Unsere Zamioculcas zamiifolia blüht!

Es gibt eine Pflanze mit einer weltweiten, wenn auch kleinen (aber feinen) Fan-Gemeinde, wenn man dem Internet glauben darf: Zamioculcas zamiifolia ist ihr Name. Ihre Freunde nennen sie auch ZZ. Das klingt im Englischen, wo man das "z" wie ein weiches "s" spricht, viel schöner als im Deutschen...

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Bild 1: Zamioculcas zamiifolia
(Foto: Blume)


Sie ähnelt sehr einer ganz anderen Gruppe von Pflanzen, einer großblättrigen Palmfarn-Art, der Zamia furfuracea. Daher stammt der "Nachname" der ZZ: zamiifolia - etwa: die mit Blättern der Zamia. (Palmfarne sind unter der Artbezeichnung Cycas bekannt. Zamia kommt vom lat. Wort für Zapfen.)

Die ZZ sieht prächtig aus, hat tiefgrüne, natürlich glänzende gefiederte Blätter, die kaum einzustauben scheinen. Sie wirkt daher immer wie frisch poliert. Und wenn sich auf ihr dennoch etwas Staub ablagert, kann man sie leicht mit einem Antistatik-Tuch reinigen.


Die ZZ ist sehr pflegeleicht
Vor allem scheint sie resistent gegen alle Insekten zu sein. Weder an den frischen Trieben noch in der Erde habe ich jemals eine Laus bemerkt.
Wichtig ist, dass man die ZZ nicht zu stark gießt - sonst werden ihre Blätter gelb. Bei Staunässe kann sogar dazu kommen, dass ihre Wurzeln faulen. Andererseits nimmt sie es nicht übel, wenn sie einmal 3-4 Wochen trocken steht. Das ist sie schließlich "genetisch gewöhnt" - sie stammt nämlich aus Afrika, genau aus der Gegend von Sansibar.
Ab und zu düngen wir die ZZ mit verdünntem Flüssigdünger. 2-3 Wochen später fängt sie plötzlich an, auszutreiben. Aus einer packpapierartigen Umhüllung schiebt sie eine hellgrüne Blattspirale, die sich zu einem palmwedelartigen Blattstand entwickelt.
Von Mal zu Mal werden die neu gebildeten Wedel länger und setzen immer mehr seitliche Blätter an - bis zu 27 habe ich gezählt. Dabei werden ihre Wedel ungefähr bis zu 1,20-1,40 m lang.
Die kleinen Blätter sind ziemlich hart - deshalb nennt man die ZZ auch Kartonpapier-Palme. Die blättertragenden Wedel dagegen sind vor allem am Ansatz dick und fleischig; offenbar sind sie hervorragende Wasserspeicher. Die Blattstängel zeigen hübsche dunkle Muster.

Gutes Wachstum hat aber zur Folge, dass die ZZ dazu neigt, "ihre Flügel zu spreizen" (wie ein amerikanischer Autor schreibt). Sie wächst gern gegen das Licht. Um das zu regulieren, kann man sie vorsichtig drehen. Viele Blumen mögen das zwar nicht, aber die ZZ steckt das weg. Wir unterbinden das Durchhängen der Blätter mit so genannten Doldenstützen.


Wie sieht eigentlich die Blüte der ZZ aus?
Wir hatten bislang noch nie eine blühende ZZ gesehen. Berichte über diese Pflanze sparen dieses Detail in der Regel merkwürdigerweise aus. Das Blühen scheint also eine seltene Angelegenheit zu sein!
Immerhin erfährt man in Berichten, dass die Zamioculcas zu einer Familie der Einkeimblättrigen Pflanzen (Monokotyledonen) gehört, zu den Aronstabgewächsen (Araceaen).
Wie alle der weit über 100 Araceaen-Gattungen hat auch die ZZ eine kartoffelartige Knolle, aus der sie herauswächst und die man leicht umtopfen kann.
Die Verwandten der ZZ sind bekannte Zimmerblumen wie Spathiphyllum (Scheidenblatt), Calla und Anthurium (Schweifblume) sowie der Philodendron. Dazu gehört natürlich auch der deutsche Aronstab, der jedem Waldwanderer bekannt sein dürfte und der auch in unserem Garten steht. Er ist nicht nur eine interessante Pflanze, der seine Bestäuber als Geisel nimmt, sondern er schmückt den Garten auch mit seinen roten Früchten.

