Rettet Tintus! (Teil 1)

In irgendeinem Land, irgendwo auf dieser Welt gibt es ein Haus - kein besonderes Haus, einfach ein Haus, in dessen Erdgeschoss sich eine Apotheke befindet und in dem in insgesamt vier Wohnungen ganz unterschiedliche Menschen wohnen. In einer dieser Wohnungen lebt ein Schriftsteller, aber um den soll es hier nicht gehen. Nein, es geht um sein Arbeitszimmer, denn dort leben Tintus und seine Freunde - und zwar mitten auf dem Schreibtisch, oder, besser gesagt, neben der Schreibtischlampe auf einem schon recht zerknitterten Blatt Papier. Tintus und seine Freunde sind nämlich Tintenkleckse. Er selbst ist königsblau und glänzt ein bisschen. Er stammt direkt aus dem Lieblingsfüller des Schriftstellers und ist noch gar nicht alt.
Mit ihm zusammen leben auf dem Papier noch drei andere Tintenkleckse: Zunächst ist da noch Ruby. Sie ist wunderschön rot und ein bisschen eingebildet - schließlich ist sie Lehrertinte... Gallus ist der älteste der Freunde. Er ist schwarz und hebt ständig hervor, er sei eine Eisengallustinte, womit die Anderen nicht das Geringste anfangen können - aber das ist auch nicht wichtig, denn erklären kann es Gallus selbst nicht. Schließlich ist da noch Teeodora. Sie ist ebenfalls schwarz. Welche Art von Tinte sie ist, hat sie vergessen. Sie weiß nur noch, dass es irgendetwas mit ihrem Namen zu tun hat.

Eines Tages - die vier Freunde spielen gerade Weitklecksen - geschieht etwas äußerst Sonderbares und zugleich furchtbar Schreckliches. Auf dem Schreibtisch taucht ein Stift auf, den niemand dort vorher je gesehen hat. Er ist riesig groß und hat zwei verschiedenfarbige Minen: eine blaue und - wie merkwürdig - eine weiße. Die blaue Schreibspitze ist von einer Kappe bedeckt, die weiße Seite jedoch liegt frei - und sie kommt direkt auf Tintus zu. Der reißt die Augen auf. Was will der Fremde nur von ihm?! Und dann passiert das Unfassbare: Als der Stift Tintus berührt, verschwindet er einfach Stück für Stück! Tintus ist vor Schreck wie erstarrt und als nur noch ungefähr die Hälfte von ihm zu sehen ist, wird er ohnmächtig. Die drei anderen Kleckse schreien und stürmen auf den Bösewicht zu. Aber ohne Erfolg. Der Stift ist stärker und vollbringt in aller Ruhe seine grausame Tat. Dann hüpft er zurück in seine zweite Kappe und macht sich aus dem Staub.

Die Freunde sehen sich fassungslos an. "Hinterher! Der hat Tintus entführt!", ruft Ruby, und schnell springen die Drei vom Papier. Glücklicherweise ist der Bösewicht noch nicht weit gekommen, erst bis zur Schreibmaschine. Und schon ist er umzingelt. "Rück sofort unseren Freund wieder raus!", schreit Gallus, während Teeodora versucht, den langen Stift umzuschubsen. Doch wenn die drei Freunde gedacht haben, sie hätten Tintus nun wieder gefunden, dann haben sie sich gewaltig geirrt, denn als der Stift sich endlich ergibt, und die Kappe von seiner weißen Mine zieht, ist da kein Tintus. "Ich habe euren Freund nicht entführt", erklärt er. "Aber wo ist er dann?", will Teeodora wissen, "Und wer bist du?" Die Antwort auf diese Frage jagt den Freunden einen Riesen-Schreck ein: "Mein Name ist Ede. Ich bin ein Tintenkiller." Als Ruby das hört, fängt sie bitterlich an zu weinen. "Ein Killer? Du hast Tintus umgebracht?", schluchzt sie. "Aber nein, man nennt mich nur so, weil ich einige Tinten verschwinden lassen kann. Aber ihr könnt beruhigt sein. Euer Freund ist noch genau da, wo er vorhin war. Ich habe ihn nur unsichtbar gemacht." Als Ede sieht, wie verzweifelt die Kleckse sind, bekommt er Mitleid und auch ein schlechtes Gewissen. Deshalb bietet er ihnen seine Hilfe an, einen Weg zu finden, Tintus wieder sichtbar zu machen. Denn was man unsichtbar machen kann, so sagt er, kann man auch wieder sichtbar machen.

So gehen die Vier also zurück zu dem Blatt Papier. An der Stelle, an der Tintus verschwunden ist, rufen sie nach ihm, aber er gibt keinen Ton von sich. Ob er doch fort ist? Während sie noch diskutieren, meldet sich plötzlich, ganz vom Rande des Papiers, eine leise, sehr piepsige Stimme: "Ähem...Entschuldigt bitte. Vielleicht kann ich euch helfen." Gallus, Teeodora und Ruby sehen sich verdutzt an. Nein, Tintus ist das nicht - aber wer dann? "Mein Name ist Zitronella. Ich bin ein Klecks Zitronensäure. Für euch bin ich unsichtbar, aber ich weiß, dass man meine Familie früher als Geheimtinte benutzt hat. Man kann mich nämlich sichtbar machen, und wenn das mit mir funktioniert, warum dann nicht auch mit Tintus?!" Natürlich wollen die vier Anderen sofort wissen, was sie tun müssen, um Zitronella (und vielleicht dann auch Tintus) sichtbar zu machen. Zitronella verrät ihnen auch das Geheimnis - aber da gibt es ein großes Problem: Alleine können die mittlerweile fünf Freunde es niemals schaffen!
Sie brauchen Hilfe: (die Schüler).


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Letzte Überarbeitung: 17. November 2006, Dagmar Wiechoczek