Kurze Fragen - Kurze Antworten
Aus dem E-Mail-Korb von Professor Blume

E-Mail-Gruppe 163
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F: Vielleicht kennen sie ja auch diese Wasserpfeifen ("Shisha"), die sich immer mehr Beliebtheit erfreuen. Zum Rauchen wird dabei ein "marmeladenartiger" Tabak mit Hilfe einer glühenden Kohle erhitzt und der nun entstehende Rauch durch einen Wasserkelch hindurch gesogen (ist "vaporisiert" der richtige Ausdruck dafür?). Der Tabak enthält laut Hersteller kaum Nikotin und Glycerin.
Jetzt kommen meine Freunde ins Spiel. Die behaupten, dass aufgrund deutscher Einfuhrbestimmungen, welche unsinnig seien der Glyceringehalt stark herabgesetzt ist. Unsinning insofern, da "sich das Glycerin im Wasser löst und nicht in die Lungen gelangen kann". Und deswegen haben die sich jetzt ein Fläschen Glycerin aus der Apotheke beschaft und mischen das (ohne jegliches Messen) unter den Tabak. Das soll das Aroma angeblich verstärken.
Ist das nicht gesundheitsschädlich?


A: Meine Urlaube in der Türkei haben mich gelehrt: Die Wasserpfeifentabake werden - wie auch die Pfeifentabake - gern etwas feucht gehalten, da sie sonst zu schnell weg brennen. Dazu nimmt man hygroskopische Stoffe wie Glycerin. Das ist auch in vielen so genannten "Feuchtigkeitscremes" der dominante Stoff.
Beim Erhitzen von Glycerin unter Luftmangel entsteht ein ungesättigter, in Wasser wenig löslicher Aldehyd, Acrolein. Dieser steht in Verdacht der Krebsförderung.
Also: Finger weg.


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F: Ich habe zufällig im Fernsehen gesehen, dass warmes Wasser eher gefriert als kaltes Wasser. Bei dem Versuch wurde kaltes Wasser und warmes Wasser für die gleiche Zeit in einen Gefrierschrank gestellt. Das Resultat war, dass das warme Wasser schon gefroren war und das kalte Wasser nicht. Nun weiß ich nicht wie glaubwürdig ein Versuch bei einer Sendung auf dem Fernsehsender Viva ist, aber ich habe mich gefragt, wie das möglich ist, da man ja eigentlich ein anderes Resultat erwarten würde. Da diese Tatsache in der Sendung nicht aufgeklärt und begründet wurde, habe ich mich an meinen Chemielehrer gewandt. Dieser konnte mir aber leider auch nicht weiter helfen. Da ihn dieses Phänomen aber auch sehr interessierte, hat er mir vorgeschlagen Ihnen zu schreiben und dabei auf Ihre geniale Seite verwiesen.


A: Die Tatsache ist richtig.
Zwei Sachen sind wichtig:
1. Warmes Wasser bildet mehr Dampf als kaltes. Die Wärme dazu wird aus dem Wasser selbst entnommen, es kühlt also ab.
Das Verdampfen von Wasser hat auch etwas mit dem Wasserdampfdruck der Umgebung zu tun. Je trockner die Luft ist, desto eher verdampft Wasser.
2. Die Luft in der Kühltruhe ist sehr trocken, weil der Wasserdampf in der Kühltruhe sofort kondensiert und gefriert.
Die Folge: Immer mehr warmes Wasser verdampft. Dadurch kühlt das zunächst wärmere Wasser rascher ab als das Wasser, das von vornherein kühler war. Das verdampft zwar auch, aber nur sehr langsam - wobei es seine Temperatur erst einmal nahezu beibehält.

Sie können das selbst ausprobieren. Allerdings müssen Sie danach die Kühltruhe abtauen!

Es gibt auch noch eine Ansicht, dass die veränderte Oberflächenspannung des Wassers eine Rolle spielt. Das ist eine andere Deutung der Temperatur-Erhöhung, die aber letztlich auf das Gleiche hinführt: Je höher die Temperatur des Wassers, desto niedriger ist seine Oberflächenspannung, desto eher können die Wassermoleküle die Oberfläche des Wassers verlassen.

