Welche Farbe hatten die Lebewesen, bevor sie zu Fossilien wurden?

Wenn wir Schalen von rezenten (das heißt von gegenwärtig lebenden) Muscheln, Schnecken oder Tintenfischen ansehen, fällt uns deren teilweise sehr schöne Schalenzeichnung auf. Ein Beispiel ist diese Nautilusschale.

Bild 1: Schale eines rezenten Nautilus. Durchmesser 18 cm
(Foto: Blume)

Warum sollte das früher anders gewesen sein?

Was wir normalerweise finden, sieht jedoch gar nicht besonders bunt aus. Entweder haben die Fossilien gar keine Schale mehr und wir finden nur ihre Steinkerne, oder die Schalen sind einförmig grau-braun. So sahen die Tiere früher sicher nicht aus!

Bild 2: Ammonit (Pleuroceras spinatum; Lias Delta) mit schaliger Erhaltung. Durchmesser 8 cm
(Foto: Blume)

Was man schon eher finden kann, ist das opalisierende Farbenspiel mancher Schalen. Das ist der Fall, wenn das Perlmutt zumindest in seiner mikrokristallinen und blättrigen Aragonit-Struktur erhalten ist.

Bild 3: Ammonit aus Madagaskar (Kreide) mit erhaltener Perlmutt-Schale. Durchmesser 10 cm
(Foto: Blume)

Diese Farbenspiele meinen wir jedoch nicht, wenn wir an dieser Stelle von Originalfarben sprechen. Wir meinen vielmehr genetisch festgelegte Farbenmuster – wie sie beim rezenten Nautilus zu erkennen sind.

Wenn man manche fossile Schalen ansieht, meint man, dass man tatsächlich noch die Struktur der Originalfärbung erkennt.

Das ist z. B. bei den folgenden Fossilien der Fall. Es handelt sich um einen Ammoniten aus der Reihe der Amaltheen. Das sind typische Leitfossilien aus dem Lias Delta mit einem mehr oder weniger scharfen Kiel. Anscheinend hatten die Tiere dazu noch links und rechts vom Kiel eine auffällige Zeichnung. Modern würde man sagen, sie trugen Rallye-Streifen. Als flache Ammoniten waren sie ja auch richtige unterseeische Rennboote. Hier ist das Bild eines Tierrests.

   

Bild 4: Ammonit Amaltheus  – vermutlich mit der Originalzeichnung seiner Schale (Links-Rechts-Ansichten; Lias Delta). Durchmesser 2,7 cm
(Fotos: Blume)

Zunächst sieht man auf den Bildern, dass die Originalschalen aus Perlmutt erhalten sind. Dass dazu noch beidseitig eine schwarze Schalenzeichnung zu erkennen ist, kann kein Zufall sein.

Das gilt nicht nur für Ammoniten und andere Schalentiere. Mittlerweile weiß man, dass auch die Saurier nicht grau und langweilig daher kamen, sondern bunte Gesellen waren. Man hat entsprechende Hautreste gefunden. Aus den Dinosauriern sind übrigens die Vögel hervorgegangen; die werden früher auch schon bunte Federn getragen haben.


Was wir daraus lernen
An diesem Beispiel sehen wir, wie wichtig es ist, Funde genau anzusehen. Besonders auffällige Funde sollte man nicht an sich nehmen, sondern immer melden. Denn Fachleute können diese Fossilien viel besser als der Sammler mit Methoden untersuchen, die aus der Kriminalwissenschaft zu stammen scheinen. Dadurch lassen sich wichtige Rückschlüsse auf die damaligen Lebensumstände ziehen.

Das sind ja gerade Reiz und Aufgabe der Paläontologie, also der Lehre von den vergangenen Lebensspuren. Wir wollen sehen, verstehen und somit lernen, was "damals" ablief. Vielleicht hilft uns das heute weiter – zum Beispiel bei der Bewältigung der gegenwärtig viel diskutierten Probleme mit unserer Atmosphäre. Den Treibhauseffekt gab es nämlich schon früher - mehrmals! So zum Beispielt nach der berüchtigten Kreide-Tertiär-Grenze.


Weitere Texte zum Thema "Fossilien"


Diese Seite ist Teil eines großen Webseitenangebots mit weiteren Texten und Experimentiervorschriften auf Prof. Blumes Bildungsserver für Chemie.
Letzte Überarbeitung: 09. Juni 2008, Dagmar Wiechoczek