Die Bestäuber als Geisel

(Foto: Blume)


Ein Aronstab hat einen Blütenstand, in dem weibliche und männliche Blüten getrennt sind. Die Samenanlage schaut als lilabrauner Kolben aus einer Scheide heraus, die sie kapuzenartig umgibt. Die weiblichen und männlichen Blüten befinden sich unterhalb des Kolbens in einem geschlossenen Bereich, sozusagen unterhalb des Kragens der Kapuze...
Die weiblichen Blüten duften fein nach Aas, lecker genug für die Schmeißfliegen, die dadurch angelockt werden. Sie kriechen deshalb in den unteren Teil der Kapuze. Die enthält in diesem Bereich hinterhältigerweise einen Kranz von Borsten, der ein Entweichen der Fliegen verhindern. Das erinnert an eine Reuse, mit der man Krebse oder Aale fängt.
Damit die Insekten die Blüte wieder verlassen können, müssen sie mit ihren mitgebrachten, von früheren Besuchen anderer Aronstabpflanzen stammenden Pollen die weiblichen Blüten befruchten. Denn erst nach erfolgreicher Befruchtung beginnen die Reusenhaare zu verwelken. Etwa einen Tag später werden die Schmeißfliegen freigesetzt. Inzwischen haben sie sich noch mit frischen Pollen beladen. Für die Strapazen werden sie vom Aronstab mit leckerem Nektar entschädigt.
Anschließend verwelkt das Kapuzenblatt, wobei sich der Kolben des Aronstabs in eine Ansammlung schöner, roter Früchte umwandelt. Das Fruchtfleisch wiederum ist eine leckere Speise für die Amseln, die sich daran schadlos halten. Sie danken es der Pflanze, indem sie die nicht verdaulichen Samenkörner mit ihrem Kot verbreiten.

Befruchtete Blüte und Früchte des Aronstabs
(Fotos: Blume)


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Letzte Überarbeitung: 02. November 2008, Dagmar Wiechoczek