1 Vorwort
Schon sehr kleine Kinder setzen sich nach Forschungen, z. B. nach Pauen und Wilkening [8], forschend und erkundend mit den Phänomenen ihrer direkten Umwelt auseinander, um an Erfahrungen zu gewinnen. Ereignisse werden von ihnen beobachtet, um sie bei einer Regelhaftigkeit interpretieren und daraus Schlussfolgerungen ziehen zu können. Kinder entwickeln ihr ganzes Denken, ebenso wie die Koordination ihrer körperlichen Bewegungen aus direkten Erlebniserfahrungen, also aus der sinnlichen Auseinandersetzung mit Phänomenen. Diese Art zu lernen ist ihnen die vertrauteste überhaupt, auch wenn ihnen die Wissenschaftlichkeit ihres alltäglichen Denkens und Tun sicherlich nicht bewusst ist. Das Lernen an Phänomenen bietet für Grundschulkinder also demnach die für sie naheliegendste Möglichkeit, sich Zusammenhänge zu erschließen und ihr Umfeld zu erkunden. Im Durchführen von Versuchen im Sachunterricht liegt in Verbindung damit die Chance, Kinder früh an "wissenschaftliche" Arbeits- und Denkweisen heranzuführen und somit Interessen und Fähigkeiten zu fördern.
Ein Phänomen ist nach Bosse [2] eine Naturerscheinung, die unmittelbar unsere Sinne anspricht. Wir lassen uns zunächst von dem Phänomen in seiner Ganzheit beeindrucken, ohne uns dabei etwa nur auf den physikalischen oder nur auf den ästhetischen Aspekt zu konzentrieren. Aber gerade dieses Staunen und die Ergriffenheit über Naturphänomene, in die auch Erwachsene noch versetzt werden, führen uns nach Wagenschein letztlich in eine Fragehaltung: "Wir nehmen das Phänomen wahr als Menschen, das heißt als Fragende." [9] Die intrinsische Motivation, dem dem bestimmten Phänomen zugrunde liegenden Sachverhalt auf die Spur zu kommen, könnte kaum größer sein.
Vor diesem Hintergrund habe ich mich darauf gefreut, die von mir geplante Unterrichtseinheit "Salz und Wasser" in einer dritten Klasse der "Grundschule Petzer Feld" in Bückeburg umzusetzen. Zum Thema "Salz und Wasser" habe ich mit den Kindern in drei Doppelstunden unter anderem Versuche und Experimente durchgeführt, mit denen unterschiedliche Aspekte im Zusammenspiel dieser beiden Stoffe aufgegriffen wurden. Die Versuche mit ihren Vor- und Nachbesprechungen nahmen in allen Stunden die meiste Zeit ein, aber auch historische und geographische Aspekte zum Thema wurden in meiner Planung berücksichtigt und nach Möglichkeit in Zusammenhang mit den Versuchen gebracht.
Besonders hat mich bereits im Vorfeld interessiert, ob sich etwa die neunjährigen Schüler darauf einlassen würden, die Versuchsergebnisse mit meiner Unterstützung vereinfacht zu deuten. Ebenfalls war ich gespannt darauf, inwieweit die Kinder die Versuchsdurchführungen selbständig bewältigen könnten.