Kurze Fragen - Kurze Antworten
Aus dem E-Mail-Korb von Professor Blume

E-Mail-Gruppe 137
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F: Einst habe ich in der Weihnachtsvorlesung 2002 das Experiment mit dem Titel "Die Hölle des Gummibären" gesehen. Mittlerweile bin ich jedoch nicht mehr an der Uni sondern an einer Berufsschule und würde gern zusammen mit meiner Chemielehrerin den anderen Mitschülern auch mal zeigen, dass Chemie Spass machen kann.
Jedoch finde ich nirgends die Versuchsdurchführung zu diesem Experiment.
Könnten sie sie mir evtl. mailen? Sowie zu beachtende Hinweise.


A: Schmelzen Sie Kaliumnitrat oder Kaliumchlorat in einem großen Reagenzglas (sog. Demonstrationsreagenzglas). Dazu spannen Sie das Glas ein, indem Sie es an einem Stativ befestigen. Wenn die Schmelze zu kochen beginnt, werfen Sie das Gummibärchen ein. Es fängt bald an zu brennen. Nehmen Sie den Brenner weg. Beim Brennen gibt es ein Geräusch, das einige Leute an das Brummen eines Bärs erinnert. Es klingt aber eher nach einem röhrenden Hirsch.
Statt einem Gummibärchen können Sie nacheinander mehrere Holzkohlestückchen einwerfen. Damit können Sie das Reagenzglas sogar zum Schmelzen bringen - ein zusätzlicher Spass-Effekt...


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F: Bei der Cyanotypie stellt man ein Gemisch zweier Lösungen her. Die eine enthält Kaliumhexacyanoferrat(III), die andere Ammoniumeisen(III)-citrat. Dieses Gemisch ist lichtempfindlich. Unter dem Einfluss von Licht bildet sich meiner Meinung nach Berliner Blau. Dafür müsste aber das Fe(III) zum Teil zu Fe(II) reduziert werden. Wer aber wird dann oxidiert?


A: Die Reaktion ist von Ihnen richtig geschildert: Die Fe(III)-Ionen aus dem Ammoniumeisen-Salz werden zu Fe(II)-Ionen reduziert. Letztere reagieren mit Kaliumhexacyanoferrat(III) zu Berliner Blau. Dadurch entstehen die so genannten Lichtpausen oder auch Blaupausen. Das Verfahren findet man im allgemeinen unter dem Stichwort Eisensalz-Verfahren.
Oxidiert wird wohl vor allem die Citronensäure. Zum oxidativen Abbau dieser Säure siehe unsere Webseitengruppe "Chemie der Zitrone".
Statt Ammonium-Fe(III)-citrat setzt man auch -oxalat ein.
Es gibt auch die Möglichkeit, dass unter diesen Bedingungen Wasser oxidiert wird.

2 Fe3+ + H2O ———> 2 Fe2+ + 2 H+ + ½ O2


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F: Mein Auto ist durch den Nachbarn beim Rasensprengen mit Brunnenwasser übergossen worden.
Das Brunnenwasser hat einen hohen Gehalt an FE 2+, das bei Sauerstoffzufuhr (Verregnung) zu Fe 3+ und damit unlöslich wird. Ob Mangan mit im Spiel ist, weiß ich nicht. Auf meinem Auto hat sich nun eine schillernde Schicht (wie Öl) gebildet, die sich mit Tensiden nicht entfernen lässt.
Nun meine Frage: Gibt es ein Mittel, das nicht den Lack angreift, sondern nur die Metallverbindung(en) löst? Phosphorsäure wollte ich nicht nehmen.


A: Was Sie schildern, spricht tatsächlich für Eisenoxid-Belag. Sie können es mit verdünnter Citronensäure (ca. 10 %) versuchen. Die Citronensäure bekommen Sie in der Apotheke oder in Chemikalienhandlungen. Die Citronensäure zersetzt Eisenoxid. Mangandioxid zersetzt sich dabei auch.
Mit einem Lappen feuchten Sie den schillernden Belag an und warten eine halbe Stunde. Eventuell ab und zu nachfeuchten. Dann abwischen, gut abspülen und trocknen lassen.
Probieren Sie es zunächst an einer Stelle, die nicht so offen liegt.
Außerdem reden Sie mal ein ernstes Wörtchen mit Ihrem Nachbarn...


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F: Ich wende mich heute mit einem Problem der Einteilung von Stoffen in Ionen- und Molekülverbindungen. Zum einen sagt man ja allgemein, dass Molekülverbindungen fast immer nur aus Nichtmetallatomen bestehen, während Ionenverbindungen aus Metall- und Nichtmetallatomen zuusammengesetzt sind. Auf der anderen Seite gibt die Differenz der Elektronegativitätswerte Auskunft überdven Bindungscharakter (wobei hier in der Literatur die verschiedensten Werte angegeben werden von Differenz ab 1,7 bis Differenz ab 2,0). Unterhalb der angegebenen Differenz liegt eine Molekülbindung vor und oberhalb eine Ionenbindung. Bei zwei Stoffen weiß ich jetzt nicht, als was man sie bezeichnen soll: Na2S und LiH. Ich hoffe Sie können mir weiterhelfen und für Aufklärung des Problems sorgen.


A: Der Elektronegativität (abgekürzt EN) wird zuviel Bedeutung beigemessen. Lassen Sie auch die Spielereien mit den Differenzen. Die sind wenig nützlich.

So ist das wegen seines ionischen Charakters hochgerühmte Natriumchlorid ist nicht völlig ionisch aufgebaut. Beispielsweise verdampft es unter Bildung von NaCl-Molekülen.

Lithiumhydrid kristallisiert zwar im NaCl-Gitter; seine Bindung ist aber zu einem nicht unbedeutenden Teil kovalent. Deshalb löst es auch in unpolaren Lösemitteln wie Ether.

Wasserfreies Natriumsulfid Na2S ist kompliziert und ziemlich irregulär aufgebaut; es enthält u. a. auch Polysulfid-Anionen. Der Bindungsanteil ist zu einem Teil ebenfalls kovalent.


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F: Was versteht man unter Alkohlische Gärung?


A: Alkoholische Gärung ist der Abbau von organisch-chemischen Stoffen (meistens Glucose) zu Alkohol.

C6H12O6 ———> 2 C2H5OH + 2 CO2 + Energie

Die Gärung läuft enzymatisch katalysiert unter Wirkung von Mikroorganismen (meist Hefen) ab. Wichtig ist, dass man sauerstofffrei arbeiten muss, also unter anaeroben Bedingungen.

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Letzte Überarbeitung: 17. Februar 2008, Dagmar Wiechoczek