5.7.2 Das Seifenschiffchen

Für die kleine Bastelarbeit benötigt man für jedes Kind einen Streichholzschachteleinschub, ein Gummiband, ein bisschen Papiertuch und man sollte von zu Hause viele kleine Seifenstückchen mitbringen, die man zuvor aus einem Stück fester Seife zurechtgesägt hat. Man kann dies auch mit einem Messer probieren, aber meiner Erfahrung nach eignet sich das Sägen mit einer Bügelsäge, da dabei das Auseinanderbrechen der Seife vermindert wird. Zur Vereinfachung des sonst aufwendigen Austeilens der jeweiligen Materialien bot sich an, für jedes Kind eine leere Streichholzschachtel mit dem Material für ein Seifenschiffchen vorzubereiten. Diese befüllten Streichholzschachteln wurden dann in der Klasse ausgeteilt. Aus den Materialien wurde dann einfach ein Boot konstruiert, indem das Stückchen Seife mittels des Gummibandes am Schachteleinschub befestigt wurde. Den Schülern wurde im Vorfeld erläutert, dass ein Seifenschiffchen nur einmal auf der Wasseroberfläche fahren kann. Dies hängt damit zusammen, dass die Tenside sich sehr weit auf der Wasseroberfläche ausbreiten, wie man im Versuch "Die Kraft der Seifenteilchen" erleben konnte. So würden nach der Jungfernfahrt eines Bootes kaum noch Wasserteilchen verdrängt werden, und wir würden keinen angemessenen Antrieb mehr bei einem zweiten Versuch erfahren. Daher sollte dies zuvor erklärt werden, damit die Schüler besonders verantwortungsbewusst mit ihrer einzigen Versuchsdurchführung umgehen können. Außerdem war der Wunsch der Kinder, das Boot mit nach Hause nehmen zu dürfen, so groß, dass vereinbart wurde, dass die Seifenschiffchen dann aber auch wieder schnell aus dem Wasser genommen werden müssten, um ein Durchweichen des Kartons zu verhindern. Daher lagen auf den Gruppentischen ebenfalls Papiertücher, auf denen die Schiffe nach dem ersten und einzigen Schwimmversuch trocknen konnten. Für den Fall, dass die Schüler ihr Boot anschließend noch transportieren mussten, habe ich kleine Papiertücher zurechtgeschnitten und mit in die Streichholzschachteln gelegt, damit in diese das Stückchen Seife eingewickelt werden konnte, da die Seife etwas schmiert, sobald es nass wird. Für jedes Kind sollte nun die Möglichkeit bestehen sein selbst gebasteltes Seifenschiffchen zu Wasser zu lassen. Dafür eignen sich Plastiksuppenteller, in die bis zur Hälfte Wasser geschüttet wurde. Diese Suppenteller besitzen leider nicht den nötigen Durchmesser für die Strecke, die unsere Boote zurücklegen können, aber im Klassenzimmer würde kaum etwas anderes machbar sein. Ich habe die Neugier der Kinder auf einen zweiten Schwimmversuch des Bootes geweckt, indem ich den Vorschlag machte, das ganze zu Hause in der Badewanne auszuprobieren, dabei darf aber noch kein Badezusatz im Wasser sein.

Die Fahrt eines jeden Seifenschiffchens wurde zu einem Rennen gestaltet, indem alle Kinder gleichzeitig ihr Boot am Rand des Suppentellers zu Wasser ließen, und diejenigen Schüler, bei denen das Boot die gegenüberliegende Begrenzung des Tellerrandes erreicht hatte, hoben den Arm.

 
(Fotos: Janina)

Beobachtung und Deutung:
Bei allen Schülern erreichte das Schiffchen nach kurzer Zeit sein Ziel und die Schüler waren fasziniert davon, dass es ganz von alleine fuhr. Man sah den Kindern richtig an, dass ihnen der Moment des Wettrennens besonders Spaß machte. Dass sich das Seifenschiffchen wie von Zauberhand vorwärts bewegt, verdanken wir der Kraft der Tensidteilchen, wie wir sie ebenso im Experiment "Die Kraft der Seifenteilchen" beobachten konnten. Denn mithilfe der Kraft der Verdrängung der obersten Wasserteilchen entsteht ein Antrieb, der sogar so stark ist, dass sich ein streichholzschachtelgroßes Boot von alleine vorwärts bewegt.

Ich bin dann mit den Schülern noch einmal auf die Problematik der Tenside eingegangen, denn wo könnte man ein Seifenschiffchen besser schwimmen lassen als auf einem Teich oder einem See. Aber die Tenside können in großen Mengen den im und am Wasser lebenden Tieren erheblichen Schaden zufügen. Am Beispiel des Wasserläufers wurde den Schülern klar, dass dieser sich nicht mehr auf der Wasseroberfläche bewegen kann, solange sich ein Seifenfilm auf dem Wasser befindet, denn er würde genauso untergehen wie die Büroklammer in unserem ersten Experiment. Den Kindern sollte zu verstehen gegeben werden, dass man generell sparsam mit Seife oder Spülmittel umgehen muss, denn zu viele Tenside schaden der Umwelt auf Dauer, da es meist einige Zeit benötigt, bis die Tenside restlos abgebaut sind.

Zum Abschluss der Stunde teilte ich die Geschichte vom Bootsmann Willi aus, wobei der Schluss noch offen blieb, so dass die Schüler die Hausaufgabe erhielten, die Geschichte zu Ende zu schreiben, wofür sie die Hilfe eines eigenen Gummibärchens, das ich jedem Kind austeilte, in Anspruch nehmen durften. Ich gab noch den Tipp, dass sich der Inhalt der Geschichte an unser Experiment mit dem Seifenschiffchen anlehnen durfte. Außerdem war für die Kinder, die ihr Schiffchen mit nach Hause nehmen konnten ein Anreiz, die Geschichte selbst durchzuspielen, und dabei gleichzeitig den Versuch eigenständig noch einmal durchzuführen, gegeben.

Hausaufgabe:
Schreibe die Geschichte vom Bootsmann Willi zu Ende. Falls der Platz auf dem Arbeitsblatt nicht reicht, schreibe sie in deinem Schreibheft weiter.


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Letzte Überarbeitung: 26. August 2004, Dagmar Wiechoczek