6 Unterrichtsvoraussetzungen
Um festzustellen, wie sich unterschiedliche Unterrichtsmethoden mit einem experimentell
orientierten Sachunterricht verknüpfen lassen und wie solch ein Unterricht bei den Schülern
ankommt, habe ich die Unterrichtseinheit in zwei unterschiedlich strukturierten Klassen einer
Grundschule durchgeführt.
Die erste Unterrichtserprobung erfolgt in einer dritten Jahrgangsstufe, die ich daher als
erste Erprobungsgruppe bezeichne. Die zweite Unterrichtserprobung führe ich in einer zweiten
Jahrgangsstufe. Sie wird im Folgenden als zweite Erprobungsgruppe benannt.
6.1 Lernsituation der ersten Erprobungsgruppe
In dieser Klasse sind 20 Schüler im Alter von 8-10 Jahren. Zwei Schüler wiederholen das
Schuljahr. Mit nur 6 Mädchen und 14 Jungen besteht kein besonders ausgewogenes Verhältnis
zwischen den Geschlechtern. Dieses Ungleichgewicht kann eine Erklärung für das unruhige
Verhalten der Klasse sein. Von den 20 Schülern sind zwei ausländischer Herkunft.
Die Leistungsstärke der Klasse ist insgesamt als durchschnittlich zu bewerten, wobei zu
berücksichtigen ist, dass es starke Leistungsabweichungen nach oben und unten gibt. Auf die
heterogene Leistungsstruktur muss beim Unterricht geachtet werden.
Bei dieser Klasse hat nach dem zweiten Schuljahr ein Klassenlehrerwechsel stattgefunden.
Obwohl seit den Sommerferien erst einige Wochen vergangen sind, lässt sich bereits eine enge
Bindung zur neuen Klassenlehrerin erkennen. Die vorher als unruhig bekannte Klasse, zeigt
jetzt ein gutes Arbeitsverhalten.
Aus den ersten beiden Schuljahren sind den Schülern freie Arbeitsmethoden bereits bekannt,
wie z. B. Tagesplan- oder Wochenplanarbeit, auch das Arbeiten an Stationen oder im Rollenspiel.
Gruppenarbeit war dabei regelmäßiger Bestandteil der offenen Unterrichtsmethoden.
Während meiner Hospitationsphase waren die Schüler gerade mit einer Wochenplanarbeit zum
Thema "Getreide" beschäftigt, die sich über einen Zeitraum von ca. zwei Wochen erstreckte.
In diesem Zusammenhang wurden Arbeitstechniken zur Wochenplanarbeit und zur Gruppenarbeit
thematisiert.
Ich konnte mir einen guten Einblick verschaffen, wie die einzelnen Schüler mit offenen
Lernformen umgehen und wie es um das Arbeitsverhalten und die Motivation der Klasse stand.
Das war bei der Planung meiner Unterrichtseinheit von großem Nutzen. So musste ich unter
anderem darauf achten, dass ich bei Aufgabenstellungen die Schreibarbeit knapp hielt, da
die Schreibschrift erst vor kurzem eingeführt wurde und die Schüler viel Zeit zum Schreiben
brauchten. Die Sitzkreissituationen durften nicht zu lange dauern, da sich die Schüler sehr
schnell ablenken ließen. Auch die Gruppenkonstellationen mussten beachtet werden, wobei mir
allerdings die Sitzordnung an Gruppentischen eine Orientierung bot. Es gab fünf Gruppentische
mit je vier Schülern. Die Sitzordnung wurde von der Klassenlehrerin so festgelegt, dass
die Schüler möglichst gut zusammenarbeiten können. Diese Gruppierungen hatten sich bereits
bewährt.