Die Trennung der Lanthanoide
 
Da die Lanthanoide in Mineralien stets miteinander vermischt
 vorkommen, mussten Trennverfahren entwickelt werden,
  um die einzelnen Elemente nutzen zu können.
Aufgrund der sehr ähnlichen chemischen und physikalischen
 Eigenschaften gestalteten sich die historischen Trennversuche als
  sehr schwierig.
Für eine lange Zeit war es nicht möglich einzelne
 Elemente aus einer Lanthanoidmischung abzutrennen, nur die
  Auftrennung in die "Ceriterden" (die leichten Lanthanoide Cer
   bis Europium sowie das Lanthan) und die Yttererden (die
    schweren Lanthanoide Gadolinium bis Lutetium, sowie das
	 Yttrium) durch eine Fällungsreaktion gelang.
Die Entwicklung neuer Trennverfahren seit 1839 ermöglichte
 nicht nur die Auftrennung der Lanthanoidgemische sondern auch die
  Entdeckung neuer Seltenerdelemente (siehe dazu auch Die Entdeckungsgeschichte der
    Lanthanoide).
Zur Trennung der Lanthanoide wird grundsätzlich das Verfahren
 der Fraktionierung genutzt, d. h. eine wiederholte
  systematische Phasentrennung.
Die hierbei relevanten unterschiedlichen Eigenschaften der zu
 trennenden Lanthanoide sind Löslichkeit,
  Basizität, Oxidationszahl, 
   Komplexbildungsverhalten und
    Ionenaustauschverhalten.
Fraktionierte Kristallisation 
Die fraktionierte Kristallisation ist das historisch wichtigste
 Trennverfahren im Bereich der Lanthanoidchemie.
Das Verfahren nutzt die unterschiedliche Löslichkeit der
 verschiedenen Lanthanidsalze:
Die Ausgangslösung der Lanthanidsalze, wie z. B.
 Magnesiumdoppelnitrate
 2 Ln(NO3)3 · 3
  Mg(NO3)2 · 24 H2O, wird so
  
 weit eingedampft, dass etwa die Hälfte der Salze
  auskristallisiert.
Hiernach werden die Kristalle wieder gelöst und die
 Lösung erneut zur Hälfte auskristallisiert, auch die
  flüssige Phase, die Mutterlauge, wird weiteres Mal
   eingedampft.
  
Nach erneutem Lösen der Kristalle und Eindampfen der
 Lösungen kann man durch mehrmalige Wiederholung des
  Prozesses mittels systematischem Wiedervereinigen von
   Lösungen und Kristallen die Lanthanide in leicht,
    mittelschwer und schwer lösliche Fraktionen
	 unterteilen.
Durch eine hinreichend hohe Zahl von Kristallisationsschritten
 kann man eine sehr feine Auftrennung der einzelnen Fraktionen
  erreichen.
Um die seltensten Lanthanoide (z. B. Lutetium) abzutrennen
 werden circa 40000 Trennungsschritte benötigt.
Aufgrund des hohen Aufwandes wird die fraktionierende
 Kristallisation seit 1970 kaum noch im industriellen
  Maßstab zur Trennung der Lanthanoide eingesetzt, jedoch
   findet das Verfahren noch bei der Trennung von Barium und
    Radium Anwendung.
 
Trennung durch Redoxreaktionen
Dieses Trennverfahren basiert auf der Tatsache, dass sich die
 chemischen Eigenschaften der dreiwertigen Lanthanoidverbindungen
  teilweise deutlich von denen der zwei- oder vierwertigen
   Lanthanoidverbindungen unterscheidet.
Im Gegensatz zur fraktionierten Kristallisation ist bei diesem
 Trennverfahren nur eine ein- bis dreimalige Wiederholung der
  Trennoperation nötig, um den benötigten Reinheitsgrad
   der Produkte zu garantieren.
Ein Nachteil dieses Verfahrens ist, dass es nur zur Abtrennung
 bestimmter Lanthanoide geeignet ist:
Cer und Terbium können durch eine Oxidation in den
 vierwertigen, Samarium, Europium und Ytterbium durch eine
  Reduktion in den zweiwertigen Zustand überführt und
   danach abgetrennt werden.
Als technische Anwendung ist hier die Abtrennung und
 Reindarstellung von Cer zu nennen:
Aus einer vorliegenden Lösung von Lanthanoidsalzen fällt
 man durch Zugabe von Natronlauge die schwerlöslichen
  Hydroxide aus.
Anschließend werden die Lanthanoidhydroxide an der Luft auf
 80-100 °C erhitzt, wobei nur das Cer(III)hydroxid oxidiert
  wird.
 
