Die Bestäuber als Geisel
(Foto: Blume)
Ein Aronstab hat einen Blütenstand, in dem weibliche und männliche Blüten
getrennt sind. Die Samenanlage schaut als lilabrauner Kolben aus einer Scheide
heraus, die sie kapuzenartig umgibt. Die weiblichen und männlichen Blüten
befinden sich unterhalb des Kolbens in einem geschlossenen Bereich, sozusagen
unterhalb des Kragens der Kapuze...
Die weiblichen Blüten duften fein nach Aas, lecker genug für die
Schmeißfliegen, die dadurch angelockt werden. Sie kriechen deshalb in den
unteren Teil der Kapuze. Die enthält in diesem Bereich hinterhältigerweise einen
Kranz von Borsten, der ein Entweichen der Fliegen verhindern. Das erinnert an
eine Reuse, mit der man Krebse oder Aale fängt.
Damit die Insekten die Blüte wieder verlassen können, müssen sie mit ihren
mitgebrachten, von früheren Besuchen anderer Aronstabpflanzen stammenden Pollen
die weiblichen Blüten befruchten. Denn erst nach erfolgreicher Befruchtung beginnen
die Reusenhaare zu verwelken. Etwa einen Tag später werden die Schmeißfliegen
freigesetzt. Inzwischen haben sie sich noch mit frischen Pollen beladen. Für die
Strapazen werden sie vom Aronstab mit leckerem Nektar entschädigt.
Anschließend verwelkt das Kapuzenblatt, wobei sich der Kolben des Aronstabs in
eine Ansammlung schöner, roter Früchte umwandelt. Das Fruchtfleisch wiederum ist
eine leckere Speise für die Amseln, die sich daran schadlos halten. Sie danken
es der Pflanze, indem sie die nicht verdaulichen Samenkörner mit ihrem Kot
verbreiten.
Befruchtete Blüte und Früchte des Aronstabs
(Fotos: Blume)