9.4 Motivation

Angeregt durch das Experimentieren der ersten Stunde bringen die Schüler bereits eine hohe Motivation mit, die durch das Experiment "Der Wasserberg" nochmals gesteigert wird. Hier wird den Schülern das Phänomen der Oberflächenspannung präsentiert, eine Eigenschaft des Wassers, von der manche Kinder bereits gehört haben und die deshalb ihr Interesse weckt.
Da jeder an diesem Experiment mitwirkt und jeder reihum die Tropfpipette benutzen soll, um das Wasserglas weiter zu füllen, entsteht eine gespannt, aufgeregte Atmosphäre. Ein Highlight ist die Tropfpipette, deren Handhabung bei diesem Versuch geübt wird.
Nun geht es in die eigentliche Arbeitsphase, die Stationenarbeit. Für diese Phase werden die Schüler in Gruppen eingeteilt, mit dem Hinweis, dass nun jede Gruppe ein Forscherteam bildet, um die Eigenschaft des Wassers und die Wirkung von Spülmittel genauer zu untersuchen. Die Ernennung zum "Forscherteam" fördert in besonderem Maße den Zusammenhalt innerhalb der Gruppe und steigert den Arbeitseifer.
Der besondere Reiz der Stationenarbeit beruht in der eigenständigen Arbeit. Den Schülern wird zugetraut, dass sie auch ohne Hilfe eines Erwachsenen nur mit einer schriftlichen Arbeitsanweisung die Experimente selbstständig durchführen können. Die Selbsttätigkeit der Schüler setzt in hohem Maße intrinsische Motivation frei.
Da in Gruppen gearbeitet wird, steht kein Schüler für sich allein, sondern kann seine Fähigkeiten in die Gruppe einbringen. Die erfolgreiche Durchführung der Experimente stärkt das Selbstbewusstsein der Schüler und macht Lust auf mehr Experimente.
Es ist mir wichtig, dass alle Experimente ungefährlich sind und sich relativ leicht durchführen lassen. Denn der erfolgreiche Ausgang eines Experiments ist für die weitere Motivation entscheidend. Außerdem sollen bis auf wenige Ausnahmen alle Materialien aus dem Haushalt zu beziehen sein, um einen Wiederholungseffekt zu provozieren. Die Schüler werden so ermuntert, die Experimente zu Hause nochmals durchzuführen und eventuell den Eltern oder Geschwistern zu zeigen.
Trotz allem will ich nicht ganz auf Labormaterialien verzichten. Durch das Verwenden von Bechergläsern, Glasstäben, Tropfpipetten und ungefährlichen Chemikalien wie Schwefel erreiche ich eine Chemielabor-Atmosphäre. Auf diese Weise wird der außerschulische Lernort, das Labor ins Klassenzimmer geholt. Die Schüler arbeiten wie kleine Wissenschaftler, verblüffenden Phänomenen auf der Spur, was wiederum die Motivation und den Arbeitseifer verstärkt und das naturwissenschaftliche Experiment in den Vordergrund rückt.


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Letzte Überarbeitung: 25. Januar 2005, Dagmar Wiechoczek