Kurze Fragen - Kurze Antworten
Aus dem E-Mail-Korb von Professor Blume

E-Mail-Gruppe 215
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F: Meine Frage nach der Minderung der Alkoholwirkung durch Substanzen mit Essigsäuregehalt: Ein immer wieder beliebter Party-Smalltalk ist:

"Essig mindert den Schwips/Rausch durch die Veresterungsreaktion."

Stimmt das?? Und wirkt das Öl der Ölsardinen auch rauschsenkend und auf welchem Wege?
Erst Abbau zu Fettsäuren und dann die Versterungsreaktion??
Falsch Schwipsminderung besteht: ist das genauer untersucht?
Und wieviel Löffel Senf oder Milliliter Öl muss der Alk-Trinker verkonsumieren?
Tut es Speiseöl genauso gut wie Sardinenöl?


A: Eine Veresterung findet nicht statt. Als einzige Ursache, dass Fett und fettes Öl "rauschverhindernd" wirken, ist in Erwägung zu ziehen, dass sie große Mengen an Alkohol absorbieren und auf diese Weise verhindern, dass der zu rasch ins Blut übertritt. In dem langsamen Maße, wie das Fett verdaut wird, wird auch der Alkohol freigesetzt.

Jedes Öl ist geeignet - sogar zusatzfreies Nähmaschinenöl.

Die beste und eigentlich einzige Schwipsvermeidung ist aber immer noch: Weniger trinken!


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F: Ich möchte nach den Sommerferien mit meiner 12. Klasse Apfelwein herstellen und danach die Eigenschaften (Brennbarkeit, Löslichkeit, Oxidationsfreudigkeit...) des darin enthaltenen Ethanols thematisieren. Zum einen würde ich mich sehr über einen Tipp zur Herstellung des Weins freuen, damit ich möglichst schnell mit den Untersuchungen des darin enthaltenen Ethanol beginnen kann, da 2 Wochen (Angaben in meiner Literatur) schon sehr lange sind. Kann man den Test auf Alkohol auch schon nach wenigen Tagen bis einer Woche machen?

Zum anderen habe ich lange überlegt, weshalb erst 50%iger Alkohol brennbar ist. Ich habe zwar Vermutungen bin mir aber nicht sicher, da der chemische Grund in keinem Fachbuch und keinem Schulbuch angeben wird. Können sie mir weiterhelfen, damit ich das in der 12. Klasse gut erklären kann?


A: Zur ersten Frage: Man kann natürlich schon vor den zwei Wochen beginnen, Ethanol abzudestillieren. Natürlich ist dann die Ausbeute nicht so groß.
Wenn Sie darauf achten, dass die Gärung konstant bei 30-35 °C abläuft, ist schon nach zwei-drei Tagen Ethanol als Destillat zu erhalten. Praktisch macht man das nicht so gern, weil es bei erhöhter Temperatur auch zu Fehlgärungen und zur vermehrten Fuselöl-Bildung kommen kann.

Zur anderen Frage:
Das kann man mit den Prinzipien des Raoultschen Gesetzes erklären. Bei Mischungen von zwei verdampfungsfähigen Flüssigkeiten bildet sich immer ein Dampfgemisch, das beide Substanzen enthält. Die Zusammensetzung des Dampfes wird von den Partialdrücken der beiden Flüssigkeiten bestimmt. Natürlich hängen diese von den Siedepunkten der beiden Stoffe ab. Ab etwa 45 Vol% ist soviel Alkohol in der Gasphase, dass man ihn entzünden kann.

Man kann es auch einfacher erklären: Voraussetzung zur Verbrennung ist, dass genügend Sauerstoffmoleküle mit den Alkoholmolekülen zusammenstoßen. Wenn viel Wasser in der Flüssigkeits-Mischung ist, verdampft weniger Alkohol, weil die Wassermoleküle die des Alkohols binden/festhalten. Wenn deshalb zu wenig Alkohol in der Gasphase ist, ist die Trefferwahrscheinlichkeit mit den Sauerstoffmolekülen gering. Und wenn dazwischen noch viele Wassermoleküle herumschwirren, unterbleibt die Verbrennung.


