Getöntes Glas

Experimente:
Versuch: Zerstörung der Beschichtung von getöntem Fensterglas


Auf welchem Effekt beruht es, dass manche Scheiben (häufig in letzter Zeit auch in Bussen zu sehen) von außen undurchsichtig sind, während die Fahrgäste fast ohne Beeinträchtigung nach außen schauen können?

Verspiegeltes Außenglas an der Australischen Botschaft in Berlin (Wallstraße).
Die Australische Flagge spiegelt sich darin. Man kann auf diese Weise nicht sehen, was im Gebäude abläuft.
Aber wir sind beim Fotografieren von innen her sicherlich aufmerksam beäugt worden…
(Foto: Blume)


Es handelt sich um Glas, das durch Bedampfung mit einer durchsichtig-dünnen Schicht Gold oder Silber quasi in einen Spiegel verwandelt worden ist. Es handelt sich um einen optischen Effekt, hier um Reflexion.

Man macht das aber weniger, um Spannerblicke abzuschirmen. Die Maßnahme dient zum Temperieren der Innenräume, denn es wird auch Wärmestrahlung (Infrarotstrahlung) reflektiert.

Allerdings muss es draußen deutlich heller sein als drinnen. Nachts kehrt sich der Effekt deshalb um. Dann sieht man von innen nach draußen nichts - aber man sieht von draußen nach innen. Das ist übrigens schon bei normalem Fensterglas der Fall. Aber auch hier gibt es mittlerweile schon Verbesserungen, sodass die Australische Botschaft auch nachts bei Innenbeleuchtung geschützt bleibt.

Das gilt auch für die Infrarot-Strahlung: Im Sommer sind die Innenräume deshalb trotz Sonneneinstrahlung kühl. Im Winter bleiben sie warm, weil die IR-Strahlung in den Raum reflektiert wird.

Am Tage hat die Verspiegelung einige Nachteile:

- So sitzt man quasi im Dämmerlicht und muss deshalb die Beleuchtung einschalten.
- Außerdem wird das Außenlicht, das trotz der Reflexion durchkommt, durch die Beschichtung farblich gefiltert, so dass es nicht mehr weiß ist. Denn dünne Schichten von Gold und auch Silber zum Beispiel erscheinen in der Durchsicht grünblau (cyan).

Denken Sie in diesem Zusammenhang daran, dass zum Beispiel eine rotglühende Zigarette im roten Licht einer Dunkelkammer weiß erscheint - weil dort Rot das Normlicht ist und nach wenigen Minuten Eingewöhnzeit von unserem Gehirn zum „Weiß“ erklärt wird.

Das hat zur Folge, dass im Innenraum Farben falsch wahrgenommen werden, da sich unser Auge rasch an falsches „Normlicht“ gewöhnt.

So mussten wir bei der Gestaltung von Schulbüchern für den Cornelsenverlag im Verlagsgebäude immer in einen Raum mit nicht verspiegelten Gläsern umziehen, um die Farben der Bilder zu prüfen. Denn das Cyan als Normlicht hat für unsere Gehirne alle an sich schneeweißen Buchseiten und daher auch die gedruckten Bilder mit einem Rotstich versehen.

Die wissenschaftliche Erklärung ist genau genommen folgende: Unsere Rezeptoren für Grün und Blau, die zusammen den Farbeindruck Cyan ergeben, werden ständig überfordert und reagieren auf die entsprechenden Reize nicht mehr. Aus dem Restlicht macht unser Gehirn die Komplementärfarbe von Cyan, also Rot.


Manchmal kann man die Bedampfungsschicht auch mit starken Säuren zerstören (-> Versuch).


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Letzte Überarbeitung: 22. Januar 2012, Dagmar Wiechoczek