Kurze Fragen - Kurze Antworten
Aus dem E-Mail-Korb von Professor Blume

E-Mail-Gruppe 242
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F: Können Sie mir sagen, was C2-Körper im Zusammenhang mit Fetten zu tun haben und was die genaue Definition von Mineralöl ist?


A: Fette sind Ester des Glycerins. Die Säurekomponente der Ester sind die Fettsäuren. Die Moleküle der meisten, vor allem der langkettigen Fettsäuren haben eine gerade Anzahl von C-Atomen, also eine, die durch 2 teilbar ist. Das liegt daran, dass die biologische Fettsäuresynthese auf der mehrfachen Verknüpfung von Essigsäuremolekülen beruht. Essigsäure – chemische Formel: CH3-COOH – enthält zwei C-Atome. Das sind wohl deine C2-Körper.

Mineralöl ist ein technisches Produkt. Es besteht nur aus Kohlenwasserstoffen (wenn wir von Verunreinigungen und künstlichen Additiven der Automobil- bzw. Petro-Industrie absehen). Mineralöle werden im allgemeinen aus fossilen Rohstoffen (vor allem aus Erdöl) hergestellt. Sie sind von den fetten Ölen zu unterscheiden, die natürlichen Ursprungs sind.


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F: Betreff: Weißwurscht
Guten Tag, können Sie mir bitte sagen, woraus Weißwurst gemacht wird? Es gibt bei uns in Preußen die Meinung, dass man die aus Kalbshirn macht. Jetzt haben wir Angst, die Wurst zu essen: BSE.


A: Ich bin kein Fachmann und habe derartiges auch schon zur Zeit meines Bundeswehraufenthaltes in Bayern gehört und leider sogar in Norddeutschland als Wahrheit verbreitet. Wegen meines schlechten Gewissens aufgrund der BSE-Problematik habe ich die Frage an die „Schutzgemeinschaft Münchner Weißwurst“ (die gibt es wirklich!) weitergereicht. Hier ist deren nette Antwort:

Gerne helfen wir Ihnen bei der Klärung Ihrer Fragen zu den Zutaten der Münchner Weißwurst.
Wir als Hersteller der Münchner Weißwurst und einer der Mitbegründer der Schutzgemeinschaft "Münchner Weißwurst" wollen sozusagen ein Reinheitsgebot für die Münchner Weißwurst festlegen.
Original Münchner Weißwürste werden aus überwiegend Kalbfleisch, Schweinerückenspeck und gekochten Schweineschwarten hergestellt. Je nach Rezeptur unterscheidet sich der Anteil an Petersilie und den typischen Gewürzen wie z.B. Salz, Pfeffer, Zwiebeln, Zitrone und Macis. Die fertige Wurstmasse wird in Schweinedärme gefüllt, zu etwa 12-15 cm langen Würsten von 70-90 Gramm Gewicht abgedreht und möglichst frisch gebrüht, also in heißem, aber nicht kochendem Wasser gegart.
Kalbshirn war nie Bestandteil der typischen Münchner Weißwurst, es gab wohl früher helle Würste im bayerischen Raum die unter anderem mit Kalbshirn hergestellt wurden, aber seit BSE darf Kalbshirn nicht mehr als Lebensmittel bzw. als Zutat vertrieben werden.

Ich hoffe ich konnte Ihre Fragen klären und wünsche Ihnen bei Ihrem nächsten Weißwurstfrühstück einen guten Appetit.


1368
F: Vorweg: Ich finde ihren Bildungsserver für Chemie einfach Klasse! Schon oft habe ich auf ihren Seiten Lösungen für meine Fragen bzüglich Chemie gefunden. Ausserdem ist es eine der wenigen (!) verlässlichen Chemieseiten im Internet (sagt zumindest mein Chemielehrer (-: ).
Nun habe auch ich eine noch unbeantwortete Frage: Mich interessiert die Verbrennung von Zucker (Traubenzucker, Sorbit etc.) mit einem Oxidator wie zB. KNO3. Jedoch bringe ich keine richtige Reaktionsgleichung zustande.
Die grösste Frage die sich mir dabei stellt ist, was aus dem KNO3 wird? Welche Gase/Feststoffe entstehen überhaupt bei der Verbrennung (CO2, H2O, H2, KNO2, KOH, K2CO3 ...)?
Leider komme ich mit meinem bisherigen Wissen auf keinen grünen Zweig, und bitte sie desshalb, mir bei der Reaktionsgleichung zu helfen.
Besten Dank bereits im Voraus und: weiter so!


A: Bei den von Ihnen beschriebenen Oxidationen handelt es sich um von uns Chemikern ungeliebte „Schmuddelreaktionen“. Genaue Mechanismen zu formulieren ist meistens sinnlos. Die Frage danach stellt sich nur dann, wenn man verstehen will, wieso dabei z. B. geringkonzentrierte, aber hochtoxische Schadstoffe entstehen. Sie sollten deshalb ganz formal an die Sache herangehen.

Erhitzt man Kaliumnitrat, so gibt dieses Sauerstoff ab. Es entsteht Kaliumnitrit.

2 KNO3 + Energie ———> 2 KNO2 + O2

Der Sauerstoff oxidiert den Zucker zu CO2 und H2O. Auch hier gehen wir formal vor und postulieren, dass die Reaktion quantitativ abläuft, d. h., dass die Verbrennung vollständig erfolgt. Dazu nehmen wir als Parade-Kohlenhydrat Glucose.

C6H12O6 + 6 O2 ———> 6 CO2 + 6 H2O + Energie

Sie erkennen darin die inverse Fotosynthesegleichung, also die Dissimilationsgleichung wieder.