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F: Betr.: Chemiepraktikum

Hallo Herr Blume,
habe da mal eine Fragen zur Herstellung von Wasser-Alkohol-Gemischen. Ich hoffe Sie können mir da weiterhelfen...
Ich möchte also Wasser-Alkohol-Gemische verschiedener Konzentationen herstellen,weiß aber leider nicht mehr wie das mit der Umrechnung funktioniert.Irgendwie musste man doch darauf achten, ob es in Volumen% oder Masse% angegeben ist und dann konnte man über Dichte rechnen. Und am Ende wurden die verschiedenen Konzentrationen über das Mischungskreuz berechnet...
Leider sind diese Berechnungen bei mir schon länger her und im Netzt habe ich auch nichts Helfendes finden können,hoffe nun auf Ihre Hilfe ...


A: Für die Methode des auswendig gelernten Mischungskreuzes schwärme ich nicht. Dann ist mir das Ergebnis eines Dreisatzes, den ich selbst berechne, lieber.

Volumenprozente: Geben Sie a ml Ethanol und b ml Wasser zusammen. Das ergibt a/(a+b) Volumenanteile (Werte zwischen 0 und 1) oder nach der Multiplikation mit 100 als Volumenprozente %.

Masseprozente: Mischen Sie a g Ethanol und b g Wasser; Rechnung wie oben.

Sie können die Zusammensetzungen der Mischungen natürlich auch als Molenbruch oder entsprechend nach der Multiplikation mit 100 als Molprozente angeben. Das ist den Chemikern am liebsten.

Aber hier kommt eine wichtige Einschränkung: Leider weiß ich nicht, wie genau Sie arbeiten müssen. Denken Sie daran, dass 50 ml Ethanol und 50 ml Wasser nur 95 ml Mischung ergeben... (-> Versuch). Der Fehler durch Volumenkontraktion aufgrund des Mischens beträgt maximal etwa 3-5 %. Normalerweise reicht es für die alltägliche Laborpraxis aus, wenn Sie die (leider nicht lineare) Volumenkontraktion "unterschlagen".


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F: Ich war kürzlich in Moldawien. Das Trinkwasser dort ist stark gechlort. Ich habe mir Gedanken gemacht, inwieweit das Chlor gesundheitsschädlich ist und ob es eine Möglichkeit gibt, es möglichst einfach vom Wasser zu trennen. Im Internet fand ich Vertreter von Meinungen, die Chlor für sehr gefährlich hielten. Andere teilten dies eher nicht. Dabei stellte sich mir auch die Frage, inwieweit Hersteller von Wasseraufbereitungstechniken aus Eigeninteresse negative Berichte bewußt lancieren ...

Es wurde auch vertreten, durch einfaches Abstehenlassen des Wassers wäre dieses anschließend chlorfrei.


A: Gechlortes Wasser ist nicht so giftig, wie es von manchen gesagt wird. Es ist natürlich eine Frage, wie viel Chlor sich darin befindet. Schädlicher wäre es, wenn Sie z. B. Krankheitserreger schlucken würden, die ja durch das Chlor abgetötet werden.
Zum Entfernen des Chlors: Abstehenlassen des Wassers kann etwas bewirken, kann aber auch wieder zu erneuter Verkeimung führen. Schneller geht es mit Auskochen.


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F: "Cholesterin - chemisch gesehen Cholesterin gehört in die Kategorie der Fettbegleitstoffe und ist fast ausschließlich in fetthaltigen Lebensmitteln tierischen Ursprungs enthalten. In geringen Mengen kann es aber auch in Pflanzenölen vorkommen." ...ist auf einer Ihrer webpages zu lesen.

WOHER SOLL DAS IN PFLANZENÖLEN ENTHALTENE CHOLESTERIN STAMMEN? MEINEN SIE VERUNREINIGUNGEN? chol. kommt ja nur in tier. produkten vor!


A: Cholesterin gilt vielen als Indikator für tierische Zellen - völlig zu Unrecht! Es ist in jeder Zelle vorhanden, also auch pflanzlichen Zellen. Es ist Bestandteil der Biomembran, die die Zelle gegenüber der Außenwelt abschirmt. Hinzu kommen viele pflanzliche Sterine, die strukturell mit dem Cholesterin verwandt sind.
Öle von Sonnenblumen, Soja, Mais, Oliven, Palmen und Baumwollsamen enthalten 0,5 mg Chol/kg. Im Erdnussöl sind sogar 6,2 mg enthalten.
Hinzu kommen noch andere Sterine, so dass die Gehalte an diesen Verbindungen durchaus zwischen 0,1-0,9 Masse% liegen.

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Letzte Überarbeitung: 17. Februar 2008, Dagmar Wiechoczek