5.1.1 Planung der ersten Doppelstunde

Lernziele der ersten Doppelstunde:

Am Anfang der Planung habe ich für jede Stunde bestimmte Lernziele festgelegt, damit die Kinder während dieser Einheit ein vollständiges Bild des Themas erhalten.

Die Kinder wissen nach der ersten Doppelstunde:

und zusätzlich haben sie Verfahren kennen gelernt, die ihnen helfen, die richtige Lösung zu finden.

Um das Thema einzuleiten, werde ich eine Kartoffelpflanze, die ich zuvor in ein Glas gepflanzt habe, mit in den Unterricht bringen. Da nur der oberirdische Teil des Nachtschattengewächses zu sehen ist (unterirdischer Teil ist mit Alufolie abgedeckt), sollen die Kinder zunächst die Pflanze beschreiben und Vermutungen äußern, welches Gewächs sie untersuchen. Nachdem einige Vorschläge gemacht worden sind, die wahrscheinlich nicht zu dem richtigen Ergebnis führen, zeige ich den Schülern den unterirdischen Teil der Pflanze. Da die Kartoffel bekannt ist und man diese jetzt sehen kann, werden die Schüler diese nun identifizieren können.

Ihnen soll dadurch bewusst werden, wie eine Kartoffelpflanze aussieht und dass die Knolle unter der Erde wächst. Zusätzlich lernen sie genau zu beobachten und zu beschreiben. Anhand der mitgebrachten Pflanze können die Kinder wesentliche Merkmale der Kartoffelknolle bzw. des Gewächses entdecken.

Diese Einführung soll eine Verbindung zwischen dem vertrauten Unterricht und der experimentellen Phase sein. Die Schüler lernen zu Beginn, dass das genaue Beobachten und Entdecken unscheinbarer Eigenschaften wesentlich für die Ergebnisfindung ist. Dieses Verfahren ist ein bedeutender Teil der Experimentierphase und wird durch das Beschreiben der Pflanze, ihrer Knolle und deren Wurzel spielerisch geschult. Die Kinder begreifen somit, dass durch eine intensive Betrachtung Merkmale entdeckt werden können, die man zuvor für unwesentlich hielt. Das Gewächs wäre ohne Probleme erkannt worden, wenn sie sich auch mit dem unterirdischen Teil der Pflanze beschäftigt hätten.

Im weiteren Verlauf werden die Kinder in drei 5er Gruppen und zwei 6er Gruppen eingeteilt werden. Jedes Kind soll dann das Äußere der Knolle eigenständig untersuchen. Es soll so herausgefunden werden, wie sich die Kartoffel nach einiger Zeit verändert. Aus diesem Grund erhalten die Schüler drei Knollen, die sich in unterschiedlichen Wachstumsphasen (eine Kartoffel frisch aus dem Supermarkt, eine Knolle, die einige Tage liegen gelassen wurde und eine Kartoffel, die einige Wochen gelagert wurde) befinden. Das bekannte Nachtschattengewächs soll daraufhin mit Hilfe einer Lupe genauer betrachtet werden, damit wesentliche Wachstumsmerkmale kennen gelernt werden können. Aufgrund der handlungsintensiven Auseinandersetzung soll die Motivation der Schüler gestärkt werden, so dass eine positive Grundhaltung gegenüber dem Thema erhalten bleibt und Erfahrungen gemacht bzw. ausgetauscht werden können.

Eventuell sind den Kindern die einzelnen Merkmale bereits bekannt, da die Knolle in fast jeder Küche vorzufinden ist. Vielleicht haben die Schüler das Entstehen der Kartoffelaugen zuvor in der heimischen Küche gesehen, doch wahrscheinlich nicht bewusst wahrgenommen. Sie werden diese Augen eventuell vor dem Schälen der Kartoffeln entfernt haben, sich aber nicht intensiv damit beschäftigt haben, warum diese entstanden sind. Die Entdeckung der Augen soll nun im Unterricht diskutiert werden, so dass Vorerfahrungen ausgetauscht und analysiert werden können.

Auf zwei Arbeitsblättern sollen während der Erforschungsphase die Merkmale der Anfangsstadien festgehalten bzw. gezeichnet werden, damit diese länger im Gedächtnis bleiben. Die Schüler werden aufgefordert, die drei verschiedenen Kartoffeln zu zeichnen, mit allen Sinnen zu erkunden und ihre Beobachtungen dann aufzuschreiben. Sie sollen dazu die Oberfläche der Knollen ertasten, riechen und genau betrachten. Aufgrund der damit verbundenen intensiven Auseinandersetzung sollen sich die Kinder die Frage stellen, warum die Kartoffel Augen bildet und was aus diesen wird. Die Knolle, die einige Wochen gelagert wurde, führt die Lernenden zum richtigen Ergebnis. Anhand dieser kann erkannt werden, dass sich aus den Augen kleine Triebe bilden, die für den weiteren Wachstumsverlauf entscheidend sind.