Die Wechselwirkungen der beiden Reaktionssysteme untereinander vernachlässigen Sie bitte: Natürlich entstehen auch Kaliumcarbonat, CO, Aldehyde, Essigsäure, Stickoxide, Stickstoff (usw.). Aber ob überhaupt… und wie viel… ist eine Frage der Temperatur und der Mischungsverhältnisse. Weiterhin ist nicht auszuschließen, dass auch das Kaliumnitrit noch oxidierend wirkt.

Letztlich ist aber jeder Versuch, Schmuddelreaktionen in chemische Gleichungen zu gießen, reine Spekulation. Sie dürfen vor allem nicht anfangen, durch freie Kombination derjenigen Elemente, aus denen die Edukte zusammengesetzt sind, irgendwelche Produkte zu erfinden – und seien sie noch so sinnvoll. Auf keinen Fall entstehen unter den angenommenen Reaktionsbedingungen Wasserstoff oder KOH…

Analoges gilt für die sagenhafte Umsetzung von Chloraten mit Zucker. Hier findet eine umfassendere Freisetzung von Sauerstoff statt. Dabei entsteht aus KClO3 Kaliumchlorid KCl.

2 KClO3 + Energie ———> 2 KCl + 3 O2


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F: Die Asche eines verbrannten Toten darf nicht zu einem Diamanten gepresst werden, auch wenn es sich der Verstorbene gewünscht hat. So urteilten Richter in einem Prozess, den die Tochter angestrengt hatte.

Kann man überhaupt kremierte, also ausgeglühte Menschenasche ohne Zusätze zu Diamanten pressen? Können Sie mir ungefähr erklären, wie das geht? Vor allem: Wo kommt der Kohlenstoff her?


A: Ich habe mir diese Frage ebenfalls gestellt. Schließlich finde ich die Diamantenidee gut.
Lassen wir einen Schweizer Spezialisten, den ich dazu befragt habe, sprechen: „Das Ergebnis der Verbrennung ist Asche, bestehend zum größten Teil aus Mineralien und Salzen. Also aus anorganischem Material. Man kann in den meisten Fällen jedoch auch mit bloßem Auge Teilchen unterschiedlicher Grautönung erkennen, auch schwarze Teilchen sind in der Asche enthalten. Diese unterschiedliche Färbung kommt zu einem Teil (aber nicht nur) vom bei der Verbrennung verbliebenen Kohlenstoff. Dieser Kohlenstoff macht je nach Verbrennungsart (Gas oder elektrisch), Zustand und Menge des zu verbrennenden Materials, Alter und einigen Faktoren mehr zwischen knapp 2 und 6 % der Asche aus, gemessen bei Nachverbrennung einer Ascheprobe. Die Kremation liefert normalerweise mindestens 1200 g Asche, das bedeutet einen theoretischen Teil an organischer Masse von zwischen 24 und 72 Gramm.

Mit physikalischen und vor allem chemischen Verfahren werden die anorganischen Teile von der gewünschten organischen (also Kohlenstoff-) Masse getrennt.

Das Ergebnis unseres selbstentwickelten Verfahrens ist Kohlenstoff in einem Reinheitsgrad, der die Herstellung eines Diamanten erlaubt.

In unseren Wachstumsumgebungen (Maschinen, die in der Lage sind Drücke bis über 100 GPa und Temperaturen jenseits der 2000 Grad Celsius zu erzeugen) sind wir in der Lage, die Bedingungen herzustellen, unter denen die Kristallisation funktionieren kann. Wir stellen also die Umweltbedingungen nach, die auch in der Erde herrschen, wenn Diamanten entstehen.“

Wer mehr wissen will: www.algordanza.de

Hinzuzufügen ist noch, dass andere Unternehmen (z. B. in den Niederlanden) durchaus unter Zusatz von Kohlenstoffquellen wie Kohlenwasserstoffen arbeiten.


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F: Wir haben die Reste einer Kiefer zerlegt. Jetzt haben wir überall Harzflecken, auf Haut und in der Kleidung. Wie bekommt man die weg?


A: Nehmen Sie Terpentin, das ist das natürliche Lösemittel für Baumharz. Deshalb gewinnt man es auch durch Destillation des Holzes von Nadelbäumen. Terpentin enthält Terpene, cyclische Kohlenwasserstoffe. Manche sind auch Ketone oder Alkohole, allerdings mit einem großen unpolaren Rest. Diese Terpene lösen die wenig polaren Harzstoffe wie die Abietinsäure auf.

Versuchen Sie es auch mal mit Etikettenlöser (nachwroh/nrt_04.htm). Sie können im Baumarkt jedoch auch den billigeren Terpentinersatz kaufen. Dessen „Terpene“ sind entweder bei der Erdölraffination angefallen, oder es sind Destillationsprodukte von Erdölen, die – wie die amerikanischen - besonders viele cyclische Kohlenwasserstoffe enthalten.

Vorgehen: Tränken Sie einen Lappen aus farbloser Baumwolle mit dem Terpentin und betupfen Sie damit die Flecken. Lassen Sie das Terpentin etwas einwirken. Dann reiben Sie es ab. Das können Sie auch mit Kleidung machen. Es gibt zwar Ränder, aber die verschwinden häufig beim anschließenden Waschen.
Bei der Behandlung von Flecken auf der Haut: Den Geruch beseitigen Sie, indem Sie die Stelle gut mit Seife abwaschen.
Die Lappen geben Sie am besten in einem Plastiktütchen verpackt zum Hausmüll.

Erfolgskontrolle: Wenn die behandelte Stelle wieder trocken ist, sollte sie sich nicht mehr klebrig anfühlen.

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Letzte Überarbeitung: 19. Februar 2008, Dagmar Wiechoczek