Kurze Fragen - Kurze Antworten
Aus dem E-Mail-Korb von Professor Blume

E-Mail-Gruppe 141
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861
F: Ich bin Praktikantin in einer Apotheke und habe folgende Frage an Sie.
Ein Kunde kam zu uns mit der bitte im Schwefelwasserstoff- Ammoniaklösung zur Silberreinigung zu geben. Er hätte dieses vor etwa 10 Jahren in einer Apotheke erhalten. Von Ihnen möchte ich gerne wissen wie wirkungsvoll diese Kombination ist und ob heute Schwefelwasserstoff noch einfach abgegeben werden kann. Vielleicht können Sie mir auch einen Tip zur Herstellung geben.


A: Es ist richtig, dass diese Substanz-Kombination Sulfide aufzulösen vermag. Die Mischung, die Ihr Kunde verlangt, hat allerdings die Gefahrensymbolkombination (T+), (C) und (N). Sie ist also hochgiftig, stark ätzend und die Umwelt schädigend. (Schwefelwasserstoff ist übrigens giftiger als Blausäure gleicher Konzentration! Lesen Sie dazu unsere Abgaswebseiten.)
Sie dürfen die Mischung als Praktikantin wohl nicht einmal herstellen, geschweige denn herausrücken. Geben Sie dem Kunden stattdessen den Tipp, dass er sich in einschlägigen Geschäften Silberreiniger-Lösungen ("Tauchbäder") kauft.
Die enthalten zwar auch Ammoniak, daneben aber auch weniger bedenkliche Amine und Schwefelverbindungen wie Thiosulfat und Thioharnstoff. Die wirken allesamt durch Komplexbildung. Darüber hinaus sind sie nicht so giftig und ätzend, wie die vom Kunden gewünschte Kombination.

Zum Silberreinigen haben wir eine Webseite.


862
F: Ich habe hier ein Knetmassenrezept mit Alaun. Ausserdem darin enthalten sind Mehl, Kochsalz, Pflanzenöl, Wasser und Lebensmittelfarbstoffe. Im Rezept werden in heissem Wasser erst die beiden Salze gelöst und dann der Rest zugegeben.
Auf der Suche nach Bestätigung der Unbedenklichkeit bin ich auf eine Information gestossen, die angab, dass das Alaun auch in kleinen Mengen in Verbindung mit dem NaCl giftig sei. Stimmt das?
Und: Wozu ist das Alaun überhaupt in einem Knetmassenrezept drin? In "Alternativ-Rezepten" zu Knetmasse ohne Alaun findet man statt Alaun Weinstein oder Zitronensäure.
Können diese beiden Sachen das Alaun ersetzen und was bewirken sie?
Vielen Dank im Voraus für Ihre Mühe und für die Arbeit an dieser HP! *wow*

P.S. Ich "belästige" Sie hier mit den ganzen Fragen, weil ich online die unterschiedlichsten Antworten bekomme. Auch in einem "Eltern-Forum" wusste keiner so Recht Bescheid.
Jetzt hoffe ich auf einen Chemie-Prof :-)) - sie werden dann in meiner Antwort in etreffendem Forum dankend erwähnt...


A: Alaun ist fast völlig ungiftig, wenn man es nicht gerade in großen Mengen futtert. Daran ändert auch NaCl (Kochsalz) nichts!
Alaun ist nur als Spender für Aluminium-Ionen wichtig. Die sind dreifach positiv geladen und binden und halten die Bestandteile wie Eiweiß und Stärke (aus dem Mehl) und Wasser zusammen. Statt eines dreifach positiv geladenen Teilchens kann man auch mehrfach negativ geladene (wie die Anionen der Weinsäure und der Citronensäure) als verbindende Teilchen nutzen.


863
F: Entsteht Korrosion, wenn
- Aluminium mit venickeltem Kupfer oder
- Aluminium mit Kupfer
kontaktiert wird?
Und sieht das anders aus, wenn Gleichstrom in die Grenzschicht fliesst?


