Das Märchen von Prinzessin Leila!
Es war einmal eine süße, kleine Prinzessin namens Leila, die bald heiraten sollte.
Sie lebte auf dem großen Schloss ihres Vaters,König Großbart. Es war
das größte Schloss im ganzen Land, denn ihr Vater war der König von Akazien.
Leila war ein glückliches und wunderschönes Mädchen und so war es nicht
verwunderlich, dass die Verehrer scharenweise vor ihrer und ihres Vaters Tür standen,
um um ihre Hand anzuhalten.
Doch ihr Herz schlug nur für den starken Prinzen Jurek. Mit ihm hatte sie schon so
manche glückliche Stunde verbracht. Und so wurde bald bekannt gegeben, dass in der
nächsten Woche die Vermählung von Prinzessin Leila und Prinz Jurek stattfinden sollte.
Boten zogen in die Stadt und verkündeten überall die freudige Nachricht.
Nicht für jeden war das Anlass zur Freude. Die vielen verschmähten Verehrer
zogen sich traurig zurück.
Bis auf einen. Der böse und habgierige Graf Donnerknall, wollte sich nicht mit einer
Absage zufriedengeben, denn derjenige, der die schöne Leila zur Frau bekam, erhielt
obendrein den Königstitel und ganz Akazien dazu. Der jetzige König Großbart war
alt und müde und hatte den Wunsch, sich zur Ruhe zu setzen.
Der machtgierige Graf Donnerknall wollte unbedingt König von Akazien werden. Er
musste die Hochzeit der Prinzessin Leila mit dem Prinzen Jurek mit allen Mitteln verhindern
und Leila anstelle dieses aufgeblasenen Prinzen heiraten. So kam ihm eine äußerst
gemeine Idee.
Von zwei Schurken ließ er des nachts die schöne Leila im Schlaf entführen,
auf seine Burg bringen und hoch oben in einen Turm sperren.
Leila wusste nicht wie ihr geschah, als sie am nächsten Morgen in einem fremden,
kargen Kämmerlein erwachte. Als sie merkte, dass die Tür versperrt war, rief sie
ihren Vater und den geliebten Prinzen Jurek um Hilfe. Doch nichts geschah. Sie war in einem hohen,
fremden Turm gefangen.
Indessen ließ der Graf Donnerknall in der ganzen Stadt und bei Hofe des Königs
Großbart von Akazien verkünden, dass Leila nicht vorhätte diesen
nichtsnutzigen Prinzen Jurek zu heiraten, sondern vielmehr ihn, den mächtigen Graf
Donnerknall.
Als Leila diese unglaublichen Lügen zu Ohren kamen, schäumte sie vor Wut. Aber wie
sollte sie erklären, dass sie niemals den schrecklichen Grafen Donnerknall heiraten
wolle und den Prinzen Jurek über alles liebe, wenn sie in diesem Kämmerlein auf dem
Turm von Donnerknall gefangengehalten wurde. Es war hoffnungslos. Sie bekam den ganzen Tag nur
eine Scheibe Brot und eine Tasse Tee mit einem Stück Zitrone. Und nun sollten alle glauben
sie würde Graf Donnerknall heiraten.
Aber ihr schlauer Vater, König Großbart, wollte den Botschaften, dass seine
liebliche Tochter den scheußlichen Grafen wirklich heiraten wolle, keinen Glauben schenken.
So verlangte Graf Donnerknall von Leila, dass sie einen Brief an ihren Vater schriebe,
in dem sie mitteile, dass sie unendlich in den Grafen verliebt sei und ihn heiraten wolle.
Dann müsste auch der König davon überzeugt sein. Wenn Prinzessin Leila
diesen Brief nicht schreiben würde, dann würde Donnerknall sie zeitlebens nicht aus
diesem Turm herauslassen. Das würde bedeuten, Leila würde nie mehr ihren geliebten
Vater und Prinz Jurek zu Gesicht bekommen.
So saß Leila nun allein vor dem Bogen Papier, dem Faß mit blauer Tinte und der
Schreibfeder und wusste nicht was sie tun sollte. Sie wollte nicht für immer in diesem
Turm gefangen sein, aber sie wollte auch nicht den schrecklichen Grafen Donnerknall heiraten.
Es müsste doch eine Möglichkeit geben auf den Brief an ihren geliebten Vater
eine heimliche Botschaft zuschreiben. Aber wie?
Würde sie mit der normalen Tinte eine Nachricht an ihren Vater mit auf diesen Brief
schreiben, so würde auch Graf Donnerknall diese Nachricht entdecken und ungeheuer zornig
werden.
Nein, sie müsste mit undurchsichtiger Tinte eine geheime Botschaft an ihren Vater
unter den Brief schreiben können. Und erst wenn der Brief sicher in des Königs
Händen wäre, sollte König Großbart eine Möglichkeit finden die
geheime Tinte sichtbar zu machen.
Leila schaute sich in ihrem kargen Kämmerlein um. Doch sie entdeckte nichts, womit
sie eine geheime Botschaft hätte verfassen können. Traurig nahm Leila einen Schluck
von ihrem Tee. Da fiel ihr Blick auf die Zitronenscheibe. War das die Lösung?
Schnell trank Leila ihren Tee aus und träufelte Zitronensaft in die leere Tasse.
Wie ihr Graf Donnerknall befohlen hatte, schrieb Leila mit der blauen Tinte die geforderten,
verhaßten Worte über den Hochzeitswunsch mit dem Graf Donnerknall auf den Briefbogen.
Danach jedoch tauchte Leila die Feder in den Zitronensaft und schrieb für das Auge
unsichtbar eine geheime Nachricht an ihren Vater. Der Graf halte sie auf seinem Turm gefangen
und er solle sie schnell zusammen mit dem Prinz Jurek befreien kommen.
Und wirklich als Graf Donnerknall den Brief von Prinzessin Leila abholte, um ihn ihrem Vater
bringen zu lassen, bemerkte er die geheime Botschaft nicht. Der Brief wurde sofort durch einen
Boten zu des Königs Schloss gesandt.
Als der König den Brief seiner Tochter erhielt, war es bereits später Abend und
stockdunkel. Um die Nachricht lesen zu können, musste König Großbart den
Brief über eine Kerze halten. Und auf einmal erscheint wie durch Zauberhand unter der
Tintenschrift die geheime Botschaft der Prinzessin Leila. Der König verschenkte keine Zeit,
ließ den Prinzen Jurek kommen und machte sich sofort mit ihm auf, die Prinzessin aus den
Händen des gemeinen Graf Donnerknall zu befreien.
Und sie schafften es!
Keine drei Tage später war die schönste Hochzeit im ganzen Land. Kein Mensch hat je ein schöneres Brautpaar gesehen und wenn sie nicht gestorben sind, dann lieben sich Prinzessin Leila und Prinz Jurek noch immer.
Alexandra Sohst