Die Hydroxide werden nun in Salpetersäure gelöst, man
 beobachtet, dass ausschließlich das Cer(IV)hydroxid
  Ce(OH)4 ungelöst zurückbleibt.
Fraktionierte Fällung
Dieses Verfahren weist einige Ähnlichkeiten zur zuvor
 behandelten Fraktionierten Kristallisation auf, die für
  die Trennung relevanten Kriterien sind die
   Löslichkeitsprodukte und Basizitäten der
    Lanthanoidhydroxide.
Sowohl die Löslichkeitsprodukte der Hydroxide als auch die
 Basizitäten nehmen mit steigender Ordnungszahl (also mit
  abnehmenden Ionenradius) ab.
Zur Trennung wird zu einer Lösung von Lanthanoidsalzen eine
 Base (z. B. Natronlauge oder Ammoniak) hinzugegeben, woraufhin
  zunächst die schwerer löslichen Yttererden und
   später die leichter löslichen Ceriterden
    ausfallen.
Durch die mittels Basenzugabe gesteuerte Steigerung des pH-Wertes
 lässt sich die Lösung in verschiedene Fraktionen
  unterteilen.
Durch eine Wiederholung der Fällungen und durch systematische
 Wiedervereinigung der Fraktionen analog zum obigen Schema
  erreicht man eine Auftrennung bis hin zu den einzelnen
   Elementen.
Lösungsextraktion
Die Lösungsextraktion der Lanthanide basiert auf der
 selektiven Aufteilung der Lanthanid-Ionen zwischen zwei
  flüssigen Phasen.
Hierzu wird die salpetersaure (polare) Lösung der
 Lanthanid-Ionen mit einem organischen (unpolaren)
  Lösungsmittel (z. B. Tributylphosphat TBP) versetzt und
   weitere Komplexierungsagenzien hinzugefügt.
Diese (unpolaren) Agenzien bewirken die Anreicherung einer
 bestimmten Ionensorte.
Die beiden Phasen werden in einem Mischgefäß
 miteinander verrührt um die Extraktion der Ionen zu
  ermöglichen.
Anschließend wird die organische Phase durch Dekantieren
 abgetrennt um danach die Lanthanid-Ionen in eine
  wässrige Phase zu extrahieren.
Die salpetersaure Lösung wird erneut mit dem organischen
 Lösungsmittel und einem anderen Komplexbildner versetzt um
  durch Wiederholung des Verfahrens eine weitere Ionensorte
   abzutrennen.
Auch dieses Trennungsverfahren benötigt circa hundert
 Durchläufe bis eine ausreichende Reinheit der Produkte
  erreicht wird.
Ionenaustausch
Dieses Verfahren hat im Vergleich zu den zuvor genannten Methoden
 den Vorteil, dass es nur wenige Arbeitsschritte
  benötigt um eine nahezu vollständige Trennung der
   Lanthanide zu erzielen.
In der technischen Durchführung benutzt man 
 Ionenaustauschersäulen, durch die man eine Lösung der
  Lanthanidsalze hindurchlaufen lässt.
Diese Säulen sind mit einem polymeren Trägermaterial
 gefüllt, welches zum Ionentausch fähige Gruppen z. B.
  SO3H-Gruppen enthält.
Die Protonen der SO3H-Gruppen können nach
 folgendem Schema gegen Lanthanoid-Ionen ausgetauscht werden:
  
Ln3+ (aq) + 3 RSO3H (s) >
 Ln(RSO3)3 (s) + 3
 H+ (aq)
Das Bestreben diese Reaktion einzugehen wächst von Lutetium
 zum Lanthan hin, also mit steigenden Ionenradius.
Somit erreicht man eine räumliche Aufteilung der
 Lanthanid-Ionen auf der Säule: Die Lanthan-Ionen finden sich
  zuoberst, die Lutetium-Ionen zuunterst.
Weil dieser Effekt für eine vollständige Trennung nicht
 ausreicht, benötigt man einen weiteren Trennungsschritt.
Dabei nutzt man aus, dass die Tendenz der Lanthanid-Ionen zur
 Komplexbildung mit anionischen Komplexbildnern HA vom Lanthan zum
  Lutetium hin zunimmt.
Die Komplexbildung folgt dem Schema: 
LnR (s) + 4 HA (aq) > HLnA4 (aq) + 3 HR (s)
Durch Waschen der Säule mit einem geeigneten Komplexbildner
 erhält man nun die Lanthanide in umgekehrter Reihenfolge
  ihrer Ordnungszahl.
Mehr über Ionenaustauscher gibt es hier zu erfahren.