Grüne Ammoniten?
Glaukonit – das besondere Tonmineral

Im Steinbruch von Gräfenberg in Franken gibt es merkwürdige Ammoniten aus dem Malm Gamma. Sie sind nicht kalkig-grau, sondern blaugrün gefärbt. Wie kommt das?

Sie sind mit einem blaugrünen Mineral namens Glaukonit überzogen.

Bild 1: Glaukonit-Ammoniten (Orthosphinctes; Malm). Durchmesser 7 cm
(Foto: Alex Blume)


Der Name des Minerals stammt vom griechischen glaukos, hellgrünblau. So heißt auch ein griechischer Meeresgott, der in der Argonautensage als Berater der Seeabenteurer auftritt.

Glaukonit kommt vor allem in den Sedimenten des mittleren Weißjuras (Malm) oder der Unterkreide (Essener Grünsand) vor. Es gehört zur Gruppe der Silicate. Seine chemische Formel ist

(K,Na)(Fe(III),Al,Mg)2(OH)2[(Si,Al)4O10]

Im chemischen Aufbau ähnelt es dem Biotit, einem Glimmer mit der Formel

K(Fe(II),Mg,Mn(II))3(OH,F)2[AlSi3O10]

Die beiden Formeln sehen ziemlich gleich aus. Nur fällt auf, dass im Glaukonit das Fe(II) des Biotit durch Fe(III) ersetzt ist - was dafür spricht, dass bei der Bildung von Glaukonit Sauerstoff anwesend gewesen sein muss. Der fehlte nämlich bei der Bildung der Ausgangsgesteine, die unter Druck und Hitze stattfindet. Heute wissen wir: Glaukonit ist ein Verwitterungsprodukt von Feldspäten und Glimmer, also auch von Biotit.

Ein anderes Verwitterungsprodukt ist unter dem Namen Illit bekannt.

Beide sind also spezielle Tonmineralien. Während Illit an Land gebildet wurde, entstand Glaukonit untermeerisch. Letzterer hat sich schon zu der Zeit gebildet, als die Meeressedimente samt darin eingebetteter Tierreste abgelagert wurden. Folglich findet man heute viele in diesen Schichten enthaltene Ammoniten oder Korallen durch Glaukonit gefärbt. Sein Vorkommen ist deshalb Indiz für die Entstehung der betreffenden Sedimente in einem sauerstoffreichen Flachmeer. Diese prächtig blaugrünen Fossilien sind von Sammlern begehrte Fundstücke.

Typisch für Glaukonit ist sein Eisengehalt, der im Verlauf der weiteren Verwitterung relativ zunimmt. Damit wurde Glaukonit auch zur Grundlage von vielen Mergelvorkommen. (Mergel ist eine eisenhaltige Mischung von Kalk und Silicaten.) Bei deren Verwitterung bilden sich braune, wie poliert aussehende glänzende Eisen(III)-oxidhydroxid-Knollen, die unter der Bezeichnung Bohnerz auf der Schwäbischen Alb zu finden sind. Das Mineral selbst dürfte wohl Limonit FeOOH sein.

Bild 2: Ein großes Stück Bohnerz. Durchmesser 6 cm
(Foto: Blume)


Diese Erzknollen wurden gesammelt und verhüttet. Aus ihrem Eisen wurde so manche Ritterrüstung geschmiedet.


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Letzte Überarbeitung: 26. Oktober 2014, Dagmar Wiechoczek