Kurze Fragen - Kurze Antworten
Aus dem E-Mail-Korb von Professor Blume

E-Mail-Gruppe 66
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F: Ich bin Schülerin einer 11 Klasse am Gymnasium. Das Fach Chemie macht mir sehr großen Spaß, deshalb finde ich Ihre Seite sehr toll und vor allem informativ.
Da wir in Chemie momentan an einem Wettbewerb teilnehmen (Chemie im Alltag), stehe ich vor einer großen Frage: Ich muss beweisen, dass sich Oxalsäure im Rhabarber befindet. Und wie ich feststellen kann, wo und wann sich am meisten Oxalsäure im Rhabarber befindet.
Könnten Sie mir einen Tipp geben, wie ich dieses experimentell beweisen kann?
Ich wäre Ihnen sehr dankbar, wenn Sie mir antworten würden.


A: Oxalsäure bildet mit Calcium-Ionen schwerlösliches Ca-oxalat.
Koche deshalb ausgewählte, abgewogene Rhabarber-Teile in Wasser, lasse abkühlen und filtriere bis zur Klarheit der Lösung. Gib zum klaren Filtrat im Überschuß 10%ige CaCl2-Lösung zu. Es fällt farbloses Ca-oxalat aus. Warte etwas. Den Niederschlag filtrierst du ab (wiege zuvor das Filterpapier!). Um sicher zu gehen, dass du beim ersten Mal alles "erwischt" hast, musst du mit dem Filtrat noch eine Nachfällung durchführen! Den Niederschlag von Ca-oxalat trocknest du bei ca. 120 °C. Bestimme danach genau die Masse des Ca-oxalats, indem du das Filterpapier mit dem Oxalat genau abwiegst. Daraus kannst du die Menge an Oxalsäure (bezogen auf die Masse an Rhabarber-Teile) berechnen.
Du kannst die Oxalsäure auch durch Schwefelsäure oder mit Hilfe eines sauren Kationenaustauschers freisetzen. Die Oxalsäure kann dann mit Kaliumpermanganatlösungen titriert werden.


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F: Vorgestern sagte mir ein Dr. der Biologie, durch Umkehrosmose filtriertes Wasser sei schädlich für die menschlichen Zellen, da es demineralisiert sei und somit alle gelösten Salze aus der Zelle "gesogen" würden durch den osmotischen Druckausgleich.
Da ich mich für das Thema Umkehrosmose und Wasserfiltration im allgemeinen sehr interessiere, suche ich jetzt nach einer kompetenten, fachkundigen Quelle, die zu dieser Aussage Stellung beziehen kann. Falls es Ihnen (auch zeitlich) möglich ist, würde ich mich über eine Antwort Ihrerseits sehr freuen.


A: Vorneweg: Letztlich ist es egal, ob Sie das Reinwasser durch Destillieren, Ionenaustausch oder Umkehrosmose herstellen: Es handelt sich immer um demineralisiertes Wasser (früher destilliertes Wasser genannt).
In Grenzen genossen ist es ungiftig, da Sie ausreichend mit Mineralien versorgt sind. Ich kenne sogar Leute, die trinken nur demineralisiertes Wasser, und sie tun das, um zu "entschlacken" - und das, ohne sichtbaren Schaden zu nehmen.
Ich halte das zwar für übertrieben, aber da sie noch leben, zeigt es, dass dieses Wasser (sogar auch, wenn es täglich in Literquantitäten aufgenommen wird) unschädlich ist. Unter den Trinkern ist auch ein Arzt. Zugegebenermaßen ist der nicht wenig durchgeknallt, was "alternative Medizin" angeht. Der "levitiert" das demineralisierte Wasser dazu auch noch...
Ihr Biologen-Doktor verwechselt schlicht eine Menge: Legt man eine einzelne Zelle in demineralisiertes Wasser, so pumpt sie sich unter Wasseraufnahme auf. Auf keinen Fall gibt sie aufgrund dieses osmotischen Effekts Salze und andere Inhaltsstoffe ab. Im Gewebe wird der Mineralientransport in die Zellen hinein und aus den Zellen heraus durch andere Mechanismen geregelt.


