9 Resümee

Die Unterrichtseinheit "Von der Kartoffel zu den Kohlenhydraten" werde ich in meinem weiteren Berufsleben abermals anwenden. Die Kinder hatten Spaß an der Durchführung von Versuchen und erschlossen sich neue Zugänge, um ihr Wissen zu erweitern. Das Interesse und die Motivation etwas im Unterricht beizutragen war sehr groß, so dass sogar ein Schüler Zuhause im Lexikon nachschlug, um mehr über das Thema zu erfahren. Dies und das Verhalten der Schüler im Unterricht zeigt, dass sie motiviert waren, etwas über die sonst uninteressante Kartoffel zu lernen.

Obgleich die Schüler noch keine Vorerfahrungen mit Experimenten gemacht haben, standen sie diesen offen gegenüber. Die vorhandene Neugier der Grundschüler wird durch die Experimente verstärkt, so dass spielerisch ein Bezug zur Umwelt hergestellt werden kann. Da die Versuche leicht und mit Haushaltsgeräten (Kartoffelschäler, Reibe, usw.) durchzuführen sind, braucht man als Lehrkraft keine ausgiebige Vorerfahrung. Dennoch sollte man die Experimente vor Beginn der Einheit ausprobieren, damit man routiniert und problemlos mit den Kindern arbeiten kann.

Das eigenständige Aneignen der Lernziele und das wissenschaftliche Arbeiten stellte selbst für die schwächeren Schüler keine Überforderung dar. Es wurde gemeinsam erörtert bzw. eigenständig geforscht. Die Kinder waren stolz darauf eigene Idee zu überprüfen und eigenverantwortlich zu arbeiten. Schwierigere Fragen stellten eine spezielle Herausforderung für die Schüler da. Mittels der Versuche wurde zudem der soziale Umgang geschult. Die Kinder lernten andere Meinungen zu tolerieren, miteinander zu kooperieren und aufeinander einzugehen. Trotz der Eigenaktivität während der Erforschungsarbeiten wurden Ideen der Mitschüler aufgegriffen und erweitert. Sie erschlossen sich die Sinnzusammenhänge meist gemeinsam, so dass ein erfolgreicher Lernprozess zu verzeichnen war.

Besonders auffällig war das stetig wachsende Interesse für Banalitäten. Ich forderte die Kinder auf, nicht alles für selbstverständlich anzunehmen, sondern sich den Grund zu überlegen. Die Frage "Warum die Kartoffel eine Schale hat?" wurde von den Schülern direkt und sehr überzeugt beantwortet (Damit die Tiere die Knolle nicht essen.). Das diese Gegebenheit aber auch anders begründet werden kann, war ihnen nicht bewusst. Erst als sie den Langzeitversuch durchführten, erweiterten sie ihre Perspektive und fanden andere Gründe. Im Laufe der Einheit wurden immer spezifischere Fragen gestellt, da den Kindern bewusst wurde, dass sich naturwissenschaftliche Phänomene erklären lassen. Sie verknüpften spielerisch ihr zuvor erworbenes Wissen mit den Versuchergebnissen und fühlten sich dabei wie kleine Entdecker (Reihenfolge der Wachstumsphasen).

Zu Beginn der Einheit fanden die Kinder die Kartoffel nicht sehr aufregend, später betrachteten sie die Knolle als besonderes Forschungsobjekt. Kleinigkeiten bzw. unerwartete Veränderungen wurden sofort der Klasse und mir mitgeteilt. So kam eine sonst schwächere Schülerin beispielsweise vor Schulbeginn zu mir und berichtete, welche Veränderung an der Kartoffeln während des Langzeitversuches zu sehen war. Auffällig war, dass die Kinder besonders motiviert arbeiteten, wenn ihre erwarteten Ergebnisse nicht mit den tatsächlichen Lösungen übereinstimmten. Ich hatte den Eindruck, dass sie nun besonders an der Lösung interessiert waren. Aufgrund der falschen Prognose erweiterten sie gemeinsam ihre Sichtweise und versuchten die Antwort auf einem anderen Weg zu finden. Bedeutungsvoll war, dass die Kinder ihre Erfahrungen mit den Versuchsergebnissen verknüpften. Als beispielsweise die Frage "Wo findet man die Stärke in der Kartoffel" beantwortet werden sollte, versuchten sie mit Hilfe ihres Erfahrungsschatzes eine Antwort zu finden. Sie überlegten, was mit der gekochten Kartoffel passiert und waren dann überzeugt, dass das Salz dieV eränderung hervorrief. Aufgrund dieser Aussage wurde mir bewusst, dass die Schüler auf Kleinigkeiten, die zuvor keine Rolle spielten, intensiv achteten. Obwohl ich wusste, dass kein Lernender die richtige Lösung finden würde, wollte ich sie mit diesem Phänomen konfrontieren. Ich bin der Meinung, dass solche Lückenerlebnisse besonderes Interesse auslösen. Die Schüler können mit Hilfe des Lehrer die überraschende Antwort finden und haben dabei ein Aha-Erlebnis. Trotz des damit verbundenen Frontalunterrichts waren die Kinder wissbegierig und motiviert die Lösung zu finden.

Obwohl man davon ausgehen muss, dass jeder Schüler kein unbeschriebenes Blatt ist, wurde mir bewusst, dass einige Fertigkeiten von den Kindern erst erlernt werden mussten. Man sollte demnach die Unterrichtseinheit so planen, dass die Kinder die Möglichkeit haben, eigenständig Fähigkeiten zu erlernen. Das Schälen der Kartoffel viel den Kindern sehr schwer, obwohl sie dieses Verfahren schon Zuhause gesehen haben. Es wurde in dieser Situation deutlich, dass die Kinder das Schälen der Kartoffeln kennen, es selber aber noch nicht durchgeführt haben. Somit sollte man als Lehrkraft Gelegenheiten schaffen, den Lernenden Zeit zu geben, alltägliche sowie grundlegende Fähigkeiten und Fertigkeiten als auch fachspezifische Kompetenzen zu erlernen.

Zudem wird während der experimentellen Phase das Verhalten geschult, Verhaltensregeln werden aufgestellt und eingehalten. Die Kinder animieren sich gegenseitig Lösungen zu finden und kooperieren miteinander, so dass die Lehrkraft dabei nur eine betreuende und beobachtende Aufgabe hat. Man lernt die Schüler außerdem aus einer anderen Perspektive kennen und kann sie somit ihren Neigungen entsprechend besser schulen. Aufgrund der meist nur betreuenden Aufgabe während dieser Einheit hat man als Lehrer zudem Zeit Probleme (Rechtschreibfehler, richtige Struktur der Texte,...) der Schüler zu entdecken und zu beheben.

Abschließend möchte ich erwähnen, dass das Experimentieren mit den Kindern ein besonderes Erlebnis ist und man ist erstaunt, mit welcher Hingabe die Schüler arbeiten. Dieses handelnde und entdeckende Lernen führt zu einem fächerübergreifenden und lebendig gestaltendem Sachunterricht, der den Erfahrungsschatz der Schüler erweitert und die Kinder schult ihre Umgebung aus einer anderen Perspektive kennen zulernen.

Zudem bietet das Thema "Von der Kartoffel zu den Kohlenhydraten" viele weitere Anschlussthemen, die abermals einen offeneren Unterricht zulassen.

Mögliche Anschlussthemen:


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Letzte Überarbeitung: 24. August 2010, Dagmar Wiechoczek