Mit Salz bekämpft man Rotweinflecken

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Viele Leute machen sich Gedanken darüber, warum man Küchensalz auf verschütteten Rotwein streuen soll: Soll das Salz die Flüssigkeit Rotwein schnell aufsaugen und so ein Färben möglichst verhindern, oder findet eine chemische Reaktion statt?

Vorneweg: Nach meinen Erfahrungen geht das nur begrenzt. Vor allem muss man rasch arbeiten, darf den Fleck also nicht eintrocknen lassen. Wartet man zu lange, so bilden sich durch Oxidation phenolische und chinoide Oxidationsprodukte, die sich fest ins Gewebe hängen. Dann werden die Flecken sogar braun.


Es laufen zunächst physikalische Vorgänge ab
Man kann an Folgendes denken: Pflanzenfarbstoffe wie zum Beispiel die roten Anthocyane des Rotweins sind ionisch aufgebaut. Hinzu kommt, dass ihre Moleküle viele polare Hydroxid-Gruppen tragen. Sie adsorbieren sich deshalb leicht an Wolle oder auch über Wasserstoff-Brücken an Cellulose. Behandelt man dieses System mit Salz, so werden die Farbstoffmoleküle gegen die kleineren Ionen des Kochsalzes ausgetauscht. In der Fachsprache sagt man: Man eluiert den Farbstoff mit NaCl.

Weiter kann man daran denken, dass das Salz den Farbstoff adsorbiert. Dafür ist nicht das Kochsalz zuständig, denn das adsorbiert kaum. Küchensalz jedoch ist mitnichten reines NaCl, sondern enthält noch Zusatzstoffe wie vor allem Calciumcarbonat CaCO3 und diverse Silicate. (Das kann man nachprüfen, indem man versucht, Speisesalz zu lösen. Das geht nämlich nicht vollständig; anstelle einer klaren Lösung erhält man im Allgemeinen nur eine trübe Brühe. Klicke hier.) Diese Calciumsalze sind hoch adsorptive Substanzen (siehe unsere Webseite zur Chemie mit Kreide). Sie saugen die Farbstoffe quasi auf. Das geschieht in Konkurrenz zum Stoff, der vom Rotwein eingefärbt wurde.


Aber auch chemische Reaktionen finden statt
Weiter führt die Feuchtigkeit dazu, dass Kalkstein aufgrund seiner Protolyse alkalisch reagiert. (Die 1%ige Lösung des von uns untersuchten Kochsalzes hat einen pH-Wert von 9,9!) In alkalischem Milieu wird ein Großteil der adsorbierten Rotweinfarbstoffe zerstört; es findet also eine chemische Reaktion statt. Das kennen wir vom Rotkohlsaft, der im alkalischen Milieu erst grün, dann gelb wird. Der Reinigungseffekt ist hier, dass eine Farbe Gelb anders als Rot keinen besonders hohen biologischen Signalcharakter hat und deshalb auch in hoher Konzentration auf uns eher farblos wirkt. Diese Substanzen müssen allerdings bald ausgewaschen werden, da sie wie schon erwähnt braune Flecken machen.

Genau genommen ist es besser, statt Küchensalz gleich feines Kreidepulver (früher als Schlämmkreide erhältlich) auf den feuchten Rotweinfleck zu streuen und das Pulver gut einzureiben.

Denken Sie aber auch daran, dass unsere Waschmittel mittlerweile so gut geworden sind, dass sie Rotweinflecken locker wegstecken. Vor allem geht es gut mit Enzymwaschmitteln. Besser also: Nach Verschütten von Rotwein das Tischtuch sofort gut ausspülen und dann in die Waschmaschine damit!

Die letzten Reste der Flecken entfernt man durch Bleichen im Tageslicht. Das geht auch ohne direkten Sonnenschein. Dazu muss der Fleck immer feucht gehalten werden. Durch die UV-Strahlung entstehen Radikale wie das Hydroxyl HO, die die letzten organischen Farbstoffmoleküle und deren Produkte abbauen.


Was macht Fleckensalz mit Rotweinflecken?
Fleckensalz ist keine chemische Bezeichnung. Es kann alles enthalten: Oxidationsmittel wie Peroxide, dazu Adsorptionsmittel.
Mit Rotweinflecken wirken Entfärber über Adsorption, Oxidation und Hellfärbung im alkalischen Milieu.
Es gibt auch Fleckensalze mit Reduktionsmitteln wie Oxalsäure als Bestandteile von Rostflecken entfernenden Salzen.


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