Kurze Fragen - Kurze Antworten
Aus dem E-Mail-Korb von Professor Blume

E-Mail-Gruppe 176
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F: Laut Theorie müsste, wie jeder weiss, der sich ein wenig mit Chemie beschäftigt, bei Oxidation von Magnesium zu Magnesiumoxid eine Gewichtszunahme festzustellen sein. Ich habe nun aber schon ca. 15 mal hintereinander eine Gewichtsabnahme festgestellt. Dabei habe ich auch die Pinzette, mit der ich das Magnesiumband festhalte, mit abgewogen, um kein Material auf der Pinzette zu verlieren.
Da ich nicht davon ausgehe, 200 Jahre nach Lavoisier doch noch das Phlogiston nachgewiesen zu haben, suche ich nun nach einer rationalen Erklärung. Kann das Magnesium verdampfen oder als Rauch verloren gehen? Kann das Magnesium schon so alt und verunreinigt sein, dass das Gewicht anders verloren geht?


A: Leider haben Sie nicht gesagt, um welche Mengen es sich handelt, die Sie verloren haben...
Bei Ihrem Versuch müssen Sie einkalkulieren, dass Mg auch mit dem Luftstickstoff reagiert. Dazu haben wir eine Webseite: Tipp des Monats Mai 2004.
Wenn Sie das Ganze stöchiometrisch durchrechnen, werden Sie merken, dass sich (natürlich bezogen auf ein Mol Magnesium = 24 g) bei der Reaktion mit Stickstoff ein deutlich leichteres Produkt bildet als bei der Reaktion mit Sauerstoff.

Mg + 1/3 N2 ———> 1/3 Mg3N2 (33,7 g/mol Mg)

Mg + ½ O2 ———> MgO (40,3 g/mol Mg)

Denken Sie auch daran, dass schon allein wegen der offensichtlich hohen Konzentration von Stickstoff in der Luft die Bildung von Magnesiumnitrid nicht vernachlässigt werden darf.

Zur Reaktion zwischen Magnesium und Stickstoff haben wir einen Link.


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F: Vögel reiben ihre Federn mit Bürzelfett ein. Das wirkt ziemlich flüssig, sollte also ungesättigte Fettsäuren enthalten. Die unterliegen aber bekanntlich der Oxidation, sollten also wie Leinölfirnis aushärten und die Federn verkleben. Wie wird das verhindert?


A: Es ist richtig: Die Oxidation der ungesättigten Fettsäuren führt zur Vernetzung der Fettsäuren. Siehe das Stichwort "Autoxidation".
Das Bürzelfett der Vögel enthält aber keine ungesättigten Fettsäuren. Der niedrige Schmelzpunkt wird durch einen anderen Trick erreicht: Die Fettsäuremoleküle enthalten verzweigte Kohlenwasserstoffreste und tragen zum Beispiel in a-Stellung einen Methylrest. Dadurch wird die Kristallisation der Fette erschwert. Sie bleiben auch bei tieferen Temperaturen flüssig, ohne Gefahr zu laufen, oxidiert zu werden.

Hier ist übrigens ein Bild, das eine Taube, die gegen unsere Terrassenfenster geknallt ist, hinterließ. Sie erkennen, wie gut der Vogel eingefettet war…

(Foto: Blume)


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F: Ich habe im Internet leider keine Antwort auf meine Frage gefunden und deshalb wende ich mich an sie. Es geht um einen alten Katalyt-Ofen:
http://www.udicom.de/scherning/images/Anleitungen/Katalytofen.pdf
Wie verhält es sich mit dem Asbest in dem Ofen? Fasert es aus oder ist es durch das Platin gebunden? Sollte man sich also aufgrund des enthaltenen Asbests Sorgen um seine Gesundheit machen?


A: Platinasbest ist gesundheitlich sehr bedenklich, da das Mineral aufgrund seiner Faserstruktur Lungenschäden bis hin zu Lungenkrebs verursachen kann. Die Wirkung von Platin als Umweltgift wird noch diskutiert.
Platin hält die Asbestfasern nicht zusammen. Deshalb: Wenn der Katalyt-Ofen nicht versiegelt ist, sollten Sie ihn entsorgen. Das ist übrigens mittlerweile sehr teuer geworden.

Wir haben aus unseren Laboren alle Asbest-haltigen Geräte wie alte Pilz-Heizhauben, Trockenschränke, Muffelöfen und so weiter entfernen müssen. Für den Einsatz als Katalysator verwenden wir im Labor Quarzwolle mit Platinbelegung. Dazu gibt es bei uns eine Webseite unter "Tipp des Monats".


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F: Was unterscheidet eigentlich künstliche Edelsteine/Mineralien von echten?


A: Die Grundstruktur ist identisch. Aber die natürlichen Steine enthalten Verunreinigungen und Einschlüsse, die künstlichen Edelsteine sind absolut rein. So wird zum Beispiel künstlicher Rubin so rein hergestellt, dass man ihn als Laser nutzen kann. Ein natürlicher würde da versagen.
Diamanten mit Einschlüssen sind wesentlich teurer als künstliche.


F: Demnach gibt es keine besonderen Unterschiede, bis auf die Reinheit. Weshalb ist es dann überhaupt noch notwendig Steine abzubauen, wenn man sie künstlich Herstellen kann?


A: Du bist ziemlich prosaisch. Es ist einfach das gute Gefühl, einen natürlich gewachsenen Stein zu besitzen. Hierzu ein Vergleich: Ich zum Beispiel interessiere mich für alte Sachen, wie etwa Steinbeile aus der Steinzeit. Die Beile kann ich zwar viel schöner, perfekter und vielleicht sogar ohne Kratzer von Leuten kaufen, die die künstlich herstellen. Aber es ist das Gefühl, ein Stück in der Hand zu halten, das vor Tausenden von Jahren entstanden ist, und ich kann träumen, was das Stück wohl für eine Geschichte hat... Vor allem ist es echte Handarbeit und nicht maschinell geformt oder poliert. Wenn du es dazu noch selber findest oder von netten Leuten geschenkt bekommst, ist das die echte Spitze!


F: Hallo,
Meine Ausdrucksweise widerspiegelt nicht unbedingt meine Einstellung zu natürlichen Steinen :) Ich sammele selbst seit meinem 4ten Lebensjahr Mineralien und Edelsteine, sowohl gekauft, als auch gefunden, und weiß wie schön es ist mit so einem Stein einzuschlafen, und sich Geschichten hineinzudenken.
Aber wie gesagt- synthetische sind reiner, und daher für die Industrie viel besser geeignet -
So ist die Ausbeutung der Erde nicht mehr notwendig. Das geht aber wahrscheinlich aus finanziellen / wirtschaftlichen / politischen Gründen nicht.
Welche Steine werden denn eigentlich noch stark abgebaut ?


A: Dass die technisch hergestellten Kristalle für die Industrie und Wissenschaft wichtiger sind, steht außer Zweifel. Wenn du Edel- und Halbedelsteine meinst. Da wird alles abgebaut, was irgendwie schön ist. Von deren Gewinnung leben weltweit Millionen von Menschen. Geh einfach einmal über eine Mineralienbörse und unterhalte dich dort mit den Leuten.
Deshalb ist die Frage, welche Steine eigentlich noch stark abgebaut werden, nur schwer zu beantworten. Am meisten abgebaut werden immer noch Kalkstein und Basalt/Granit.

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Letzte Überarbeitung: 10. Februar 2014, Dagmar Wiechoczek