A: Natürlich korrodiert Al neben Kupfer oder Nickel ganz prächtig! Die Korrosion ist umso kräftiger, je größer der Unterschied im edlen Charakter der Metalle ist, oder anders gesagt: je weiter die Standardpotentiale auseinander liegen.
Beim Al muss man aber auch das Wasser in die Diskussion einbeziehen: Die Korrosion wird noch durch gelöste Chlorid-Ionen katalysiert.
Auch Abweichungen des pH-Werts ins Saure oder Alkalische fördern die Korrosion, da Al nur im neutralen Bereich mit einer schützenden Oxidschicht überzogen (passiviert) ist, also edler wirkt.
Man kann auch Alu durch angelegten elektrischen Gleichstrom kathodisch schützen. Dazu befragen Sie bitte einen Installationsfachmann.


F: Wenn ich sie richtig verstanden habe, heißt das, dass man die Korrosion von Aluminium durch eine Oxidschicht (z.B. durch eloxieren oder Vernickelung) vermeiden kann. In diesem Fall ist gar keine Korrosion mehr zu erwarten?


A: So einfach geht es auch nicht. Sagen wir mal - die Korrosion in wässrigen Lösungen ist eingeschränkt. Deshalb passiviert man ja künstlich ("Eloxieren"). Allerdings sind diese Schichten gegenüber extremen pH-Werten (sauer oder alkalisch) instabil.


864
F: Wieso ist ein Luftballon, der mit Kohlenstoffdioxid gefüllt ist, nach einem Tag total klein und verschrumpelt. Ich dachte, ich wende mich an einen Chemiker. Hoffe auf Antwort, Danke im Vorraus.


A: Gummi ist ein völlig unpolarer Kohlenwasserstoff. Auch Kohlenstoffdioxid CO2 ist völlig unpolar und kann deshalb ohne nennenswerte Wechselwirkung Gummi passieren - vor allem dann, wenn es gedehnt ist. Deshalb schrumpft der Ballon. (Gleiches beobachtet man bei Ballons, die mit Erdgas (Methan) oder mit Wasserstoff gefüllt sind.)


Hierzu erreichte mich noch folgende Anfrage:

F: Hallo!
Könnten Sie mir bitte eine ausführlichere Erklärung zu dieser Frage mailen, die auch jemand der erst ein Jahr Chemie auf einem Gymnasium hat, versteht. Unter anderem sind folgende dickgeschrieben Begriffe unklar: unpolar, Wechselwirkung, unpolare Substanzen.
Ich bitte um schnellstmögliche Antwort, da es um ein Schulprojekt geht!
Danke schonmal im voraus!


A: Bist du Schülerin? Als ich die Antwort auf die Frage 864 geschrieben habe, habe ich natürlich nicht an die Kleinsten gedacht. Für die kann ich es auch so sagen: Das Kohlenstoffdioxid ist ein Gas. Das besteht aus vielen sehr kleinen Teilchen. Die können durch die Poren im Ballongummi krabbeln. Wie Schüler durch ein Turnnetz auf dem Spielplatz.
Die eingefetteten Begriffe sind zur Erklärung nicht notwendig. Das ist etwas für Fortgeschrittene (an die ich ja auch denken muss).
Dass du aber nicht weißt, was eine Wechselwirkung ist, erstaunt mich. Diesen Begriff kannst du so erklären: Ab und zu bleibt ein Kind im Turnnetz hängen. Das ist dann eine starke Wechselwirkung zwischen Kind und Netz.
Viel Spaß bei eurem Schulprojekt.


865
F: Wie kann man Holz schützen? ohne gift


A: Sie können das Holz anstreichen. Wenn Sie jedoch freiliegendes Holz wünschen: Hier geht meines Erachtens dauerhaft ohne Gift gar nichts. Denn Holz hat zu viele unterschiedliche Feinde (oder besser sollte man sagen: Liebhaber), für die es eine leckere Speise ist - von Insekten über Pilze bis zu den Bakterien.

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Letzte Überarbeitung: 16. Juni 2009, Dagmar Wiechoczek