Kurze Fragen - Kurze Antworten
Aus dem E-Mail-Korb von Professor Blume

E-Mail-Gruppe 205
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F: Im unserem Kindergarten werden gerne "Telefone" aus zwei Joghurtbechern, verbunden mit einer Schnur, gebastelt. Die Kinder fanden heraus, dass der andere Teilnehmer nur dann gut zu hören ist, wenn die Schnur straff gespannt ist. Woran liegt das?


A: Schön, dass Sie sich bei der naturwissenschaftlichen Bildung der Kleinen so engagieren!

Zunächst muss man wissen, dass die Töne auf Schwingungen beruhen und auch durch Schwingungen übertragen werden.
Wenn die Kinder auf das Fell einer geschlagenen Trommel fassen, spüren sie die Schwingungen. Gleichzeitig merken sie auch, dass beim Anfassen die Schwingungen aufhören - die Trommel hört auf zu klingen.
Vom Sprecher wird die Luft durch die schwingenden Stimmbänder im Kehlkopf zum Schwingen gebracht.
Diese Schwingungen gelangen ins Ohr des Hörers, regen in dessen Ohr das Trommelfell zum Schwingen an. Diese Schwingungen werden im Ohr über Knöchelchen und weitere Organe in Nervenimpulse umgewandelt.

Die Dosen-Telefone beruhen darauf, dass die Sprachschwingungen statt durch die Luft durch einen Faden übertragen werden. Der Faden schwingt aber nur, wenn er straff gespannt ist. Während die Kinder ins Joghurt-Telefon sprechen, können sie durch vorsichtiges Betasten des straffen Fadens die Schwingungen sogar fühlen.

Falls die Kinder nach der Funktion eines "echten" Telefons fragen: In elektrischen Telefonen werden vom Sprecher die Schwingungen der Membran der Sprechmuschel des Telefonhörers in elektrische Impulse umgewandelt. Diese gelangen zum Angewählten. In dessen Hörmuschel werden die elektrischen Impulse wieder in hörbare Membranschwingungen umgewandelt.


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F: Habe eine Frage zu nitrosen Gasen. Ich würde gerne z.B. Salpetersäure in einer kleinen Menge herstellen aus KNO3 und H2SO4. Allerdings ist es ja eine heikle Sache mit den nitrosen Gasen. Besitze allerdings keinen Abzug und muss deshalb meine Hobby Chemie Versuche im freien tätigen. An vielen Ecken im Internet wird immer wieder von der Toxizität der nitrosen Gase gewarnt ! Wie sieht das ganze denn jetzt eigentlich in der Realität aus ? Was ist da genau zu beachten ?


A: Sie meinen, dass mit konzentrierter Schwefelsäure aus Nitraten Stickoxide erzeugt werden können. Das ist richtig. Es handelt sich hierbei jedoch um diejenige unangenehme Stickstoffoxid-Gruppe, die man unter NOx zusammenfasst. Das sind äußerst reaktive Gase.
Diese "nitrosen Gase" sind nicht nur giftig, sondern wirken auch äußerst korrosiv. Sie können damit in Ihrem Zimmer Ihren Computer, Fernseher oder andere elektronische Geräte (wie die Trafos von Halogenlampen) rasch zerlegen. Außerdem sind die NOx sehr umweltschädlich, da sie mithelfen, die Atmosphäre zu zerstören.

Sie können die Freisetzung von NOx im Verlaufe der von Ihnen erwogenen Reaktion gar nicht kontrollieren und können einen regelrechten Blow-out erleben... Das kann Sie sogar umbringen. Ich selbst habe als Student eine solche NOx-Attacke bei einem völlig unerwarteten Reaktionsablauf erlebt und musste an den Saalassistenten zur Strafe 5 DM zahlen...

Versuchen Sie deshalb, Salpetersäure zu kaufen. Das muss Ihnen doch auch gelingen, wenn Sie an Schwefelsäure herankommen...


