7.5 Weitere Unterrichtsmethoden

Im Folgenden stelle ich weitere Unterrichtsmethoden vor, die für die vorliegende Unterrichtseinheit relevant sind.


7.5.1 Sicherheitsregeln

Vor dem ersten Experimentieren müssen Verhaltensregeln besprochen werden. Auch wenn die Experimente ungefährlich sind, ist es wichtig, gerade im Hinblick auf die naturwissenschaftlichen Fächer der weiterführenden Schulen, dass die Kinder mit Experimentierphasen in der Schule sowie außerhalb der Schule Verhaltensregeln in Verbindung bringen und die Bedeutung der Regeln kennen.
Die Regeln werden für die Kinder einsichtiger und einprägsamer, wenn sie an der Erarbeitung und am Aufstellen der Regeln beteiligt werden. Das Festhalten in Wort und Bild, dargestellt auf einem großen Plakat, verdeutlicht die Sicherheitsregeln. Das Plakat sollte für alle gut sichtbar aufgehängt werden, so dass sich die Schüler mit einem kurzen Blick die Regeln vergegenwärtigen können.


Das Sicherheitsplakat (Foto: Agnes)


7.5.2 Wahrnehmungsübung mit einer Geräuschkassette

Die Geräuschkassette, auf der Alltagsgeräusche zu hören sind, schult die Wahrnehmungsfähigkeit der Schüler und bezieht den Gehörsinn aktiv mit ein. Ohne die Präsenz und die Umgebung der Geräuschsquelle, ist es zunächst nicht so einfach die Geräusche zu identifizieren. Umso mehr wetteifern die Schüler um die richtigen Lösungen.
Nach aktiven, bewegungsreichen Unterrichtsphasen wie die des Experimentierens kann diese Übung als Ruhephase und Konzentrationsübung genutzt werden.
Die Kinder sollen sich auf ihre Plätze setzen, den Kopf auf die Tischplatte legen, eine entspannte Haltung einnehmen und die Augen schließen, um ganz Ohr zu sein. Nach dem Abspielen der Kassette sollen sich die Kinder an die Geräusche erinnern und diese zuordnen können.
Die Anzahl der Einzelgeräusche und die Spieldauer der Kassette begrenzt sind. Zu viele Informationen und eine Zeitdauer, die fünf Minuten überschreitet, überfordern die Kinder.


7.5.3 Ideensammlung

Die Ideensammlung, auch Brain-Storming genannt, eignet sich besonders als Einstiegsmethode, um in ein neues Unterrichtsthema einzuführen. In der spontanen Ideensammlung werden die Interessen und die Vorerfahrungen der Schüler zum Thema deutlich, was bei der weiteren Planung des Unterrichts berücksichtigt werden kann.
Die Schüler sollen ihre Assoziationen zum Thema spontan nennen, wobei es kein richtig oder falsch gibt. So werden auch zurückhaltende Kinder ermuntert, sich am Ideenproduzieren zu beteiligen.
Damit keine Ideen verloren gehen, sollten sie schriftlich auf einem großen Plakat festgehalten werden. Entweder übernehmen zwei bis drei Schüler oder der Lehrer die Rolle des Schriftführers oder alle Schüler schreiben ihre eigenen Ideen auf. Dann muss allerdings mehr Zeit eingeplant werden. Bei dieser Variante bietet sich an, die Ideen der Schüler auf kleine Zettel zu notieren und anschließend auf einem großen Plakat anzuordnen. Es hängt von den didaktischen Überlegungen des Lehrers ab, welche Form hier verfolgt wird: Sollen die Vorerfahrungen der Schüler erkundet werden, soll das Aufschreiben von Stichworten geübt werden oder sollen sich die Schüler aktiv mit dem neuen Unterrichtsgegenstand auseinandersetzen, um bei der weiteren Planung mitzuwirken.
Für die Sitzordnung bieten sich zwei Formen an, entweder an Tischen oder im Sitzkreis. Die geeignete Form wird danach ausgewählt, ob das gesprochene Wort oder die schriftliche Aufzeichnung im Mittelpunkt steht.


