Kurze Fragen - Kurze Antworten
Aus dem E-Mail-Korb von Professor Blume

E-Mail-Gruppe 90
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F: Vielleicht könnten Sie mir bei einer Frage helfen. Ich brauche die Strukturformel von Maltodextrin. Ich versuchte schon, sie im Internet zu finden, aber ohne Erfolg


A: Maltodextrin ist enzymatisch nicht vollständig abgebaute Stärke und enthält deshalb auch Glucose und vor allem Maltose. Eine Strukturformel anzugeben ist nicht sinnvoll. Sie können ja vielleicht eine Stärkeeinheit zeichnen.


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F: Ich bin immer wieder überrascht, wie stark kochendes Wasser aufwallt, wenn man eine Prise Salz dazu gibt. Und das Schlimmste - ich weiß nicht warum - Hilfe!!!!


A: Aggregatszustandsänderungen wie das Sieden oder Kristallisieren verlaufen nicht so reibungslos, wie man es sich vorstellt. Bei 100 °C heißem Wasser ist die Dampfblasenbildung gehemmt. Eine solche Flüssigkeit befindet sich im metastabilen Zustand der Überhitzung. Es gibt deshalb die bekannten, unangenehmen Siedeverzüge, bei denen das Sieden schlagartig beginnt und der ganze Gefäßinhalt herausgeschleudert wird.
Das verhindert man, indem man Siedesteinchen hinzufügt, an deren rauen Oberfläche das Sieden einsetzt. Das liegt daran, dass die Steinchen - aber auch Salzkristalle oder Zuckerkristalle - aktive Stellen haben (zum Beispiel Kanten, Fehlstellen usw.). Diese zeichnen sich dadurch aus, dass sie metastabile Zustände in stabilere überführen. In diesem Fall lösen sie die Dampfbildung aus, d. h. an ihrer Oberfläche setzt starkes Sieden ein.
So etwas kann man auch beim Ausgasen von CO2 aus Getränken wie Champagner oder Bier beobachten. Bei hochwertigen Sekt- oder Biergläsern hat man deshalb sogar am Glasboden eine Stelle angeraut (Moussierpunkt).
Das Kristallisieren löst man durch Einwerfen von einem Impfkristall oder durch Kratzen an der Glasgefäßwand aus.


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F: Ich bin in einem Berufsbegleitenden-Lehrgang über Chemie (Fernstudium), zur zeit bei Säuren/Basen, Protolysen. Dabei stiess ich auf die Frage: Die wässrige Lösung eines kristalliner Stoff leitet Strom, im festen und geschmolzenen Zustand aber nicht. Als erstes dachte ich es wäre Salz, Salz leitet aber im geschmolzenen Zustand. Dann dachte ich an Zucker, Leitet dieser als Schmelze? Nun, ohne Fragen keine Antworten und hoffe Sie haben mir einen Tipp?


A: Es kann sich zum Beispiel um reine organische Säuren wie Weinsäure, Oxalsäure oder Citronensäure handeln. Diese bilden erst Ionen, d. h. sie geben ihre Protonen erst ab, wenn sie gelöst werden. In der Sprache der Säure/Base-Theorie: Sie sind zunächst undissoziierte schwache Säuren, die ihr Proton auf die Base Wasser übertragen.


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F: Wir verkaufen seit einigen Jahren Whirlpool Badewannen mit "Ozon Therapie".
Nun hat uns jemand angeschrieben und behauptet das es sich nicht um eine Therapie handelt. Mir ist bekannt das Ozon zur Desinfektion von Wasser verwendet wird. Nur kann man bei der Benutzung des Ozon, in einer Whirlpool Badewanne von einer Therapie sprechen?
Nach meinen Wissensstand soll die Benutzung des Ozon im Airpool, die Durchblutung anregen und somit eine Anregung des Blutkreislauf bewirken. Ist die Aufnahme des Ozon über die Haut schädlich??


A: Recht hat der Schreiber! Ich würde nie ein solches Produkt kaufen und mich freiwillig Ozon aussetzen. Denn Ozon ist sehr giftig und steht neben der Beihilfe zur Ausbildung von Asthma und anderen Atemwegserkrankungen zudem im begründeten Verdacht, an Prozessen zur Krebsauslösung beteiligt zu sein. Aus welchen Gründen wohl wird denn (wie in den letzten Tagen) vor dem bisschen Ozon in der bodennahen Atmosphäre gewarnt?
Mit Wasser bildet Ozon Hydroxyl-Radikale und Peroxide, also gerade jene Stoffe, die die alternative Medizin immer zu bekämpfen vorgibt. Gleichzeitig empfehlen die gleichen Leute (Heilpraktiker usw...) Ozonbäder oder Ozonspritzen. Verstehen Sie das?


F: Wir werden das Produkt nicht weiter anbieten.


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F: Ich bin schon lange am überlegen, wie der Zusammenhang zwischen Chemie und der Medizin wohl am treffendstem zu beschreiben ist, ferner bin ich am rätzeln, welche Struturformel und chemische Zusammensetzung die hinlänglich bekannnten Pharamazeutika, wie zum Beispiel Aspirin oder andere Sinnbilder für Medikamente, mit den wir täglich konfrontiert werden, besitzen.


A: Jeder Vorgang im Menschen ist letztlich stofflicher Natur, beruht also auf chemischen Vorgängen. So ist es nicht verwunderlich, dass man mit chemischen Substanzen von außen her gezielt steuernd eingreifen kann.
Die Wirkung der Pharmazeutika ist vielfältig. Am ehesten können Sie sich vorstellen, dass diese Substanzen gewisse Rezeptoren im menschlichen Gewebe oder in Bakterien oder Viren angreifen, in die sie hineinpassen wie ein Schlüssel ins Schloß und dort fördernd oder hemmend auf natürliche oder entgleiste Stoffwechselprozesse einwirken.
Zur Struktur der Pharmazeutika: Die ist genauso vielfältig wie die der Zielsubstanzen, an die sie andocken sollen.

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Letzte Überarbeitung: 17. Juni 2009, Dagmar Wiechoczek