Bild 2: Aronstab
(Foto: Blume)


Da die Arten nach den Blüten definiert werden, sollte klar sein, wie die Blüte der ZZ aussehen muss.
Im Internet (Google-Bildersuche) habe ich dann auch einige Abbildungen von ihren Blüten gefunden.


Und nun blüht unsere eigene ZZ!
Die braune "Packpapierumhüllung" am wachsenden Wedelansatz sollte man auf keinen Fall entfernen - wie wir gleich sehen werden.
Zufällig und weil wir genau hinsahen haben wir es entdeckt: Am Fuße eines frischen, noch nicht ausgereiften Blattwedels bildet sich aus der braunen Primärumhüllung zusätzlich eine Schwellung, aus der ein weiterer Trieb wurde. Anfänglich sieht es aus, als ob sich ein zusätzliches Blatt entwickeln würde. Bald erkennt man jedoch, dass es sich um etwas ganz anderes, nämlich um einen Blütenstand handelt.

Der bleibt vergleichsweise klein. Er wird nur 30 cm hoch. Die auf einem Stiel sitzende unscheinbare Blüte ist 7-8 cm lang - nicht sonderlich viel bei einer Wedellänge von 1,20 m. Wenn man in Bild 1 genau hinsieht, erkennt man in der Pflanzenmitte die winzige Blüte als weißen Stift. Klicken sie hier, um eine Vergrößerung des Bildes zu sehen.
Die Blüte umgibt eine weißgrüne kapuzenartige Scheide, die so genannte Spatha. Sie gibt den Blick frei auf einen weißen, ährenartigen Kolben, der die Samenanlagen enthält, und auf die lilabraunen männlichen Blüten. Die weiblichen Blüten sind wie beim Aronstab darunter versteckt. Der Kolben zeigt übrigens ein sehr hübsches Blumenmuster, das man bei Vergrößerung genauer erkennen kann.

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Bild 3: Blüte der Zamioculcas - vier Wochen nach dem ersten Erscheinen
(Foto: Blume)


Zwei Tage nach der Aufnahme von Bild 3 hat sich innerhalb einer Nacht das Hüllblatt vollständig geöffnet und ist nach hinten geklappt. Damit wird die Keule vollständig sichtbar; und auch die männlichen und die weiblichen Blüten können nun betrachtet werden. Der Stängelschaft bleibt aber weiterhin im saftigen Primärblatt versteckt.

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Bild 4: Die geöffnete Blüte der ZZ
(Foto: Blume)


Der Kolben bekommt eine rötliche Tönung.

Bild 5: Verfärbung des zuvor weißen Blütenkolbens
(Foto: Blume)


Der Kolben in der völlig geruchlosen Blüte färbt sich zunehmend braunschwarz, aus ihm bröselt es gelb heraus. Mittlerweile hat sich die Kapuze um den Blütenkolben ganz zurückgeklappt. Auch wenn sie schlaff und lappig aussieht, so fühlt sie sich immer noch geradezu so knackig an wie eine Erbsenschote.
Der Blütenschaft krümmt sich weiter, so dass die gesamte Blüte von der Seite an Hals und Kopf eines Schwans erinnert.

Bild 6 und 7: Veränderungen der Blüte
(Fotos: Blume)


Mittlerweile bilden sich zwei neue Blüten an einer anderen Pflanzengruppe. Diesmal entwickeln sie sich, ohne dass sie wie bisher aus dem Ansatz eines großen Pflanzenblatts hervorkriechen.

