6 Bedeutung der Behandlung chemischer Themen und der Einsatz von Experimenten im Sachunterricht
Die Behandlung naturwissenschaftlicher Themen beschränkte sich lange Zeit überwiegend auf Aspekte aus der Biologie. Gisela Lück geht in ihrem Buch "Leichte Experimente für Eltern und Kinder" [3] auf eine 1988 durchgeführte Studie von Aikenhead ein, welche schon damals zu dem Ergebnis kam, dass Schüler nur rund 10 Prozent ihrer Vorstellungen über Naturwissenschaften und deren Zusammenhänge aus dem schulischen Unterricht beziehen. Die Chemie nahm also nur einen verschwindend geringen Anteil in der Gesamtheit des Unterrichts ein.
Der Entwicklungspsychologe Erik H. Erikson versteht die Persönlichkeitsentwicklung des Menschen als eine Folge von genetisch festgelegten Abschnitten, welche jeweils mit einer Identitätskrise enden. [4] Der Begriff "Krise" beschreibt hier lediglich "das Zurechtfinden eines Individuums zwischen zwei Extremen" und ist nicht mit einer gegebenenfalls unüberwindbaren Katastrophe gleichzusetzen. Eriksons Ausführungen zufolge befinden sich Kinder im Schulalter in einer Krise, welche als "Werksinn gegen Minderwertigkeitsgefühl" bezeichnet wird. Dem voran geht das so genannte "Spielalter"; die Kinder wollen mit großem Tatendrang ihre Umwelt erkunden und zeigen großes Interesse an naturwissenschaftlichen Phänomenen, die ihnen Fragen aufgeben. "Das Kind will werden wie die Erwachsenen, es will Verantwortung übernehmen. Dazu braucht es Wissen im Umgang mit Dingen. (Altersstufe der W-Fragen: "Warum ist das so?", "Wie geht das?")" [5]
Davon ausgehend, dass nicht alle Kinder zeitgleich und klar abgegrenzt von der einen in die andere Phase wechseln, sollten Entwicklungsaspekte beider Stadien bei der Unterrichtsplanung beachtet werden.
Das zuvor bereits angesprochene Lernengagement seitens der Kinder beobachtete auch Gisela Lück wieder und wieder bei ihren Untersuchungen in Kindergärten und Tagesstätten. "Es zeigte sich eine hohe Akzeptanz der naturwissenschaftlichen Experimente bei den Kindern (80%-ige freiwillige Teilnahme bei attraktivem Alternativangebot)." [5]
Erklärungen und Antworten finden Kinder z. B. in Fernsehsendungen wie "Löwenzahn" oder der "Sendung mit der Maus". Seit einiger Zeit erscheinen zudem mehr und mehr Zeitschriften ("GEOlino", "Peterson und Findus", "Löwenzahn", National Geographics", ...), die sich unter anderem auch mit Themen der unbelebten Natur beschäftigen. Einige Kinder verfügen daher schon über ein umfangreiches naturwissenschaftliches Vorwissen.
Die neuen, sich in der Erprobung befindlichen Lehrpläne und Richtlinien für NRW [2] sehen nun auch die stärkere Umsetzung von Themen aus den Bereichen Physik, Technik und Chemie im Unterricht vor.
Diese Erweiterung soll den Schülern die Möglichkeit geben, Fähigkeiten, Fertigkeiten und Kenntnisse auf diesen Gebieten zu erlangen bzw. zu vertiefen. Klaus Wiebel fasste in seinem Referat "Auswahlkriterien und Argumente für Schülerexperimente im naturwissenschaftlichen Anfangsunterricht" einen Großteil der Anforderungen und Ziele von Experimenten wie folgt kurz zusammen:
Anforderungen an die Experimente:
Die Experimente müssen...
Ziele der Experimente:
Die Experimente sollen...