Ich habe nur das in unsere Regionen durchführbare Experiment mit der Kühltruhe beschrieben. Der in Sibirien aufgenommene ZDF-Film zeigte das Analoge mit dem Ausgießen von kaltem bzw. heißem Wasser bei minus 55 °C.


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F: Meine Schüler wollten von mir wissen, wie man eine Temperatur von 8000°C (Kohlenbogenlampe) mißt! Nach erfolgloser Suche im Internet bin ich hier gelandet. Können Sie mir helfen?


A: Das wird spektroskopisch gemacht. Es gibt einen Zusammenhang zwischen Temperatur eines Körpers und seinen Emissions-Spektren. Bekannt ist jedem Schüler, dass kältere Flammen gelb, heiße Flammen dagegen blau sind. Die Glut ist rot bzw. weiß. Je heißer Flammen / Glut sind, desto mehr UV strahlen sie ab. So kann man auch die Oberflächentemperaturen von Sternen ermitteln (Sonne ca. 5000 °C). Diese Methode beruht auf dem Wien´schen Verschiebungsgesetz.

lmax (cm) · T (Kelvin) = const

Aber auch die Absorption von Strahlung durch den heißen Körper spielt eine Rolle. Hierzu nutzt man Laser-Technologien. Damit arbeitet auch die Flammenforschung. So bekommt man z. B. heraus, dass eine Kerzenflamme über 1500 °C heiß ist. Acetylenbrenner schaffen schon 1000 °C mehr.
Grundlage für die Messmethoden ist eine gründliche mathematische Analyse des untersuchten Systems. Hier arbeiten Physikalische und Theoretische Chemie eng zusammen.


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F: Lieber Herr Prof. Blume,
ich habe mich kürzlich mit meinem Chemielehrer über den Stoff Sudan III unterhalten. Er erzählte mir, dass er verzweifelt danach suche, warum es so benannt wurde. Ich habe versucht, dies herauszufinden, jedoch erfolglos. Könnten sie mir vielleicht weiterhelfen?
Ich würde sehr freuen.
Mit freundlichem Gruß,
Veronika (9. Klasse)


A: Es gibt für diese Trivial-Namen immer viele Gründe, die oft firmenintern sind. Das Sudanrot wurde wie viele andere bekannte Farbstoffe noch in der Kolonialzeit synthetisiert. Erinnere dich auch an Namen wie Kongorot (usw.). Die Völker der Kolonien waren für die Farbigkeit ihrer Klamotten bekannt. Damals wirkte alles, was irgendwie an den Orient erinnerte, als verkaufsfördernd (so wie heute alles Amerikanische...). Denke an den Sarotti-Mohr oder an Schmonzetten wie Mozarts "Entführung aus dem Serail"...
Die Kolonialtruppen (zumindest die der Franzosen) trugen noch bis lange in den ersten Weltkrieg hinein rote Hosen, als die Franzosen selbst schon keine mehr trugen - vielleicht kommt es auch daher.
Die römische Ziffer III steht sicherlich für "der dritte Farbstoff aus der Reihe der Sudanrotfarben".


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F: Lieber Dr. Blume,
ich habe folgende Frage, die ich als Chemie Hausaufgabe aufbekommen habe:
Wie stellt man Bier her?
Danke, Daniela (8.Klasse)


A: Bier stellt man wie folgt her:

  1. Man erntet Gerste und zerkleinert die Körner.
  2. Man gibt Wasser zu und erwärmt alles etwas. Dabei wird die Stärke der Gerste durch deren Fermente (Enzyme) in süßen Malzzucker umgewandelt. Das nennt man "Mälzen".
  3. Um den Vorgang abzubrechen, wird die Mischung erhitzt. Das ist die "Darre".
  4. Man gibt das Gedarrte in sauberes Wasser. Dann wird Hefe ("Bierhefe") zugesetzt, und die wandelt den Zucker um in Kohlendioxid ("Kohlensäure") und Alkohol. Das nennt man "Gärung".
  5. Das Ganze wird noch mit Hopfen versetzt. Der enthält Bitterstoffe und Schaumbildner. Die Gärung dauert ein paar Tage und muss zudem in gekühlten Räumen ablaufen.
  6. Anschließend wird das Ganze noch filtriert und abgefüllt.
  7. Prost...

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Letzte Überarbeitung: 17. Februar 2008, Dagmar Wiechoczek