Kurze Fragen - Kurze Antworten
Aus dem E-Mail-Korb von Professor Blume

E-Mail-Gruppe 95
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F: Bei uns ist die Frage aufgetaucht,ob die antiken Öllämpchen Olivenöl enthielten oder ein anderes Öl. Wir konnten uns auch nicht über die Brennbarkeit von Olivenöl einig werden.


A: Olivenöl brennt so gut wie Dieselöl - deshalb setzt man diese Öle (wenn auch mit gewissen chemischen Abwandlungen) als Biodiesel ein. Ob die Alten Olivenöl genommen haben, weiß ich nicht. Aber das ist ja ziemlich egal. Jedes Fett brennt, wenn es seinen Flammpunkt erreicht und kann auch nur schwer wieder gelöscht werden. Das kann auch tierisches Fett sein. Zünden Sie einmal einen Erdnusskern an oder ein Stück getrockneter Kokosnuss.


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F: Ich laß, dass man, gesetz den Fall, dass man mehrere Würfel Zucker auf einmal verzehrt, sich in einem dunklen Raum und vor einem Spiegel befindet, ein schwaches Leuchten im Mund erkennen könnte. Woran liegt das? Ich könnte mir vorstellen, dass bei der Spaltung der Zuckermoleküle Energie frei wird und sich diese in Form von sichtbarer Strahlung bemerkbar


A: Auf keinen Fall wird das Licht durch Oxidationsprozesse verursacht. Es handelt sich vielmehr um spezielle Lumineszenzen, die durch Bindungsbruch ausgelöst werden. Solche Bindungen können auch H-Brücken sein. Die sind für den Zusammenhalt der Zuckermoleküle im Molekülgitter der Kristalle verantwortlich. Das Gleiche beobachten Sie, wenn Sie unter der Bettdecke ein Plättchen Dextropur zerbrechen. Lumineszenzen gibt es auch, wenn Sie einen selbstklebenden Briefumschlag im Dunkeln öffnen. Lesen Sie dazu meinen Tipp des Monats.


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F: Warum wird Zucker - wenn man ihn weniger stark erhitzt zu einem elastischen Ball - und zu einem knallharten Kristall wenn man (was ich nie wieder tun werde) in der Mikrowelle erhitzt.
Bisher habe ich niemanden gefunden, der mir bei der Beantwortung dieser Frage behilflich sein konnte. Vielleicht haben sie die Zeit, die Lust und das know-how mir diese Fragen zu beantworten.


A: Wenn Sie Zuckerkristalle kurz erhitzen, wird nur die Oberfläche geschmolzen, die Kristalle sintern zusammen. Dazwischen ist viel Raum. Das Ganze bleibt elastisch.
Beim stärkeren Erhitzen und vor allem in der Mikrowelle schmelzen alle Kristalle viel rascher und dazu noch vollständig durch. Es bildet sich beim Abkühlen glasartiger Zucker ("Zuckerglas"). Den benötigt man in Theater und Film. Wenn jemand einem anderen eine Flasche auf dem Kopf zerschlägt oder wenn der Filmheld durch eine Glasscheibe springt, ist immer Zuckerglas im Spiel.
Das zeigt auch, dass Sie Zucker schmelzen können, ohne dass er braun wird. Die Zersetzung des Zuckers setzt erst ab einer höheren Temperatur ein.


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F: Warum wird Teegeschirr vor der Teezubereitung mit heißem Wasser ausgespült?


A: Das hat mit Spülen im Sinne von Reinigen nichts zu tun. Hier geht es darum, das Gefäß aufzuheizen. Denn man will anschließend die Inhaltsstoffe des Tees extrahieren. Dazu muss das Teewasser so heiß wie möglich sein. Wenn man aber kochendes Wasser in ein kaltes Gefäß gießt, kühlt es sofort ab - und die Extraktion der Teeinhaltsstoffe gelingt nicht so wie gewünscht. Man sollte das Gefäß deshalb also nicht nur mit heißem Wasser ausspülen, sondern das heiße Wasser so lange wie möglich darin belassen. Dann gießt man es aus, gibt die Teeblätter hinein und gießt frisches kochendes Wasser zum eigentlichen Teezubereiten hinzu.


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F: Warum brennt Ethanol mit blauer Flamme und grünen Saum? Bitte mit Reaktionsgleichung.


A: Die Flammenfärbung bei Verbrennungen organischer Substanzen ist zunächst eine Frage der Temperatur. Eine grüne Flamme habe ich bei brennendem Ethanol bewusst noch nicht gesehen. Sie meinen hoffentlich nicht die Flamme des Borsäure-Ethylesters.
Je blauer eine Flamme ist, desto heißer ist sie auch. Gelbe Flammen weisen auf niedrigere Temperatur.
Zunächst werden in der Verbrennungshitze vom Ethanolmolekül H- und OH-Radikale abgespalten, die sich unter hoher Energie-Entwicklung mit Sauerstoff vereinigen (blaue Flamme). Zurück bleiben ungesättigte Kohlenstoffatome, die mit gelber Flamme verbrennen.
Je länger die Kette des Alkohols ist, desto gelber wird die Flamme, weil dann umso mehr Kohlenstoff in die Flamme gelangt. Das kann man auch an den entsprechenden Kohlenwasserstoffen sehen: Methan brennt mit blauer Flamme, Butan zeigt schon den mit gelben Saum. Paraffinöl brennt nur noch mit gelber Flamme. Außerdem bildet sich bei längeren C-Ketten eher Russ.

Eine Reaktionsgleichung, die die Flammenfärbung berücksichtigt, kenne ich nicht.

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Letzte Überarbeitung: 13. Januar 2008, Dagmar Wiechoczek