Bild 8: Neue Blüten entwickeln sich
(Foto: Blume)

Bild 9: Die neuen Blüten biegen sich wie die erste Blüte
(Foto: Blume)


Was war der Auslöser für das Blühen?
Eine Vermutung: Wir haben die ZZ vorher um etwa 120 Grad gegen das Licht gedreht, um sie zu gleichmäßigerem Wachstum zu veranlassen. Vielleicht bedeutete das Stress für sie, den sie mit der Blütenbildung beantwortete.


Wie es mit der Blüte weitergeht, wollten wir an dieser Stelle laufend berichten.
Mittlerweile hat die ZZ noch 4 Blütentriebe vorbereitet. Aber momentan macht die Pflanze den Eindruck, dass sie sich ausruht. Ihre Ruhepause hat wohl etwas damit zu tun, dass für den inneren Kalender der ZZ momentan heißer Sommer ist und die ZZ in ihrem heißen afrikanischen Ursprungsland in der trockenen Hitze kaum wächst.

In dieser Zeit können wir uns um die Vermehrung der ZZ kümmern. Das geht ganz einfach.


Ist die ZZ giftig?
F: Guten Tag Herr Prof. Blume (ist das wirklich ihr Name?) Stimmt es, dass diese Pflanze giftig ist? Ich habe das auf einer Internetseite eines Instituts für Veterinärpharmakologie gelesen, deren Link ich Ihnen im Anhang mitschicke. Es geht darum, ob man sie für kleine Kinder unerreichbar aufstellen muss.
Auf eine Antwort freue ich mich. Vielen Dank.

A: Mein Name ist echt... Über die Toxizität der ZZ ist wenig bekannt. Es wird aber darüber berichtet. Vorneweg: Obwohl wir viel mit der ZZ umgehen, Blätter abschneiden, sie richten oder hochbinden usw. und sie nach Blumenfreund-Art ab und zu sogar einmal streicheln: Wir haben noch nichts Nachteiliges bemerkt... Dazu kommt außerdem: Unsere ZZ ist sehr groß und lässt ihre Flügel weit in den Raum hängen. Ständiger Körperkontakt - auch mit durch Kakteen verletzten und "sabbernden" ZZ-Blättern - ist deshalb gar nicht zu vermeiden. Wir reinigen sie ab und zu auch mal, indem wir ihre Blätter mit einem feuchten Tuch abstauben. Wir sind von Symptomen, die auf irgendeine Toxizität oder auf allergenes Potential schließen lassen, verschont geblieben.
Da die ZZ zu den Aronstabgewächsen (Araceaen) gehört, kann man vielleicht vom Aronstab auf die ZZ schließen.
Beim Aronstab sind alle Pflanzenteile giftig. Sie enthalten in großen Mengen Oxalsäure und deren Salze sowie ein Alkaloid namens Aroin. Erstere wirkt sich bei oraler Zufuhr negativ auf die Nieren aus (Bildung von Nierensteinen).
Das Alkaloid bewirkt, dass schon beim Berühren der Pflanze, also auch beim Pflücken, Hautreizungen und Entzündungen entstehen können.
Nach dem Verzehr von Pflanzenteilen werden Entzündungen der Mundschleimhäute und Anschwellen der Lippen beobachtet. Auf der Zunge und im Rachen kommt es darüber hinaus zu schmerzhaftem Brennen. Die Folge sind Heiserkeit und Erbrechen. Weiterhin können sich unregelmäßiger Herzschlag, Krämpfe und innere Blutungen einstellen. Angeblich ist auch der Tod durch Koma möglich.
Mein Garten ist übrigens voll von Aronstabpflanzen (mit und ohne Flecken) - und wir haben bislang nichts von deren Giftigkeit gemerkt.

Ihr Anhang wurde übrigens von meinem Virenscanner gelöscht - der war echt toxisch: Denn er war infiziert!


Weitere Briefe zur ZZ klicke hier.

Rüdiger Blume und Christel Blume


Diese Seite ist Teil eines großen Webseitenangebots mit weiteren Texten und Experimentiervorschriften auf Prof. Blumes Bildungsserver für Chemie.
Letzte Überarbeitung: 28. Juli 2015, Dagmar Wiechoczek