Energie aus Biomasse - wirklich eine Alternative?

Die Verwendung von Biomasse, also der Einsatz von Holz, Stroh, Mist, Algen sowie von Inhaltsstoffen wie Kohlenhydraten, fetten Ölen, ätherischen Ölen oder Harzstoffen zur Energieerzeugung ist faszinierend. Nicht nur Pflanzen- und Tierreste sind hier zu nennen, sondern auch der Müll. Alle diese Stoffe sind letztendlich in ihrer Grundsubstanz kohlenwasserstoffartig. Biomasse stellt gebundene Sonnenenergie dar. Sie kann durch Verbrennen leicht in Wärme umgewandelt werden. Anders als bei den fossilen Rohstoffen handelt es sich hier um nachwachsende Rohstoffe, also um regenerative (erneuerbare) Energiequellen.

Grund für die Rückbesinnung auf biologische Rohstoffquellen war zunächst die Ölkrise in den siebziger Jahren des letzten Jahrhunderts. Holz und Pflanzenreste wie Stroh und Schilf gibt es (anders als fossile Rohstoffe) in Riesenmassen. Cellulose und Lignin sind die häufigsten organischen Substanzen der Erde.

Hinzu kamen die landwirtschaftlichen Überschüsse, die die Europäische Union produziert. So können beispielsweise nur 80 % der fetten Pflanzenöle als Nahrungsmittel abgesetzt werden.

Als besonders positiv wird herausgestellt, dass diese "Energiepflanzen", wenn man sie verbrennt, gerade soviel Kohlenstoffdioxid an die Atmosphäre abgeben, wie sie während ihres Wachstums aufgenommen haben. Der große, seit Millionen von Jahren währende Kohlenstoff-Kreislauf bleibt also geschlossen.

Im Moment wird aber mehr Kohlenstoffdioxid freigesetzt, als durch Pflanzen oder durch deren Fossilation gebunden wird. Will man diese Freisetzung einschränken, so muss man bis zum Jahre 2020 den Energiebedarf zu einem Drittel aus Biomasse decken.

Damit schaltet man zunehmend auf den kurzen Kreislauf um: Es wird frische Biomasse zur Energiegewinnung herangezogen, das bei deren Verbrennung entstehende Kohlenstoffdioxid wird beim Wachstum weiterer Biomasse wieder gebunden.

Der kurze Kohlenstoff-Kreislauf endet allerdings rasch - mit der Unbewohnbarkeit und Verwüstung weiter Landstriche. Grund ist die mangelnde Versorgung eines großen und zugleich rasch wachsenden Teils der Erdbevölkerung mit ausreichenden Rohstoffmengen zur Energiegewinnung.

Vor allem in der Dritten Welt wird Biomasse (Holz und Gesträuch, Gras und andere Pflanzenreste sowie Tierdung) traditionell als Brennmaterial genutzt. Für viele Menschen sind Pflanzenreste hier die einzig nutzbare Energiequelle.

Dadurch wird aber immer mehr Pflanzenbewuchs und vor allem Wald vernichtet. Und mit der Waldvernichtung wächst die Erosion der Böden, die das Nachwachsen verhindert. Damit hängt zusammen, dass sich Überschwemmungen tiefer gelegener Gebiete häufen, wie immer mehr gemeldet wird. UNO-Experten schätzen, dass im Jahr 2000 mehr als 1,4 Milliarden (1,4 tausendmal tausendmal Tausend) Menschen nicht mehr genügend Brennholz hatten - wie in der Sahelzone in Mittelafrika.

Man könnte versuchen, nachwachsende Rohstoffe auch auf großen Plantagen zu züchten. Aber auch hierbei macht sich ein großer Nachteil bemerkbar: Pflanzen in Monokulturen benötigen gute Böden und Wasser. Diese werden der Nahrungsmittelgewinnung entzogen. Hinzu kommen noch Düngung und vor allem der wegen der Monokultur notwendige Einsatz von Pflanzenschutzmitteln (Pestiziden) mit ihren schlimmen Folgen für das Grundwasser und die belebte und unbelebte Umwelt. Bezieht man noch den Energiebedarf durch Maschinen bei Aussaat, Pflege, Ernte und Transport mit ein, so ist die Bilanz für die Energiegewinnung aus nachwachsenden Rohstoffen eher negativ. Dies ist besonders auch unter dem Aspekt eines äußerst niedrigen Wirkungsgrads beim Heizen mit Holz festzustellen.

Wenn man die Umwelt schonen will, sollte man so wenig wie möglich fahren und dabei auch noch Energie sparen. Leider bilden die umweltfreundlichen Seifenkisten keine Alternative für den Alltag...

Seifenkistenrennen
(Foto: Blume)


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Letzte Überarbeitung: 27. April 2012, Dagmar Wiechoczek