6.6 Begründung der Planungsentscheidungen mit methodisch-didaktischen Überlegungen
In dieser ersten Doppelstunde erscheint es mir wichtig, sich damit zu beschäftigen, dass in jeder Form natürlich vorkommenden flüssigen Wassers Salze gelöst sind. Darum habe ich mich dafür entschieden, den Kindern zum Einstieg in einem Lehrerversuch zu demonstrieren, dass in Mineralwasser und Leitungswasser im Gegensatz zu destilliertem Wasser Salzkristalle übrig bleiben, wenn sie erhitzt werden. Dieser Demonstrationsversuch soll die Kinder für das Thema begeistern, da innerhalb kurzer Zeit ein deutliches Ergebnis sichtbar wird. Die Schüler wissen aus Erfahrung, dass Meerwasser salzig ist. Während des Versuchs wird ihnen bewusst, dass bei Verdunstung oder Verdampfung von Wasser Salz zurückbleibt, dass es also nicht mit dem Wasser verdunstet. An diese Erkenntnis werde ich in dem folgenden Theorieteil anknüpfen. Dabei wird über das Funktionsprinzip von Salzgärten und über das Entstehen von Salzwüsten sowie Salzstöcken gesprochen. Der Theorieteil hat neben seinen inhaltlichen Lernzielen auch die Funktion, dass die Schüler eine Verbindung erkennen zwischen ihren durch die Versuche gewonnenen Erkenntnisse und geologischen Gegebenheiten. Wichtig war mir außerdem ein Wechsel der Sozialform und Arbeitsmethode. Die Kinder einer Grundschulklasse können sich noch nicht lange auf eine Arbeitsmethode konzentrieren. Durch ein Unterrichtsgespräch entsteht eine gewisse Ruhe im Klassenraum, wodurch sich die Schüler nach einem spannenden Versuch wieder etwas sammeln können. Nach dem Unterrichtsgespräch bearbeiten die Schüler in Einzel- oder Partnerarbeit Fragen zum Text auf den Arbeitsblättern. Durch die Heterogenität einer Grundschulklasse passiert es häufig, dass die Schüler ihre Aufgaben unterschiedlich schnell erledigen. Deshalb werden die Fragen zum Text im Fall eines zeitlichen Engpasses in dieser Doppelstunde nicht bearbeitet, sondern als mögliche Beschäftigungsalternative in späteren Stunden zurückgestellt.
Ich habe mit Grund bei der Ausarbeitung aller Fragen zu den Texten darauf geachtet, dass die Kinder sie schnell und ohne Schwierigkeiten beantworten können: Den Schwerpunkt dieser sowie der nächsten beiden Doppelstunden sollen die Versuchsphasen mit ihrer Vor- und Nachbereitung bilden. Auch die Kinder sollen diese Schwerpunktsetzung erkennen und mit Freude ihr Interesse an naturwissenschaftlichen Arbeitsmethoden und Zusammenhängen entdecken.
Dass sich Salz in Wasser nicht einfach verflüssigt, sondern nur begrenzt gelöst wird, werden die Kinder in ihrem ersten Versuch entdecken. Dabei rühren sie eine gesättigte Salzlösung an, währenddessen sie ungelöste Salzkristalle im Glas behalten werden. Die Schüler werden diesen Versuch wie alle darauf folgenden in festen Gruppen zu drei oder vier Kindern durchführen. Sie haben dadurch Gelegenheit, während der Versuche Gedanken und Erkenntnisse auszutauschen, sich gegenseitig zu unterstützen und so voneinander zu profitieren.
Damit die Schüler sich naturwissenschaftliche Zusammenhänge verständlich machen können, sollten sie nicht zusätzlich mit befremdlichen Wörtern umgehen müssen, sondern sich wenigstens zunächst Sachverhalte in ihrer vertrauten Muttersprache erschließen dürfen [2]. Der Begriff "gesättigt" ist den Kindern z. B. geläufig als sprachliche Alternative für das Wort "satt". Wenn Grundschulkinder also erklären, das Wasser sei satt, wenn es kein Salz mehr lösen kann, ist dies eine gute Grundlage dafür, einen Zugang zu diesem Phänomen zu finden. Mit diesem Versuch werden die Kinder keinesfalls überfordert sein, was für mich neben seinem inhaltlich passenden Hintergrund ein wichtiges Kriterium bei der Wahl des ersten Schülerversuchs gewesen ist. Die Kinder sollen dadurch motiviert bleiben, weitere Versuche durchzuführen. Auf diesen Versuch lässt sich gut ein anderer aufbauen. Diesen folgenden Versuch "Schweres Salzwasser" habe ich als Lehrerversuch geplant, wobei ich ihn hauptsächlich anleiten werde, während verschiedene Schüler Versuchsschritte übernehmen können. Auf diese Art brauchen nicht alle Gruppen Erlenmeyerkolben und Trichter, außerdem halte ich die Versuchsdurchführung für etwas schwierig, weil dabei ein recht genaues Wasservolumen abgemessen wird. Es ist bei diesem sehr anspruchsvollen Versuch zu erwarten, dass einige Kinder stellenweise überfordert sein könnten, da die Drittklässler noch nicht gewöhnt sind, sich Stoffe auf molekularer Ebene vorzustellen. Auch aufgrund dieser Bedenken möchte ich diesen Versuch nicht zu lange in den Mittelpunkt stellen, sondern das Hauptaugenmerk auf das Ergebnis daraus lenken.
Der letzte Versuch dieser Doppelstunde "Das schwimmende Ei" ist ein sehr einfacher, anschaulicher sogenannter Freihandversuch. Anders als bei dem vorangehenden aufwendigen Lehrerversuch werden alle Kinder einen Zugang zu dem zu beobachtenden Phänomen finden. Bei diesem Freihandversuch wird die Erfahrungswelt der Schüler aufgegriffen und mit fachwissenschaftlichen Verfahren verknüpft [3].
Die Ergebnisse der beiden Schülerversuche dieser sowie aller folgenden Stunden werden von den Kindern schriftlich auf den dazugehörenden Arbeitsblättern festgehalten. Eine Verschriftlichung neuer Erkenntnisse ist meiner Ansicht nach förderlich für ihre dauerhafte Verinnerlichung. Die Schüler stellen dabei wichtige Aspekte heraus und gewinnen so unter anderem an Sicherheit in anschließenden Gesprächen z. B. mit ihren Mitschülern. Ein positiver Nebeneffekt für die Lehrkraft besteht dabei darin, sich ein Bild über den ungefähren Wissensstand der Schüler zu machen zu können.