Diese eigenständige, schrittweise Erörterung der Ergebnisse führt zu einer intensiven Auseinandersetzung mit dem Thema. Die Schüler sind aktiver am Unterrichtsgeschehen beteiligt und können ihre Vorerfahrungen in den Unterricht einbringen. Sinnvolle Zusammenhänge können dadurch erarbeitet und auftretende Fragen eigenständig beantwortet werden.

Nachdem die Anfangsstadien besprochen worden sind, soll anschließend überlegt werden, wie sich das Nachtschattengewächs weiterentwickelt. Dazu werde ich Anschauungsmaterialien (gezeichnete Bilder der einzelnen Wachstumsphasen) an die Tafel heften, das die Kinder ihrem Verlauf entsprechend in die richtige Reihenfolge bringen sollen. Danach soll im Stuhlkreis diskutiert werden, ob die vorgeschlagene Reihenfolge zutreffend ist und wie man diese bestimmen kann. Die Schüler sollen dazu den Verlauf des über- und unterirdischen Teils der Pflanze beschreiben. Ihnen soll bewusst werden, dass eine Kartoffel, die sogenannte Mutterknolle, eingepflanzt wird.

Wenn diese langsam abstirbt, entstehen die Tochterknollen, die zur Erntezeit eingelesen und später verkauft werden. Betrachtet man den oberirdischen Teil der Pflanze, so sollte den Schülern auffallen, dass aus den Blüten die Frucht entsteht. Anhand dieser Merkmale kann die Reihenfolge der Wachstumsphasen der Kartoffel erarbeitet werden. Wiederrum werden die Schüler aufgefordert, genaue Beobachtungen zu machen. Eventuell können sie ihre Vorerfahrungen, die sie im heimischen Garten oder in ihrer Umgebung gesammelt haben, in den Unterricht einbringen. Beispielsweise könnte einem Schüler auffallen, dass man den oberirdischen Verlauf des Nachtschattengewächses mit anderen Pflanzen oder Bäumen vergleichen kann. Anhand des Kirsch- oder Apfelbaumes kann zum Beispiel erklärt werden, dass nach der Blütenbildung die Frucht entsteht. Um sich den unterirdischen Wachstumsverlauf des Gewächses näher zu bringen, müssen die Kinder die Phasen genau betrachten. Anhand der Größe der Mutterknolle (im weiteren Verlauf auch der Tochterknolle) in den einzelnen Phasen kann die richtige Reihenfolge erörtert werden.

Zusätzlich zu den gemalten Bildern möchte ich den Kindern anhand von Folien die Pflanze und ihre Merkmale näher bringen. Fotografien, die auf Folie kopiert wurden, zeigen realistische Bilder des Gewächses. Aus diesem Grund können sich die Lernenden beispielsweise die Blüte oder die Frucht besser vorstellen.

Nachdem man mit den Schülern über die Fotografien gesprochen hat, sollen sie anhand einer weiteren Folie die einzelnen Pflanzenteile bestimmen und beschriften. Jedes Kind erhält diese Folie als Arbeitsblatt, so dass die einzelnen Teile der Pflanze von jedem Schüler beschriftet werden können. Dennoch soll die Aufgabe gemeinsam erarbeitet werden, so dass einige Lernende ihnen bekannte Pflanzenteile auf der Folie kennzeichnen können.

Auf dem Arbeitsblatt befindet sich eine ausgedachte Gestalt mit dem Namen "Dr. Knolle". Da dieser Animismus eine andere Perspektive eröffnet und eine Vertrautheit zwischen dem naturwissenschaftlichen Phänomen und dem kindlichem Verständnis schafft, befindet sich die Figur auf jedem Arbeitsblatt und gibt den Kindern wichtige Tipps, die zur Bearbeitung der Aufgabe wesentlich sind. Zudem zeigt Dr. Knolle den Schülern, ob es sich um eine Erforschungsarbeit handelt oder um ein chemisches Experiment. Wenn ein Experiment durchgeführt wird, hält Dr. Knolle ein Reagenzglas in der Hand, handelt es sich um eine Erforschungsaufgabe, so hat er eine Lupe in der Hand. In diesem Fall zeigt Dr. Knolle eine Lupe und gibt die zu nennenden Pflanzenteile vor, die von den Kindern nur noch an die richtige Stelle platziert werden müssen. Zusätzlich sollen die Schüler die giftigen Pflanzenteile mit einem Warnschild kennzeichnen und somit lernen, wie man die Pflanzenteile nennt und welche nicht verspeist werden dürfen. Anhand dieses Arbeitsblattes kann der Wortschatz erweitert und der Aufbau der Pflanze kennen gelernt werden. Zudem können auch einzelne Pflanzenteile wie zum Beispiel "Der Stängel" mit anderen Gewächsen in Verbindung gebracht werden. Am Ende der Stunde sollen nun kurz die Ergebnisse der "Erforschungsarbeit" zusammengefasst werden.

Arbeitsblätter der ersten Doppelstunde:

Unterrichtsmaterial der ersten Doppelstunde:


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Letzte Überarbeitung: 30. Juli 2004, Dagmar Wiechoczek