Kurze Fragen - Kurze Antworten
Aus dem E-Mail-Korb von Professor Blume

E-Mail-Gruppe 64
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F: Zur Zeit verbringe ich meine freien Stunden ( mehr oder weniger ;) ) damit meine Chemie-Facharbeit zum Thema "chemische Kampfstoffe" anzufertigen. Bei meiner wissenschaflichen Arbeit soll ich hierbei als praktischen Anteil ein tränengasähnlichen Stoff herstellen.Mir ist durchaus bewusst , dass ich Augenreizstoffe wie CS oder CN-Gas nicht herstellen soll und darf , jedoch bin ich , bislang erfolglos auf der suche nach einer sinnvollen Alternative.Ich würde mich wirklich sehr freuen wenn Sie mir bei meiner Suche weiterhelfen könnten , damit ich endlich fortschreiten kann :) . Ich bedanke mich schon einmal im voraus bei Ihnen und hoffe auf eine baldige Antwort.
P.S.: Bisher habe ich aus Ihrem Quellenangebot schon entnommen , dass es sich bei Tränengasen allgemein um halogeniertes Aceton oder Acetophenon handelt .....


A: Was denken sich manche Lehrer bloß für Themen und Aufgaben als Facharbeiten aus! Das Rezept kann ich Ihnen nicht mitteilen - wer garantiert mir, dass Sie damit keinen Unsinn machen? Wie wollen Sie die Wirkung testen? Mit dem Inhalt des Lehrerzimmers?
Spaß beiseite. Lassen Sie die Finger davon. Außerdem würde es Ihnen nichts helfen, wenn ich Ihnen das Rezept verriete: Sie würden die Chemikalien nicht bekommen.
Mein Tipp: Pressen Sie Zwiebeln aus und verkaufen Sie das Ihrem Themensteller als selbstsynthetisiertes Tränengas...


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F: Gibt es Desinfektionsmittel, welche Viren abtöten können? Bisher war ich der Meinung dies ist nicht möglich.


A: Viren können Zellen nur attackieren, wenn sie eine intakte Proteinhülle haben. Also wirkt desinfizierend, was Proteine denaturiert. Das können schon Alkohole, Ester und andere Lösemittel sowie Tenside sein. Will man auch die Viren-DNA/RNA zerstören, nimmt man verdünnte Lösungen von Formaldehyd oder (wie im Labor) schlicht und einfach Hypochlorit.


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F: Unser Chemielehrer hat in der Schule einmal eine Lösung hergestellt und verschieden farbige Salze (z.B.: Kupfersulfat) dazu gegeben, dann gab es ein Gebilde das fast aussah wie ein "Wald", Kann es leider nicht besser beschreiben :-((( Wissen sie vielleicht was das für eine Lösung hätte sein können.


A: Es handelt sich um den berühmten "chemischen Garten". Der gelöste Stoff ist Natriumsilicat; seine konzentrierte Lösung heißt "Wasserglas".


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F: Wie kommt es, dass beim Zerbrechen einer Dextropurtablette, die also aus gepresster Dextrose besteht, ein Funke entsteht? Zweifellos wird hier Energie freigesetzt. Aber das geschieht ja auch beim Zerbrechen anderer harter Gegenstände. Die Sache mit dem Dextropur sieht man natürlich nur im Dunkeln. Probieren Sie es mal unter der Bettdecke.


A: Das Phänomen besteht aus zwei Effekten: Zum einen kommt es zu Deformierungslumineszenzen (-> Tribolumineszenz; siehe unsere Kristallwebseitengruppe: "Wenn Mineralien selber leuchten - Phosphoreszenz, Fluoreszenz und Lumineszenz").
Zum zweiten reißen Bindungen, es kommt zu Oxidationen mit Chemolumineszenz. Das Zerreißen kann auch Wasserstoffbrücken treffen (auf denen der Zusammenhalt des Zuckerkristalls beruht). Dabei werden elektrische Dipole voneinander getrennt.
Über Elektronensprünge und Lichtblitze, die mit dem Zerreißen von Bindungen und molekularen Wechselwirkungen zusammenhängen, erzähle ich in einem -> Tipp des Monats: "Warum manche Leute ihre Post nur im Dunkeln öffnen". Hier geht es um das analoge Leuchten beim Auftrennen von Selbstklebehaftstellen.


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F: Ich wollte wissen: Warum gibt es keine H4O2+ Ionen?


A: Wasser ist eine Base. Die Basenstärke hängt von der Bereitschaft ab, ein freies Elektronenpaar zur Bindung von Protonen bereitzustellen. Davon hat Wasser am O-Atom zwei. Diese freien Elektronenpaare ragen frei in den Raum hinaus und warten auf das Andocken eines positiv geladenen Teilchens - z. B. eines Protons H+. Das Wassermolekül müsste also zwei Protonen aufnehmen können - danach fragst du ja. Das erste kann leicht aufgenommen werden:

H2O + H+ ———> H3O+

Das verbleibende freie Elektronenpaar wird aufgrund der nunmehr positiven Ladung so stark in Richtung des Sauerstoffatoms gezogen, dass es nicht mehr in der Lage ist, ein Proton aufzunehmen. Außerdem würde die positive Ladung des Protons von der positiven Umgebung des Sauerstoffatoms abgestoßen - man muss daran denken, wie klein so ein H3O+ ist.

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Letzte Überarbeitung: 11. Januar 2008, Dagmar Wiechoczek