauseffekt Gedanken machen. Die CO2-Emission ist auch beim Heizkraftwerk gegeben.

Leisten Sie also Überzeugungsarbeit - zugunsten des traditionellen Brenners.

Zu empfehlen ist darüber hinaus der Einsatz von Elektrokochern, wie sie in Büros benutzt werden. Das ist von Vorteil, wenn größere Mengen an heißem Wasser (zum Beispiel für Wasserbäder) bereitgestellt werden müssen.


Weitere Texte zum Thema „Sicherheit im Chemiesaal“


Diese Seite ist Teil eines großen Webseitenangebots mit weiteren Texten und Experimentiervorschriften auf Prof. Blumes Bildungsserver für Chemie.
Letzte Überarbeitung: 10. Dezember 2003, Dagmar Wiechoczek