Kurze Fragen - Kurze Antworten
Aus dem E-Mail-Korb von Professor Blume

E-Mail-Gruppe 140
zurück        vor

856
F: Wie wurde der absolute Nullpunkt ermittelt, experimentell oder theoretisch?


A: Kelvin hat schlicht aus dem Gesetz für ideale Gase ("Ideales Gasgesetz") auf einen absoluten Nullpunkt geschlossen. Wenn Sie das Diagramm p = f (t) oder v = f (t) zeichnen (t steht für Temperatur in Celsiusgraden), liegt der Nullpunkt aller Geraden bei t = -273,15 °C. Damit vereinfachte Kelvin die damals gültigen diversen Gasgesetze (Gay-Lussac... usw.) zu einer Hypothese. Nach Kelvin sollte der Punkt erreichbar sein, wenn man nur ausreichend abkühlen könnte.
Die heute gültige Theorie vom absoluten Nullpunkt geht auf Nernst zurück. Der definierte den dritten Hauptsatz der Thermodynamik. Nach diesem kann der absolute Nullpunkt niemals exakt erreicht werden, sondern man kann ihm nur "beliebig nahe kommen". Es handelt sich also um ein asymptotisches Phänomen. Planck formulierte das Postulat, dass es schon auf Grund der Quantentheorie eine Nullpunktsbewegung geben muss und dass deshalb dieser Punkt nie erreicht werden kann.

Das Annähern an den absoluten Nullpunkt ist heute ein Sport geworden. Man macht es zum Beispiel mit der Methode der adiabaten Magnetisierung: Man gibt zum kühlenden Medium Mikromagneten, die durch ein äußeres Feld ausgerichtet werden. Durch die Wärmebewegung des zu kühlenden Mediums verlieren die Magneten ihre Richtung - aber das kostet Energie. Das System kühlt immer mehr ab.
Neuerdings gibt es auch Methoden, durch Laserstrahlung die Moleküle auszurichten...
Mittlerweile hat man sich bis auf wenige Millionstel Grad dem absoluten Nullpunkt angenähert.


857
F: Eine Frage liegt mir schon lange am Herzen. Können sie mir ev. schreiben, wie viel Alkohol (gr. oder ml.) ca. ein 80 kg schwerer Mann bei 1 Promille Alkoholgehalt im Blut hat. Ich danke ihnen schon im Voraus für ihre Bemühungen und wünsche ihnen einen schönen und erfolgreichen Tag.


A: Gute Frage! Darüber hat wohl kaum jemand nachgedacht - ich auch nicht.
Die Angabe Promille Blutalkohol bezieht sich auf das Volumen. Die Blutmenge beträgt ca. 1/12 des Körpergewichts. Blut hat die Dichte 1,06 g/ml. Einen 80 kg schwereren Menschen durchfließen somit etwa 6,7 Liter. Davon nehmen Sie ein Promille, also 1/1000. Das sind 6,7 ml. Bei 1 Promille befindet sich im Blut also ein großer Fingerhut voll reinen Alkohols. Bei einer Dichte des Alkohols von 0,79 g / l sind das etwa nur 5,3 g. Erstaunlich wenig, stimmt´s?
Die Folgen von Alkoholgenuss gründen aber nicht auf dem Alkohol in der Blutbahn. Das ist nur ein Spiegelbild der Gesamtsituation.
Denken Sie daran, dass allein ein Liter Bier mit 5 Vol% 50 ml reinen Alkohol enthält! Im Blut landet davon offenbar wenig. Wo ist der Rest geblieben? Leider befindet der sich nur zum Teil zum Abbau in der Leber. Ein großer Teil landet im Nervensystem - auch im Zentralnervensystem und im autonomen Nervensystem des Herzens... Denn es handelt sich beim Alkohol um ein Fettlösungsmittel, das sich in den Markscheiden der Nervenzellen ablagert und deren Eigenschaften mit den bekannten Folgen einer Trunkenheit verändert. Natürlich werden aber auch andere Zellen wie die der Leber angegriffen und geschädigt - in erster Linie aber leider doch die des Zentralnervensystems.


858
F: Wieso ist ein Luftballon, der mit Kohlenstoffdioxid gefüllt ist, nach einem Tag total klein und verschrumpelt.


A: Antwort siehe Frage 864


859
F: Ich kannte bisher nur den schneeweißen Milchzucker von "Edelweiss" aus der Drogerie. Jetzt habe ich eine Probe von einem Zulieferer der Wursthersteller erhalten ( 2 kg). Dieser Milchzucker ist nicht weiß, sondern gelb. Er ist noch weniger süß als der weiße. Auf der Packung steht: Lebensmittelqualität. Frage: Kann ich diesen Zucker unbedenklich einnehmen? Ist er etwa noch besser als der weiße? Woher kommt der gelbe Farbton? Der Preis ist deutlich niedriger.


