3. Entdeckendes Lernen

Der Sachunterricht ist im Bemühen um Lebensnähe geprägt von den Formen entdeckenden Lernens.

Definition "entdeckendes Lernen":
Entdeckendes Lernen ist ein Lernen, bei dem sich Schülerinnen und Schüler selbständig mit einem Sachverhalt auseinandersetzen, eigenständig und eigenverantwortlich Probleme lösen, damit Lösungen und Lerninhalte selbst ergründen und so neue kognitive Strukturen aufbauen.
Nach Neber zeichnet sich entdeckendes Lernen durch drei spezielle Lernarten aus:
1. Lernen durch Beispiele:
Der Schwerpunkt liegt darin, Hypothesen zu einem Sachverhalt zu bilden und diese dann zu überprüfen. Auszeichnende Merkmale werden dabei identifiziert und analysiert.
2. Lernen durch Experimentieren (siehe Kap. 3.1)
3. Lernen durch Konfliktlösung:
Ein - meist von der Lehrkraft - ausgelöstes Problem steht im Mittelpunkt, welches bei den Schülerinnen und Schülern einen kognitiven Konflikt auslösen soll. Das Problem wird eigenständig bearbeitet und nach Möglichkeit gelöst.


3.1 Lernen durch Experimentieren

Inwiefern sind Versuche im Unterricht sinnvoll? Nach A. Hartinger, eignen sich Experimente für den Lernprozess aufgrund folgender Punkte:
1. Experimente sind anschaulich. Sie liefern einen visuellen und plastischen Zugang zu einer Theorie. Werden sie dazu noch vom Lernenden selbst ausgeführt, verlangen sie Eigeninitiative, die wiederum Konstruktionsprozesse unterstützt und sich somit förderlich auf das Lernen auswirkt.
2. Experimente sind Interessenförderlich. Phänomene die aus Experimenten hervorgehen, lassen Fragen aufkommen und motivieren zum Finden von Lösungen. Zudem ist aus "...motivationspsychologischen Untersuchungen bekannt, dass der Wunsch, selbstbestimmt aktiv zu sein, zentral für Aufbau und Erhalt intrinsischer Motivation ist."
3. "Experimente unterstützen naturwissenschaftliches Denken und fördern die Aneignung naturwissenschaftlicher Arbeitsweisen."
4. Experimente greifen Erfahrungen und Phänomene aus der Lebenswirklichkeit der Kinder auf.

Vor allem letzteres wird dem Hinweis des Lehrplanes gerecht, der Sachunterricht habe die Aufgabe den Schülern Orientierung und Hilfen zu geben zum Verständnis, zur Erschließung und Mitgestaltung ihrer Lebenswirklichkeit.
Auch die folgende Theorie spricht sich dafür aus, dass Experimente vor allem in Form von Schülerversuchen als Methode durchaus sinnvoll sind.
Nach Jerome Bruner ist Lernen am erfolgreichsten, wenn die drei folgenden Repräsentationsebenen durchlaufen werden können:
die ikonische Ebene: (Zeichnung, bildliche Darstellung)
die enaktive Ebene: (Handlungsebene)
die symbolische Ebene: (symbolische Darstellung, z. B. Zahlen oder Buchstaben)

Für ein naturwissenschaftliches Thema repräsentiert demnach die Durchführung eines Experiments die enaktive Ebene, eine Zeichnung als oder in einer Experimentiervorschrift dagegen die ikonische Ebene und das schriftliche Festhalten des Ergebnisses, die symbolische Ebene.
Gerade im Schülerversuch durchläuft der Lernende somit alle drei Ebenen.

Experimentieren im Unterricht bedarf jedoch einer guten Vorbereitung, sonst wird aus dem Erfolgserlebnis schnell ein Misserfolgserlebnis.
"Der positive Verlauf des eigenständig durchgeführten Experiments trägt zudem zur Förderung der Selbständigkeit und Autonomie bei."
Versuche müssen gut vorbereitet und angemessen erklärt werden. Das Experiment liefert nur ein bestimmtes Phänomen oder einen Eindruck. Wie dieser Zustande kommt, wird jedoch nur selten durch das Experimentieren an sich deutlich. Um das Beobachtete zu verstehen, ist es notwendig den Versuch im Vorfeld bzw. im Nachhinein didaktisch aufzubereiten. Erst durch das Verstehen kann ein Bezug zu naturwissenschaftlichen Gesetzmäßigkeiten gezogen und somit eine Brücke zur naturwissenschaftlichen Bildung geschlagen werden.


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Letzte Überarbeitung: 31. August 2004, Dagmar Wiechoczek