Warum nennt man Harnstoff Urea?

Urea ist schlicht das englische Wort für Harnstoff.

Harnstoff hat sich zu einem unverzichtbaren Inhaltsstoff vieler kosmetischer Artikel entwickelt. Grundlage ist zunächst seine Struktur, die in gewisser Weise einer Peptidbindung ähnelt. Deshalb ist das Molekül auch planar gebaut.

All das führt zu einer Wechselwirkung mit den Peptiden bzw. Proteinen (vor allem Keratin) der Hautoberfläche. So schieben sich die planaren Harnstoffmoleküle zwischen die ebenfalls flachen Keratinschuppen. Wegen seiner hygroskopischen Eigenschaften zieht Harnstoff Wasser aus der Umgebung an - z. B. Schweiß oder auch nur die Luftfeuchte. Auf diese Weise kann Harnstoff die Luftfeuchtigkeit tief in die Hautschuppen hinein transportieren. Somit hält er die Haut anhaltend feucht. Er sorgt also für geschmeidige Haut.


Nun zu der Frage „Warum nennt man Harnstoff Urea?“
Die Bezeichnung Harnstoff erinnert die Kundschaft offenbar zu sehr an Harn oder Pipi. Wer will sich das schon ins Gesicht schmieren? Deshalb wohl haben sich die Kosmetikhersteller zur Verwendung der englischen Bezeichnung Urea entschieden. Sie ignorieren dabei die Tatsache, dass in dem Wort Urea das wissenschaftlich-vornehme Wort für Harn steckt: Urin (lat. urina).

Zum Trost sei den Anwendern der entsprechenden kosmetischen Artikel gesagt, dass Harnstoff/Urea heute nicht mehr aus Pipi isoliert, sondern technisch synthetisiert wird, z. B. aus Phosgen und Ammoniak.

Das klingt auch nicht gesund. Alternativ lässt man CO2 bei hohen Temperaturen und unter hohem Druck mit Ammoniak reagieren. Als Zwischenprodukt erhalten wir Ammoniumcarbamat.


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Letzte Überarbeitung: 22. Februar 2015, Dagmar Wiechoczek