A: Milchzucker (Lactose) ist reinweiß.
So, wie Sie es schildern, kann das Produkt nicht besonders rein sein.
Das kann herstellungsbedingte Gründe haben: Milchrückstände zum Beispiel sind gelblich.
Vielleicht ist seine Herstellung für Wurstzwecke nicht an besondere Reinheitskriterien gebunden - also nicht an die der Edelweiss-Firma.
Das Produkt kann aber auch verdorben sein. Zersetzungsprodukte von Zuckern sind häufig gelb und werden dann braun.
Leider kann ich nicht nachvollziehen, was die Leute damit gemacht haben. Ich empfehle deshalb eine Anfrage an den Hersteller.
Falls Sie die 2 kg Lactose entsorgen wollen: Auf keinen Fall nicht ins Klo geben, sondern in den Mülleimer.

Darüber hinaus an Sie mein Tipp:
Wenn Sie einmal ein gutes Produkt haben, bleiben Sie dabei, auch wenn es etwas mehr kostet. Mir ist es schleierhaft, warum Sie gewechselt haben.


860
F: Erst einmal ein großes Dankeschön an alle, die an dieser Seite mitwirken. sie hat mir (als Nichtchemiker) schon sehr viele Unterrichtsstunden gerettet. Nun wurde mir als Lehrerin von Naturwissenschaften die Betreuung unserer Biologie/Chemiesammlung an der Schule übertragen. Und wie das immer so ist, wenn man eine über 50 Jahre gewachsene Sammlung übernimmt (in der sich nur mein Vorgänger auskannte), stehe ich vor einem fast heillosen Chaos: vollgestopfte Chemikalienschränke, Gerätschaften aller Art und Unmengen an Büchern. Nun hätte ich eine große Bitte an Sie: Gibt es vielleicht irgendwo eine Liste (im Netz oder bei einem Verlag oder bei Ihnen), mit Hilfe der ich unsere Sammlung an Chemikalien und Gerätschaften einfach einmal aussortieren kann? Sie müsste auf die Themenbereiche der Sekundarstufe I (Hauptschule in Bayern) zugeschnitten sein, unsere Sammlung gleicht eher einem Universitätslabor. Für Ihre Hilfe wäre ich sehr dankbar.


A: Sie stellen mich vor Probleme: Ich kenne Ihre Sammlung nicht und kann Ihnen deshalb keine Ratschläge erteilen. Ich kann Ihnen aber nur den Tipp geben, nichts voreilig wegzuwerfen.

Beispiel: Da haben in einem Bielefelder Vorort die Lehrer bei der Umwandlung einer Volksschule in eine Grundschule die hervorragenden naturwissenschaftlichen Sammlungen abgegeben. Dazu haben sie mit einer anderen Schule gekungelt und dafür ein Bücherregal für das Lehrerzimmer eingetauscht!
Heute gehen die gleichen Leute um Reagenzgläser, Bechergläser und einfache Chemikalien zum Kristallzüchten, um Stromkreisbestandteile (und so weiter) betteln.

Nehmen Sie die Richtlinien oder Schulbücher, die für die Sek I (Hauptschule) auf dem Markt sind, und vergleichen Sie die dort beschriebenen Experimente mit Ihrem Bestand. Denken Sie dabei auch an die sich ausbreitende Tendenz zur Einführung des Fachs "Naturwissenschaft".

Deshalb haben Sie keine Scheu, einen erfahrenen Lehrer einer anderen (auch höheren) Schule zu bitten, Ihnen bei der Entscheidung zu helfen. Dafür darf er dann sicherlich das eine oder andere mitnehmen...

Falls es Entsorgungsprobleme gibt: Dafür sind nicht Sie, sondern ist der Schulträger, Ihre Kommune zuständig. Sprechen Sie mit dem Schulamt oder Ihrer Umweltbehörde.

Zurück zur Startseite


Diese Seite ist Teil eines großen Webseitenangebots mit weiteren Texten und Experimentiervorschriften auf Prof. Blumes Bildungsserver für Chemie.
Letzte Überarbeitung: 16. Juni 2009, Dagmar Wiechoczek