12.9 Tatsächlicher Stundenverlauf

Die Unterrichtsstunde wurde mit der Durchführung des Experimentes "Indikatorpapier selbst gemacht" begonnen. Da die Schüler zuvor eine große Pause gehabt hatten, in der sie sich austoben konnten, waren sie nach der "Theoriestunde" wieder aufnahmefähig bzw. konzentriert.
Eine Überleitung zu dem Versuch wurde geschaffen, indem die Schüler darauf aufmerksam gemacht wurden, dass es auch eine andere, wesentlich bequemere Möglichkeit zum Nachweis von Säuren und Laugen gibt, als die Herstellung von Rotkohlsaft als Indikator. Ihnen wurde deshalb berichtet, dass die Chemiker zum Säure- bzw. Laugenachweis Indikatorpapier nehmen.
Als nächstes wurde der Versuch "Indikatorpapier selbst gemacht" von den Schülern in Einzelarbeit durchgeführt. Wie erwartet verlief das Experiment zügig und unkompliziert ab. Die Schüler legten ihr selbst hergestelltes Indikatorpapier auf etwas Küchenkrepp, dass auf freie Fensterbänke und Tische zum Trocknen platziert wurde.
Daraufhin folgte der Versuch "Zucker und Säuren", der mit der Fragestellung nach den Möglichkeiten zur Beseitigung von Säuren bzw. dem typisch sauren Geschmack von Säuren eingeführt wurde.
Auch wurden die Schüler noch vor Versuchsbeginn gefragt, wie sich wohl der Rotkohlsaft bei Zugabe von Zitronensaft verfärben wird und welche Farbe er bei mit Zucker gesüßtem Zitronensaft besitzt.
Derselbe Junge, der bereits im Vorfeld den Begriff "Indikator" kannte und ihn erklärt hatte, vermutete richtig, dass sich beide Lösungen rot verfärben würden. Über diese Aussage war ich überrascht, zumal der Junge richtig begründete, dass trotz des Zuckers auch weiterhin Zitronensäure in dem Becher vorhanden ist.
Das Ergebnis schien nun für die Schüler nicht mehr ganz so überraschend zu sein. Die mündliche Erklärung, dass der Zucker nur den Geschmack überdeckt, jedoch nicht die Säure beseitigt, hielt der besagte Junge schließlich wortgenau schriftlich auf seinem Arbeitsblatt 6 fest. Da ich davon positiv überrascht war, bat ich ihn, bei dem Vergleichen der Arbeitszettel, seine Notizen nochmals vor der gesamten Klasse vorzutragen.
Der Versuch "Neutralisation von Säuren" wurde im Anschluss durchgeführt, bei dem die Schüler erkennen sollten, durch welchen Stoff eine Säure bzw. Lauge beseitigt wird. Die Schüler wussten nun aus dem vorherigen Versuch, dass es Zucker nicht sein kann.
Bei der Frage nach der Bedeutung des Wortes "Neutralisation", antwortete ein Mädchen, dass es Wasser sei. Anscheinend hatte sie in dem Wort "Neutralisation" den Begriff "neutral", der in der zweite Unterrichtsstunde erklärt wurde, wieder erkannt und assoziierte mit ihm Wasser.
Den Begriff erklärte ich zunächst nicht ausführlicher, sondern lies die Schüler an der Stelle zuerst den Versuch durchführen.
Um den Kindern einen Überblick über die vorherigen Versuchsergebnisse zur Färbung des Rotkohlsaftes zu geben, sollten diese nochmals in ein Reagenzglas Zucker und Zitronensaft (chemisch sauer, geschmacklich süß) geben. In ein weiteres Glas füllten sie nur Zitronensaft (sauer) und in ein drittes Reagenzglas gaben die Schüler eine Zuckerlösung (neutral). Durch die farbliche Veränderung des Indikators in Form von Rotkohlsaft, sollten die Schüler nun die oben genannten Stoffe untersuchen, ob und wie stark sauer bzw. alkalisch die einzelnen Lösungen sind.
Zur farblichen Orientierung wurde in ein viertes Reagenzglas Wasser (neutral) mit ebenfalls einigen Tropfen Rotkohlsaft gefüllt. Dieser neutrale Stoff ermöglichte den Schülern somit einen Vergleich und eine Einordnung der übrigen Stoffe nach ihrer Säure- bzw. Laugekonzentration.
In ein letztes fünftes Reagenzglas sollten die Schüler zuerst etwas Zitronensaft geben und anschließend noch einige Tropfen eines alkalischen Stoffs - in diesem Fall Kaisernatron-Lösung. Hieran wurde den Schülern der Vorgang einer Neutralisation verdeutlicht.
Von der Reaktion des fünften Reagenzglases in Form einer starken Schaumbildung waren die Schüler sehr begeistert, zumal bei einigen Gruppen der Schaum zum Überlaufen drohte. Auch der Farbumschwung von anfangs rot über eine scheinbar transparente Lösung bis hin zu lila wirkte auf die Schüler sehr beeindruckend.
Den Kindern wurde im Anschluss verdeutlicht, dass eine saure Lösung nicht nur neutralisiert, sondern auch in einen alkalischen Stoff umgewandelt werden kann, sobald genügend Lauge dazugegeben wird.
Die Schüler wurden deshalb aufgefordert, in das sechste Glas, deren Inhalt bereits von einem roten in einen lila Farbton gewechselt hatte, noch einige Tropfen Kaisernatron-Lösung zu geben.
Von der Grünfärbung sowie der Tatsache, dass sie eine Säure bzw. Lauge über eine Neutralisation zu einer Lauge bzw. Säure verwandeln können, waren die Kinder sichtlich überrascht.


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Letzte Überarbeitung: 22. Oktober 2004, Dagmar Wiechoczek