Polystyrol: Der lange Weg vom Naturstoff zum Kunststoff

Experimente:
Versuch: Herstellung von Polystyrol durch radikalischen Kettenstart mit Cumolhydroperoxid
Versuch: Herstellung von Polystyrol durch kationischen Kettenstart mit Eisen(III)-chlorid


Als der Berliner Apotheker E. Simon im Jahre 1835 eine größere Menge Styraxbalsam, das wohlriechende Harz des Styraxbaumes, kaufte und einer Wasserdampfdestillation unterzog, ahnte er bestimmt nicht, dass er mit der gewonnenen Essenz den Rohstoff für einen Kunststoff hergestellt hatte, der aus unserem heutigen Leben nicht mehr wegzudenken ist, das Polystyrol.
Bei seiner Destillation schied sich ein ätherisches Öl ab, dem er den Namen Styrol gab. Dieses Styrol verfestigte sich nach einigen Tagen, und da Simon dachte, dass es sich mit dem Sauerstoff der Luft verbunden hatte, gab er ihm den Namen "Styroloxid".
Einige Jahre später entdeckten jedoch die beiden Chemiker A. W. v. Hofmann und Blyth, dass die Umwandlung des flüssigen Styrols zu einer festen Masse in einem abgeschlossenen Raum ebenso stattfindet, es also keine Reaktion mit Luft gibt. Die genaue Aufklärung dieser Reaktion sollte aber noch Jahrzehnte auf sich warten lassen. Kein geringerer als H. Staudinger selbst klärte den Mechanismus der Polymerisation anhand des Polystyrols auf.

1936 war es dann soweit. Die Polystyrolproduktion war ausgereift und konnte auf dem Markt im größeren Maßstab eingeführt werden. Dank seines guten elektrischen Isoliervermögens hat es einen festen Stellenwert in der Elektroindustrie bekommen. Da es sich neutral gegenüber Lebensmitteln verhält, wird es auch gerne für die Verpackung von Lebensmitteln eingesetzt. Fast alle Joghurtbecher sind aus PS gefertigt, aber auch Schüsseln, Eimer oder Gehäuse für Elektrogeräte werden daraus hergestellt.
Da reines PS sehr spröde ist, wird es gerne mit anderen Polymeren gemischt und taucht dann unter Namen wie ABS, SAN oder SB auf. Die bekannteste Verwendung von PS ist aber wahrscheinlich das 1949 von F. Stastny entwickelte, expandierbare PS, besser bekannt als Styropor®, das als Leichtgewicht insbesondere bei vielen schützenden Verpackungen Anwendung findet.


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Letzte Überarbeitung: 23. Februar 2007, Dagmar Wiechoczek