F: Vielen Dank für Ihre Info. Eine kleine Frage hätte ich allerdings noch. Wenn man z.B. Silber in verdünnter Salpetersäure auflöst werden ebenfalls Stickoxide freigesetzt oder ? Entsteht hier die gleiche Problematik ? Oder ist die Menge an Stickoxide kontrollierbar ? Silber im Reagenzglas durch Salpetersäure auflösen -> (Silbernitrat) und das Entstehende NOx Gas in der Gaswaschflasche mit Wasser abfangen.


A: Die Menge an NOx hängt davon ab, wie viel Silber Sie zersetzen. Ansonsten gilt das Gleiche wie oben gesagt. Darüber hinaus sind die NOx in Wasser schlecht löslich und lassen sich sogar auch in Natronlauge höchstens zu einem kleinen Teil auffangen. Also Finger weg!


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F: Könnten Sie mir bitte eine Bezugsquelle für den Perlkatalysator zum Cracken von Erdölprodukten nennen?


A: Den Perl-Katalysator bekommen Sie bei der Fa. Hedinger.


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F: Neulich hat uns unser Chemielehrer, bei einem Projekt unterstützt bei dem wir Zucker in konzentrierte Salzsäure gegeben haben. Nach ca. einer 3/4 Stunde hat sich die Farbe der Flüssigkeit von farblos zu rot verändert. Was für eine Reaktion ist vonstatten gegagen?


A: Recht komplizierte Geschichte... Zunächst spaltet die Säure den Rohrzucker in Glucose und Fructose. Dann wirkt sie weiterhin zersetzend - besonders auf die Fructose, indem sie von deren Molekülen Wassermoleküle abspaltet. Es bilden sich Verbindungen wie zum Beispiel Hydroxymethyl-furfural. Die reagieren untereinander zu Farbstoffen.


F: Vielen Dank für Ihre Antwort. Auf so eine Reaktion wäre ich ohne ihre Hilfe nicht gekommen.


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F: In unserer Chemie Ag (10 Klasse, Gymnasium) haben wir uns mit Speisesalz, also Natriumchlorid beschäftigt. Gleich bei unserem ersten Experiment hatten wir eine Frage die wir nich beantworten konnten:

Wir haben eine gesättigte NaCl lösung hergestellt, damit haben wir eine Petrischale halb mit der Lösung gefüllt und alles über nacht stehen lassen. Als wir am nächsten Tag den Versuch begutachten wollten, stellten wir fest, dass das Salz bereits vollständig kristaliesiert war und das das Salz sich nicht nur in der Petrischale befand, sondern das Salz war auch über den Rand der Petrischale auf den Tisch "gewandert" und hatte sich dort breitgemacht.
Unsere Frage: Warum "wandert" das Salz beim Kristalisieren?


A: Das Salz kristallisiert aus, weil ihm durch das Verdunsten das Wasser ausgeht. Wasser fehlt ihm ganz besonders an der Oberfläche der Flüssigkeit, da hier das meiste Lösemittel laufend abdunstet. Am Glasrand findet das Salz Ankerstellen. Da docken die ersten Ionen an, und von da ab wachsen die Kristalle weiter. Sie können nicht ins Wasser wachsen, denn da lösen sie sich eher wieder auf. Das Lösemittel verdunstet weiter. Die nachfolgenden neuen Kristalle schieben die ersten langsam hoch. Dazu kommt noch, dass die wachsenden Kristalle zu rasch entstehen und deshalb "unordentlich" wachsen. Sie können auch Luft einschließen. "Richtige Kristalle" wachsen nur in der Lösung.
Sie enthalten außerdem immer noch Wasserspuren und saugen deshalb weiterhin Ionen an. All das bläht die schon fertigen Kristalle immer weiter auf, bis sie dann sogar über den Gefäßrand hinauswachsen.
Übrigens verhalten sich auch Kupfersulfat oder Calcium-Acetat (Frage 1180) ähnlich. Das Ganze ist auch typisch für Salzgemische.

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Letzte Überarbeitung: 17. Februar 2008, Dagmar Wiechoczek