8.3 Methodenvielfalt

Um den Unterricht ansprechend zu gestalten und somit die Konzentrationsfähigkeit der Kinder in vollem Maße ausschöpfen zu können, sollte man darauf achten, die Methoden in den Unterrichtsstunden in regelmäßigen Abständen zu wechseln. "Möglichst in jeder Stunde mehrfach einen Wechsel der Methoden und Sozialformen vornehmen!" lautet ein Zitat von Hilbert Meyer [6]. Er sagt jedoch nicht, dass die zufällig gewählte Abfolge von Methoden ein Qualitätsmerkmal für guten Unterricht ist, sondern dass man die Wahl der Methode und der Sozialform begründen soll.

Wir beginnen jede Stunde gemeinsam in einer Kreissituation. Die Kinder singen für uns ein Begrüßungslied, was als festes Ritual den Beginn der Stunde und die folgende Arbeitsphase markiert.
Dann wiederholen wir gemeinsam im Unterrichtsgespräch (UG) die letzte Stunde und besprechen die Hausaufgabe. Es ist den Kindern wichtig, dass ihre Arbeit und Leistung Anerkennung findet. Deshalb findet diese Kontrolle in der großen Gruppe statt. Nach dem Einstieg in das neue Thema folgt eine Phase, in der die Schüler sich aktiv mit dem Schwerpunkt der Stunde auseinandersetzten. Dies erfolgt in Form von Schülerversuchen.

Die Kinder sammeln beim Schülerversuch individuelle Erfahrungen mit dem naturwissenschaftlichen Arbeiten. Sie können sich handelnd mit dem Thema auseinandersetzen und kommen so mit allen Sinnen mit dem Thema in Kontakt. Der selbsttätige Umgang mit den Materialien und dem Arbeitsauftrag steht hier im Mittelpunkt. Weiterhin werden die Sozialkompetenzen der Kinder durch Formen der Gruppen- und Partnerarbeit gefördert.

Bei der Gruppenarbeit (GA) kommt der Organisation der Zusammenarbeit eine große Bedeutung zu. Die Schüler verfolgen gemeinsam ein Ziel, das Gelingen des Experimentes, und müssen sich über die Aufgabenverteilung einig werden. Sie können sich untereinander beraten und lernen zu argumentieren. Insgesamt sind die Redeanteile eines jeden Schülers wesentlich größer. Sie üben Teamfähigkeit und Aufgabenteilung. Der Lehrer ist in Phasen der Gruppenarbeit eher als Berater zu sehen. Im Hinblick auf die Umsetzung in der Praxis ist ein weiteres Argument für Gruppenarbeit bei Schülerexperimenten der geringere Materialaufwand.

Die Partnerarbeit (PA) ist für den Schüler eine übersichtliche und vertraute Situation. In unseren Stunden arbeiten die Schüler bei der Partnerarbeit mit ihrem ständigen Sitznachbarn zusammen. Die Absprache über die Arbeitsschritte bleibt zwar wichtig, ist jedoch für den Schüler überschaubarer. Dennoch üben die Kinder das Argumentieren und das Bilden von Thesen. Die Eigenverantwortung für sein Handeln zu übernehmen und es gegebenenfalls auch zu rechtfertigen ist wesentlicher Bestandteil der Partnerarbeit. Im Hinblick auf das Experimentieren ist ein wichtiges Argument für die Partnerarbeit, dass die Schüler sich in überschaubarer Sitz- bzw. Platzordnung handelnd mit dem Thema auseinandersetzen. Einige Versuche sind schließlich auch nur mit "vier Händen" durchzuführen.

Den Versuch "Grünspan selbst hergestellt" führen wir in Einzelarbeit (EA) durch. Das ist in dieser Form durch den geringen Materialaufwand möglich. Beim Experimentieren in Einzelarbeit sind die Schüler für ihr eigenes Ergebnis verantwortlich. Dies stärkt das Selbstbewusstsein der Schüler, die mit ganz individuellem Arbeitstempo und individueller Vorgehensweise zu guten Ergebnissen kommen. Hier liegt ein großes Motivationspotenzial, sofern der Anspruch des Experiments zwar auffordernd nicht aber überfordernd gehalten ist.

Nach dieser Phase der Selbsttätigkeit der Schüler folgt nach kurzer Einleitung in jeder Stunde ein Demonstrationsversuch.

Während eines Demonstrationsversuchs übernehmen die Schüler die Rolle des Beobachters.
Ihr Verhalten ist in dieser Phase jedoch keinesfalls als "passiv" zu bezeichnen. Es wird während dieser Phase von uns gewünscht, dass die Kinder Vermutungen äußern, sie sollen sich konzentrieren auf das, was sie sehen und dies genau beschreiben. Hier liegt eine große Schwierigkeit einiger Kinder, die noch nicht die Fähigkeit besitzen, eine spannende Situation auszuhalten oder ihre Beobachtungen in Worte zu fassen und etwas detailliert zu beschreiben. Hier lernen sie, wie sie Thesen bilden und eine Erklärung zu formulieren. Mit der Auswertung eines Versuchs wird diese dann als richtig oder falsch erkannt. Die Vermutungen, die die Kinder äußern, lassen wir so lang im Raum stehen, bis das Ergebnis des Experiments sie be- bzw. widerlegt [7].


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Letzte Überarbeitung: 17. August 2005, Dagmar Wiechoczek