10.9 Tatsächlicher Stundenverlauf

Während meiner Hospitation vor der Unterrichtseinheit ergab sich die Möglichkeit, die Schüler auf ihre Vorerfahrung zum Thema Säuren und Laugen zu befragen. Es stellte sich dabei heraus, dass die Schüler noch keinerlei Vorkenntnisse auf diesem Gebiet hatten.
Um den Einstieg in das Thema verständlich zu gestalten und die Kinder nicht am Anfang gleich zu überfordern, wurde mit ihnen in der ersten Stunde der Unterrichtseinheit zuerst ein Geschmackstest mit sauren Gurken durchgeführt. Die Schüler berichteten im Anschluss von ihrem Geschmackserlebnissen. Sie sollten Vermutungen anstellen, woher der saure Geschmack kommen könnte. Da die Schüler jedoch nicht von alleine darauf kamen, wurde ihnen erklärt, dass die Gurken in Essig eingelegt werden und der saure Geschmack von der Essigsäure herrührt. Der Essig war jedem Schüler ein Begriff, da er wahrscheinlich in jedem Haushalt zur Grundausstattung gehört.
Im Anschluss wurden die Schüler aufgefordert, einige sauer schmeckende Lebensmittel aufzuzählen. Sie überlegten dabei, ob bzw. welche Säure die genannten Lebensmittel besitzen. Auf diese Weise erkannten die Schüler, dass alle sauer schmeckenden Lebensmittel auch eine Säure enthielten. Dieses erste Merkmal konnte somit an der Tafel unter "Eigenschaften von Säuren" (saurer Geschmack) festgehalten werden.
Danach wurden mit den Schülern die Laugen erarbeitet. Einleitend stellte ich ihnen die Frage, wie sich zum Beispiel eine Seife anfühlt bzw. wie diese schmeckt. Dabei wurde davon ausgegangen, dass einige Schüler zu Hause möglicherweise schon einmal versehentlich etwas Seife in den Mund bekommen haben.
Die Schüler gaben die von mir erwartete Antwort, dass Seifen einen seifigen Geschmack besitzen und sie sich schmierig bzw. glitschig anfühlen.
Ihnen wurde erklärt, dass die Seife eine typische Lauge darstellt und alle weiteren Laugen ebenfalls die gleichen Eigenschaften aufweisen.
Durch die Gegenüberstellung der Eigenschaften von Säuren und Laugen an der Tafel konnte den Schülern anschaulich erklärt werden, dass Laugen das "Gegenteil" von Säuren sind.
Als nächstes sollten die Schüler einige von mir mitgebrachte alltägliche Gegenstände (Seife, Vollwaschmittel, Zitronen, Essig etc.) aus dem Haushalt, die auf einem Tisch inmitten des Stuhlkreises aufgebaut waren, nach Säuren und Laugen sortieren. Dazu wurden zwei Zettel mit der Aufschrift "Säure" und "Lauge" auf den Tisch gelegt.
Nach dieser Zuordnung alltäglicher Konsumgüter nach Säuren und Laugen wurde dazu ein Tafelbild erstellt. Somit besaßen die Schüler nun die Möglichkeit, sich an dieser Auswahl von Säuren und Laugen zu orientieren und ihre Eigenschaften mit anderen unbekannten Stoffen zu vergleichen. Die Begriffe "alkalisch" und "sauer" wurden in Zusammenhang eingeführt.
Die Schüler ordneten danach zielstrebig den beiden Begriffen fast alle Materialien richtig zu. Ihr Verhalten zeigte, dass sie nun bereits eine gewisse Vorstellung von den Begriffen "Säure" und "Lauge" hatten.
Im Anschluss daran, wurden die Sicherheitshinweise im Stuhlkreis besprochen. Anhand von Papptafeln mit entsprechenden Bildern erkannten die Schüler sofort die Botschaft. Sie waren bestrebt, die Sicherheitshinweise richtig zu interpretieren und sie sogleich ihren Mitschülern mitzuteilen.
Die Papptafeln mit den Sicherheitshinweisen wurden gut sichtbar für die Schüler an einer Wand im Klassenraum befestigt, um während der gesamten Unterrichtsreihe präsent zu bleiben.
Für den ersten Versuch begaben sich die Kinder an ihre Tische. Sie arbeiteten dabei in Vierer- bzw. Fünfergruppen. Die Schüler wurden nun gebeten, die Versuchsanleitung des ersten Experimentes "Farben zaubern mit Rotkohlsaft" (AB 1) vor der Klasse vorzulesen, um somit aufkommende Fragen beantworten zu können. Danach sollten die Schüler die Versuchsmaterialien auf ihren Tischen benennen und es überlegen, wozu sie benötigt werden.
Damit für jedes Kind verständlich wurde, wie es mit der Mengenangabe "einige Tropfen" auf dem AB 1 umzugehen hat, demonstrierte ich an einem Reagenzglas die Versuchsdurchführung. Trotz allem fügten einige Schüler eines Gruppentisches zu wenige Tropfen von dem Rotkohlsaft in die Reagenzgläser. Dadurch war bei ihnen das Farbergebnis nicht so farbenprächtig, wie an den anderen Tischen.
Im Allgemeinen wirkte sich die Farbveränderung des Rotkohlsafts bei der Demonstration zusätzlich motivierend auf die Schüler aus.
Die Versuchsdurchführung verlief wie geplant. Von den Schülern wurde das Experiment mit Sorgfalt ausgeführt und sie verfolgten mit Interesse die Reaktionen der einzelnen Stoffe.


(Foto: Kathrin)

Der Farbumschwung des Rotkohlsafts in den Reagenzgläsern beeindruckte die Schüler wohl am meisten, da sie sich lautstark darüber freuten und ihre unterschiedlich gefärbten Reagenzgläser untereinander verglichen.
Zum Schluss wurden die Resultate anhand eines Reagenzglasständers mit besonders deutlichen Farbergebnissen von den Schülern herausgearbeitet. Dabei sollten sie die Inhalte der einzelnen Reagenzgläser nochmals benennen und gleichzeitig aufgrund der farblichen Veränderung deuten, ob es sich um einen stark bzw. schwach alkalischen oder sauren Stoff handelt.

Die Stunde endete mit dem Arbeitsblatt 3, das die Schüler als Hausaufgabe bekamen.


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Letzte Überarbeitung: 07. Juni 2005, Dagmar Wiechoczek