Lebende Fossilien: Ginkgo-Baum und Co.
Bild 1: Ginkgobaum in unserem herbstlichen Garten
(Foto: Blume)
In vielen Gärten und Parks stehen diese Bäume, die im Herbst so wunderschön gelbes Blattwerk abwerfen.
Es handelt sich um den Ginkgo. Der stammt aus China und Japan, und um ihn ranken sich viele Legenden.
Schon J. W. Goethe kannte ihn - von ihm stammt sogar ein berühmtes, wenn auch etwas anzügliches
Gedicht (1815) an seine Angebetete Marianne von Willemer über diesen zweihäusigen Baum:
Ginkgo Biloba Dieses Baumes Blatt, der von Osten
Ist es ein lebendig Wesen,
Solche Fragen zu erwidern
|
Wegen seiner Blattform nennt man den Ginkgo auch Frauenhaarbaum (englisch: maidenhair tree).
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Bild 2: Rezentes Ginkgo-Blatt
(Foto: Blume)
Warum besprechen wir den Ginkgo hier, in der Fossilienwebsite? Es handelt sich tatsächlich
um ein Fossil, und zwar um ein lebendes! Denn den Ginkgo gibt es schon seit der Permzeit, also seit etwa 270 Millionen
Jahren. Das wissen wir von Funden der Versteinerungen seiner Blätter. Die gibt es zum Beispiel in Mittelengland
bei Scarborough. Oder in den USA...
Bild 3: Versteinertes und rezentes Ginkgo-Blatt (Tertiär/Paläozän). Breite der Steinplatte 11 cm
(Foto: Blume)
Warum überhaupt hat der Ginkgo überlebt? Auch heute noch schätzen Stadt-Ökologen seine robuste Natur.
Ihm kann wohl nichts anhaben - auch nicht die Luftverschmutzung einer Großstadt. Deshalb hat man ihn in Berlin
neben der Philarmonie als Alleebaum gepflanzt. Einen Nachteil hat zumindest der weibliche Ginkgo: Seine (besser: ihre)
Früchte stinken erbärmlich nach Buttersäure. Klicke hier.
Ein anderes bekanntes lebendes Fossil ist die Araucarie. Man kennt sie auch als Chiletanne oder in England wegen der Zeichnung der Rinde auch als Monkey-Puzzle-Tree. Als Fossil ist die Chiletanne schon in über 200 Millionen alten Formationen bekannt. Ihr versteinertes, asphaltartiges Holz wird vor allem in den Tonschiefern des Lias gefunden; es dient unter der Bezeichnung „Gagat“ als Halbedelstein. Auf den Mineralienbörsen werden auch versteinerte Zapfen der Araucarie angeboten.
Bild 4: Araucarie mit fossilem Holz. Die Versteinerungen sind jeweils 16 cm lang
(Fotos: Blume)
Und wer weiß schon, dass es die Magnolie bereits zur Zeit des Weißjura gab? Dass es
sich um ein altes Gewächs handeln muss, erkennt man schon an der Form des Fruchtstands, der noch an einen Zapfen
erinnert.
Bild 5: Magnolie mit Fruchtstand
(Fotos: Blume)
Weitere lebende Fossilien sind Bärlapp, Schachtelhalm und Farne – sie waren z. B. im Karbon die Kohlebildner. Die hauptsächlichen Kohlebildner der Tertiär-Braunkohlezeit waren übrigens die Mammutbäume, heute noch in Kalifornien mit Mühe und Not überlebende Fossilien („Red Wood Forests“).
Es gibt auch unter den Tieren lebende Fossilien
Das sind zum Beispiel einige Formen der Brachiopoden oder auch der Nautilus, die schon in uralten
Gesteinen in unveränderten Formen vorkommen.
Das folgende Bild zeigt Brachiopoden. Das sind Verwandte der Würmer; man nennt sie auch wörtlich übersetzt „Armfüßer“. Rezente Tiere kann man zum Beispiel an den Stränden von Korsika finden. Ihre Schalen sind übrigens federleicht und äußerst empfindlich. Erstaunlich, dass man trotzdem so viele versteinerte Brachiopoden findet. Das lag wohl daran, dass sie von vornherein in den Sedimenten gelebt haben, wo sie dann auch eingebettet wurden.
Bild 6: Brachiopoden. Die beiden linken sind versteinert (3,5 cm) und stammen aus dem Weißjura.
Die rechte Schale stammt von einem rezenten Tier
(Foto: Blume)
Vor allem hat sich der Nautilus erstaunlich wenig verändert. Seine Form gibt es schon
seit über 250 Millionen Jahren.
Bild 7: Fossiler Nautilus (Kreide) und Schale eines rezenten Tiers. Durchmesser 11 cm bzw.18 cm
(Fotos: Blume)
Lebende Nautilus-Tiere kann man übrigens sogar im Berliner Zoo bewundern. Man findet sie in einer
abgedunkelten Ecke des Aquariums.
Bild 8: Lebender Nautilus im Aquarium von Berlin. Durchmesser etwa 20 cm.
Man erkennt die Fangarme des Tintenfischverwandten
(Foto: Blume)
Auch viele Fische gehören zu den lebenden Fossilien, zum Beispiel die seit 400 Millionen Jahre existierenden Haie.
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Bild 9: Fossile Zähne von Haien; der weiße Zahn ist von einem rezenten Tier (Länge des linken
Zahns 4 cm) (Tertiär)
(Foto: Blume)
Sagenhaft ist auch das Alter der Störe. Die sind nach Ansicht einiger Biologen die Aristokraten unter den Fischen („Nach außen verknöchert, nach innen degeneriert“)
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