Alkohol in der Schwangerschaft?

Jährlich kommt in Deutschland eines von 300 Neugeborenen schwer behindert zur Welt. Und das, weil die Mutter in der Schwangerschaft Alkohol getrunken hat.

Folgen des Alkoholkonsums können Untergewicht, Wachstumsstörungen, Missbildungen und körperliche und geistige Entwicklungsstörungen bei betroffenen Kindern sein. Neugeborene sind oftmals viel zu klein, und dabei ist besonders der Kopf betroffen. Außerdem wird häufig ein unterdurchschnittlicher IQ festgestellt und daneben Verhaltensauffälligkeiten wie Hyperaktivität.

Doch warum ist der Alkohol eigentlich so gefährlich für den Fetus?


Alkohol ist ein Teratogen
Teratogene sind fruchtschädigende Stoffe. Sie können fetale Fehlbildungen auslösen, wie z. B. das Medikament Contergan®. Alkohol gilt als das gefährlichste unter den allgemein zugänglichen Teratogenen, da es am häufigsten und dazu noch zu den schwerwiegendsten Abnormitäten führt. Nicht einmal Nikotin oder andere harte Drogen sind so schädlich für den Fetus.

Besonders im Zeitraum des 18. bis 85. Tag nach der Befruchtung der Eizelle ist der Embryo sehr empfindlich gegenüber Alkohol.


Ethanol passiert die Plazenta-Schranke
Zwischen dem mütterlichen Gewebe und dem Fetus gibt es eine Plazenta-Schranke. Diese hat ihren Namen "Schranke" nicht so richtig verdient, denn sie wirkt kaum als Blockade für kleinmolekulare und dazu noch polare Fremdstoffe wie Ethanol.

So gelangt das Ethanol über den Mutterkuchen zum Fetus, der dem Alkohol schutzlos ausgeliefert ist. Er besitzt nämlich nur sehr wenig von dem Enzym Alkohol-Dehydrogenase, das das Ethanol abbaut. Nun befinden sich die Ethanolmoleküle im Körper des Embryos, in dem es seine Wirkung als Zellgift voll entfalten kann. Es beeinflusst die Zellteilung und verhindert so das gesunde Wachstum im Mutterleib. Davon ist besonders das Gehirn betroffen. Das Wachstum der Nervenzellen wird gestört und außerdem unterbindet es viele wichtige Zellvernetzungen. Die unvernetzten Gehirnzellen sterben schließlich ab, und die Gehirngröße verringert sich.

Aus diesem Grund sollten schwangere Frauen auf keinen Fall Alkohol trinken. Auch "ein bisschen" ist schädlich für den Embryo, denn eine unkritische Menge Alkohol gibt es nicht.


Der beliebte Schlaftrunk mittels Muttermilch ist schädlich
Sogar während der Stillzeit darf die Mutter keine alkoholischen Getränke zu sich nehmen, weil dieses über die Blutbahn in die Muttermilch gelangt. Das ist deswegen wichtig, weil immer noch die Meinung herrscht, man könnte Kinder zum schlafen bekommen, wenn die Mutter vorm Stillen Alkohol trinkt... Solche Kinder zeigen schon Entzugserscheinungen, wenn man sie "trocken" ernährt.

Die Folgen kann man in Gegenden beobachten, wo es lange Zeit beliebt war, den Kindern Alkohol ins Fläschchen zu füllen - wie in der Normandie, wo die Babys abends ihren Cidre tranken.


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Letzte Überarbeitung: 17. Juli 2006, Dagmar Wiechoczek