Die Ideen der Schüler werden auf einem Plakat festgehalten (Foto: Agnes)


7.5.4 Das Forscherbuch

Das Handlungsprodukt einer experimentell orientierten Unterrichtseinheit des Sachunterricht kann z. B. das Erarbeiten eines eigenen Forscherbuchs sein.
Jeder Schüler erhält einen Hefter, in dem alle Arbeitsblätter zu der Unterrichtseinheit gesammelt werden, so dass am Schluss der Einheit ein Forscherbuch zum Thema entstanden ist, das der Schüler als Produkt seiner eigenen Arbeit mit nach Hause nehmen kann. Das Deckblatt darf der Schüler selbst gestalten. Das selbst entworfene Deckblatt unterstreicht den Wert der eigenen Aufzeichnungen und verstärkt die Identifikation mit dem eigenen Forscherbuch, das sie sicher noch lange aufbewahren werden.


7.5.5 Animismus

Der Begriff Animismus wird in diesem Zusammenhang entsprechend G. Lücks Definition verwendet. Animismus wird hier als die Beseelung der unbelebten Natur verstanden, die als didaktisches Mittel eingesetzt werden kann, um Sachverhalte zu verdeutlichen [2]. Mit der Erklärung „Die Wasserteilchen versuchen sich gegenseitig festzuhalten“, werden den Wasserteilchen menschliche Eigenschaften bzw. Verhaltensweisen zugeschrieben. Die unbelebte Natur wird beseelt.
Der rationale Naturwissenschaftszugang mit einer abstrakten Wissenschaftssprache schafft keinen affektiven Bezug zum naturwissenschaftlichen Phänomen und wird den Schülern auch keine erhellenden und einprägsamen Deutungen des Phänomens liefern. Deshalb bieten sich besonders für Kinder animistische Erklärungen an, um die Natur anschaulich zu machen.


7.5.6 Darstellendes Spiel

Das Darstellende Spiel bezieht sich in dieser Unterrichtseinheit auf das Nachspielen eines Sachverhalts. Ein theoretischer Sachverhalt z. B. die Erklärung der Oberflächenspannung des Wassers wird von den Schülern szenisch nachgespielt. Dabei schlüpfen die Schüler in die Rolle der Wasserteilchen, die sich gegenseitig festhalten. Durch die szenische Darstellung wird die animistische Erklärung noch anschaulicher. Es wird nicht nur ein sprachliches Bild sondern ein visuelles Bild geschaffen, das sich den Schülern einprägt, zumal sie selbst daran mitwirken.
Wenn die Schüler bereits Übung im darstellenden Spiel haben, führt die Aufforderung selber Szenen zu entwickeln, zu einer gedanklichen Auseinandersetzung mit dem Sachverhalt.


7.5.7 Didaktische Reduktion

Der Sachunterricht der Grundschule hat nicht das Ziel, in die Fachsprachen seiner Bezugsfächer einzuführen. Im fächerübergreifenden Sachunterricht werden Themen nicht wissenschaftlich erklärt, sondern lebensnah untersucht. Wenn chemische Sachverhalte durchgenommen werden, werden den Schülern die notwendigen Erklärungen geboten, die für das Verständnis der Versuchsergebnisse notwendig sind. Isoliertes Fach- und Formelwissen ist nicht hilfreich für das Verstehen von Zusammenhängen und wird deshalb den Kindern nicht abverlangt, da es in dieser Altersstufe das Lernen blockiert.
Um die Sachverhalte kindgerecht vereinfacht aber sachlich richtig zu vermitteln, muss der Lehrer über das notwendige theoretische und praktische Wissen verfügen und über das altersgemäße Rezeptionsverhalten der Kinder Bescheid wissen.
In meiner Unterrichtseinheit erkläre ich den Schülern das Phänomen der Oberflächenspannung folgendermaßen: Das Wasser besteht aus vielen kleinen Wasserteilchen. Diese versuchen sich gegenseitig festzuhalten. Die Wasserteilchen an der Wasseroberfläche halten sich besonders stark fest. Dieser Zusammenhalt der Wasserteilchen wird Oberflächenspannung genannt.
Die Anziehungskräfte der Wassermoleküle bzw. das Phänomen der Oberflächenspannung werden so anschaulich. Die Schüler können eine Vorstellung entwickeln, sich ein Bild machen.
Wenn man auf die Einführung bestimmter Fachbegriffe, wie hier den Begriff Oberflächenspannung, nicht verzichten möchte, empfiehlt sich, das Wort von allen Schülern gemeinsam nachsprechen zu lassen, an die Tafel zu schreiben und bei der Erklärung mehrere Male zu verwenden.


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Letzte Überarbeitung: 25. Januar 2005, Dagmar Wiechoczek