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F: Nach dem Geschirr spülen stinkt unsere Maschine. Auch die Gläser und das Besteck riechen. Kann man dagegen etwas tun?


A: Erfahrungsgemäß sind das Geruchsstoffe, die sich erst bilden, wenn die Maschine zum Schluss das Geschirr durch Erhitzen trocknet. Ich kenne das. Was dahinter steckt, erklärt eine einfache Beobachtung: Auf Grund von Problemen mit Cholesterin muss ich ganz auf Eiprodukte verzichten. Meine Geschirrspülmaschine ist seitdem nach dem Spülen geruchsfrei.
Vor einigen Tagen gab es bei uns zum Grillen eihaltige Speisen (auf der Basis von Majonäse also Kartoffelsalate, Heringssalat usw.). Prompt stank die Maschine nach dem Spülen - wie früher.
Es sind also Eiproteine, die beim Spülen nicht restlos entfernt werden und dann stinken. Mein Tipp:
Nach dem Spülen die noch heiße Spülmaschine öffnen und die Einsätze mit dem Geschirr richtig herausziehen, so dass sie abdampfen und auslüften können.
Danach stelle ich den Geschirrspüler noch einmal an (mit der halben Menge an Geschirrspülmittel), diesmal aber auf dem Spargang. Danach ist das Ganze geruchsfrei. Danach nicht vergessen: Geschirrspüler nach Programm-Ende wieder öffnen, Einsätze herausziehen und lüften!


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F: Welche Temperaturen erreicht man mit Bunsenbrenner, Butangasbrenner und Kerze? Mit unserer elektronischen Temperaturmessung erhalten wir nur 850 °C, und in Ihren Schulbüchern vom Cornelsen-Verlag geben Sie 1000 °C und mehr an!


A: Egal, welche Brennstoffe man nimmt: Mit dem Bunsenbrenner, Propan- oder Butangasbrenner erreicht man im heißesten Punkt bei ausreichender Sauerstoffversorgung mit Luft stets um 2400 K, also etwa 2100 °C. Bei Zufuhr von Sauerstoff und bei guter Strömungsführung erreicht man sogar über 3100 K.
Man kann sagen, dass der Wert unter realen Bedingungen bei 2300 K liegt, also etwa bei 2000 °C.
Bei der Kerze ist der Temperaturwert aufgrund der technisch mangelhaften Flammenführung etwas niedriger.
Diese Werte sind auch von einem Flammenspezialisten in unserem Hause bestätigt worden. Glücklicherweise haben wir in der Physikalischen Chemie eine Abteilung, die sich vor allem mit den chemischen Prozessen in Flammen befasst.

Wie misst man Flammentemperaturen? Sicherlich nicht mit dem Temperaturfühler. Da der aus Metall besteht, leitet man mit ihm große Wärmemengen ab, so dass die Temperatur als viel zu klein bestimmt wird - meist um 850 °C.

Für die hohe Temperatur spricht schon, dass man in der Kerzenflamme und auch in den Abgasen von Brennerflammen Stickoxide nachweisen kann. Die bilden sich merklich erst ab 1000 °C. Der 850 °C-Wert ist gerade jener, den viele Heizkraftwerksbetreiber möglichst nicht überschreiten dürfen, da hier noch keine Stickoxidbildung eintritt.

Im wissenschaftlichen Labor geht man spektroskopisch vor: Entweder durch Analyse von Raman-Spektren oder besser noch über die Bestimmung der Besetzung der Rotationszustände von OH-Radikalen, die stark von der Temperatur bestimmt ist.


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F: Warum darf man Spinat und Pilze nicht ein zweites mal erwärmen??


A: Darf mal wohl - aber nur, wenn man sie richtig abkocht. Sonst vermehren sich Bakterien wie das -> Clostridium botulinum, die zur Lebensmittelvergiftung führen können. Das ist oft der Fall beim "milden Warmmachen" - vor allem auch in der Mikrowelle.

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Letzte Überarbeitung: 11. Januar 2008, Dagmar Wiechoczek