Sind Basaltsäulen riesige Kristalle?

In der Natur gibt es Substanzen, die von der äußeren Erscheinung wirken wie eine Ansammlung von Kristallen, ohne kristallin zu sein. Das gilt ganz besonders für Basaltsäulen.
Bekannt ist der Giant´s Causeway (engl: der Riesen "Chaussee, Pflasterstraße") bei Antrim an der Nordküste Irlands: Die Säulen scheinen auf den ersten Blick ein geometrisch völlig regelmäßiges Pflaster aus sechseckigen Kristallprismen zu bilden. Das meinen viele Leute auch von dem berühmten Devil´s Tower in Wyoming, einem herausgewitterten Vulkanschlot, dessen Abbild sogar eine Briefmarke der USA von 1956 ziert.

Solche Basaltfelsen gibt es auch in Deutschland. Zwei Beispiele sind die Amöneburg bei Marburg und der Scheibenberg bei Annaberg-Buchholz im Erzgebirge. Letzterer ist ein Tafelberg, der aus den Resten einer über der für das mittlere Erzgebirge typischen Gneisschicht liegenden, im Tertiär gebildeten Basaltdecke besteht. Am Scheibenberg kann man ganz besonders gut abschätzen, wie mächtig diese Säulen sein können.

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Bild 1: Scheibenberg bei Annaberg; zum Größenvergleich klick das Bild an
(Foto: Blume)


Warum Basalt keine Kristalle sind
Auf dem folgenden Bild 3 erkennt man auch, dass es viele Gründe dafür gibt, dass die Säulen gar keine Kristalle sein können:
1 Da sind zunächst neben sechseckigen Prismen auch solche mit vier- und fünfeckigem Querschnitt zu sehen. Fünfeckige Prismen gibt es jedoch in der unbelebten Natur nicht.

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Bild 2: Links: Pflaster aus Basaltsäulen (gesehen in Hameln)
Rechts: Ein großes Straßenpflaster aus Basaltsäulen findet man in Köln neben dem Römisch-Germanischen Museum an der Domplatte
(Fotos: Blume)


2 Weiter sind für Kristalle ungewöhnliche Verwitterungsspuren zu erkennen: Der Basalt spaltet sich unter Einfluss von Wind und Wasser schalig rund ab.
Dazu kommt noch:
3 Wenn man frisch gebrochene Basaltstücke aus der Nähe genauer betrachtet, findet man oftmals recht große Einschlüsse und manchmal sogar noch Blasen ("Mandeln"), in denen sich vielfarbige, kristalline Mineralien als gefüllte oder hohle Drusen abgeschieden haben.
Heute wissen wir, dass Basaltsäulen vulkanischen Ursprungs sind. Die Säulenbildung beruht auf der Abkühlungsschrumpfung von heißer Lava. Das kann man ohne weiteres mit der Bildung von Schrumpfungs-Polyedern aus Lehm („Lehmschollen“) vergleichen, wenn Pfützen oder Seen eintrocknen.

Bild 3: Eingetrocknete Pfütze als Basaltmodell
(Foto: Blume)


Der historische Streit um die Bildung von Basalt
Gerade wegen dieser offensichtlichen Analogie gab es um 1800 einen erbitterten Streit über die Bildung dieser Säulenfelsen. Unversöhnlich standen sich die Neptunisten, die für die Bildung von Basalt aus Meeressedimenten plädierten, und die Plutonisten, die auf den vulkanischen Ursprung hinwiesen, gegenüber.
Die Neptunisten behaupteten, dass alle Gesteine (ausgenommen die bei tätigen Vulkanen vor unseren Augen sich bildenden) durch Kristallisation aus einem Urozean entstanden seien. Dagegen meinten die Plutonisten, dass neben dem Wasser auch das unterirdische Magma eine bedeutende Rolle im geologischen Geschehen spielen müsse. Zur Verwirrung trug bei, dass oftmals die Glutströme der Vulkane in Meeresfossilien führende Schichten eindrangen und dabei (wie bei der Bildung von Giant´s Causeway) schwarze Lias-Schiefer in vulkanisch aussehendes Gestein umwandelten (Kontaktmetamorphose). So schienen Basaltsäulen Ammoniten oder Belemniten zu enthalten!
Die Neptunisten wurden prominent von Johann Wolfgang v. Goethe vertreten, die Plutonisten genauso exklusiv von Alexander v. Humboldt. Selbst die Medien wurden eingespannt: Unverdrossen reimte Goethe 1797 in seinen Xenien:

Arme basaltische Säulen, ihr solltet dem Feuer gehören,
Und doch sah euch kein Mensch je aus dem Feuer entstehn!

Am Scheibenberg kam es zum großen, laut und erregt geführten Count-down zwischen den Beiden, der mit dem Sieg von v. Humboldts geendet haben soll. Erst viel später lernte man, Basalt und basalt-ähnliche Kontaktgesteine zu unterscheiden.

Es gibt von Goethe den berühmten Seufzer "Amerika, du hast es besser", den er in einen Vers verpackte:

Amerika, du hast es besser
Als unser Kontinent, das alte,
Hast keine verfallene Schlösser
Und keine Basalte.
Dich stört nicht im Innern
Zu lebendiger Zeit
Unnützes Erinnern
Und vergeblicher Streit.

Nun verstehen wir endlich den Hinweis auf die Basalte und den verslich dazu passenden "vergeblichen Streit"!

Was die fehlenden Basalte in Amerika angeht, so irrte Goethe auch hier. Berühmt ist der „Devils Tower“ im US-Staat Wyoming. Bei dem handelt es sich um einen herausgewitterten Vulkanschlot, der nur aus Basaltsäulen besteht. Goethe muss man zugute halten, dass der Berg zu seiner Zeit wohl noch nicht allgemein bekannt war.


Basalt: Auch heute noch gern verwendet
Heute geht man mit dem Material, dessen vulkanischen Ursprung keiner mehr anzweifelt, viel sachlicher um. Man schätzt seine Härte und Widerstandskraft gegen Verwitterungseinflüsse. Deshalb wird Basalt vielfach verwendet: Berüchtigt ist das kleinkarierte Basaltpflaster der Straßen wegen seiner Rutschgefahr. Das wird heute nach und nach ersetzt. Basalt wird aber immer noch gebrochen und zu Schotter für den Gleiskörperbau sowie zu feinem Splitt für den Straßenbau verarbeitet. Man verbaut Basaltsäulen auch in Deichen an den Meeresküsten und in Häfen. Und manch schöne Grabstätte ziert eine aufstrebende Basaltsäule.


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Letzte Überarbeitung: 08. März 2012, Dagmar Wiechoczek