Kurze Fragen - Kurze Antworten
Aus dem E-Mail-Korb von Professor Blume

E-Mail-Gruppe 206
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F: Ein Home-Shopping-Sender verkauft den sogenannten "Batterien-Doktor", mit dem sich angeblich Alkalibatterien "Nachladen" lassen. Auf der QVC-Website steht dazu folgende Beschreibung:

"Zum praktischen Nachladen der meisten im Haushalt genutzten Batterien kümmert sich jetzt der BATTERIEN DOKTOR - z.B. um Alkali, Titan, RAM, NiCd-Akkus, NiMH-Akkus usw."

Was halten Sie davon? Im Römpp-Chemielexikon steht jedenfalls, dass die Batterien nicht wiederaufladbar sind - wie auch auf den Batterien selbst.


A: Davon halte ich gar nichts. Sie laufen Gefahr, dass die von den Herstellern aus guten Gründen als nicht wiederaufladbar deklarierten Batterien beim Versuch der Elektrolyse zum Wiederaufladen gasen und als geschlossene Systeme explodieren oder sich entzünden können.

Andererseits kenne ich das Produkt nicht. Aber ich glaube nicht, dass ich dem Hersteller/Verkäufer Unrecht tue. Ich vermute, dass das Ganze nicht funktioniert und Sie dann im Kleingedruckten nachlesen dürfen, warum... Vielleicht ist das auch mit dem "Nachladen" nur ein Trick: Nachladen geht immer, aber das ist nicht Wiederaufladen.


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F: Erstmal ein großes Lob an Ihre Seiten, sehr viele interessante Themen!
Als Projekt würde ich gerne eine Analyse von Wasser aus unserem Schul-Schwimmbad machen. Kennen Sie vielleicht eine hilfreiche Seite?
Ich habe z.B. daran gedacht, ob man Chlor etc. nachweisen könnte. Wie könnte man dies quantitativ bestimmen?
Gibt es noch andere Bestandteile, die man nachweisen könnte (z.B. Verschmutzung, Harnsäure etc.), oder fallen die viel zu gering aus?
Vielen Dank schon im Voraus für Ihre Mühe; vielleicht kennen Sie noch andere Experimentiermöglichkeiten in diesem Bereich.


A: Zu allem gibt es Analyse-Kits mit genauen Beschreibungen, z. B. bei Merck. Da diese auch der Bademeister nutzt oder zumindest nutzen sollte, fragen Sie am besten den!
Übermäßiges Chloren oder Ozonieren weisen Sie mit Kaliumiodidlösungen/Stärke nach.
Harnstoff (und damit indirekt Schwimmbad-Pinkler) ermitteln Sie mit der bekannten Urease-Reaktion.
Mikrobiologische Tests (z. B. auf E. coli) sind m. W. in der Schule nicht erlaubt.


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F: Hallo!
Ich lerne gerade für eine Chemie Grundkurs- Klausur in der 12. Klasse. Zum Thema Kalkseife habe ich einige Fragen. Ich hatte gedacht, dass ich mich mal an Sie wende, da ich jetzt, in den Ferien, nicht meinen Lehrer sprechen kann. Ich würde mich freuen wenn Sie mir weiterhelfen könnten!
Ich finde im Internet immer nur die Summenformel für Kalkseife. Ich kann mir damit aber nicht erklären, warum z.B. Natriumpalmitat wasserlöslich ist und Calciumpalmitat nicht. Wieso ist der Calziumrest ungeladen und der Natriumrest noch +1 geladen, wenn sie sich mit der Fetsäure verbunden haben? Was macht den Unterschied zwischen Kalzium und Natrium aus, dass einmal lösliche Anionen entstehen und einmal nicht?


A: Die Anionen sind gleich, aber die Metall-Ionen nicht. Na-Ionen sind einfach (Na+), Ca-Ionen sind zweifach positiv geladen (Ca2+). Letztere binden deshalb auch zwei Anionen, was zur Bildung stabilerer Kristalle und schlechterer Löslichkeit führt.
Übrigens ist auch das Na-Palmitat der Seifen gar nicht besonders gut löslich. Der ungelöste Anteil bildet Emulsionen, die durch die wenigen echt gelösten Palmitat-Anionen als Emulgatoren stabilisiert werden. (Seifenlösungen wirken deshalb immer trüb.)


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F: Die Frage ergab sich, weil meine Frau vom Arzt eine Inhalation mit Dampf einer Kochsalzlösung angeraten bekam. Als sie so über dem Kochtopf saß, diskutierten wir, ob das denn überhaupt wirksam sein könne. Ich stellte die Behauptung auf, dass das Salz nicht verdampfen könne. Meine Frau entgegnete, dass ja auch am Meer derselbe Effekt entstehe.
Ich stellte folgendes kleine Experiment an: Ich löste 10 g Kochsalz in 0,2 l Wasser und verkochte dieses vollständig. Den Wasserdampf fing ich mit einem Deckel auf und sammelte das Kondenswasser.
Es ergab sich, dass das aufgefangene Wasser eindeutig salzig schmeckte und sich auch am Deckelrand Salzkristalle ablagerten, so dass ja ein zumindest geringer Teil des Salzes mit dem Wasserdampf transportiert worden sein muss.


A: Ihr Arzt hat Recht. Verdampfendes Wasser besteht kaum aus gasförmigen Wasserdampf, sondern (wie schon die Bezeichnung "Dampf" besagt) aus feinsten Wassertröpfchen. Man spricht von einem Aerosol. In Aerosol von Salzwasser sind dazu noch die gelösten Salze enthalten.
Dieser Effekt ist jedem Kurgast, der zur Atemtherapie an der Nordsee spazieren gehen soll, bekannt. Hier entstehen die Aerosole durch die Gischt der Brandung, die das Wasser fein zerstäubt. So schmeckt Ihre Haut salzig, obwohl sie mit dem Wasser nicht in Kontakt kommen!
Kinder werden auf diese Weise mit einer Prise an Iodsalzen versorgt.
Der Effekt ist z. B. auch Grund dafür, dass weit hinter der Brandungszone die Böden mit Salz belastet sind.


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F: Schon mehrfach habe ich mich gefragt, welche Gefahr eigentlich von Schimmel auf Nahrungsmitteln ausgeht.
Von irgendeinem Bekannten hatte ich sogar gehört, dass es lediglich die Wirkung wie Penicillin hätte, wenn man die verschimmelte Stelle mitäße.
Was sagen Sie dazu? Wenn ein Brot zum Beispiel außen anfängt zu schimmeln, sollte man es ganz wegschmeißen, oder reicht es, wenn man 3-4 Scheiben wegwirft? Stimmt es, dass sich Schimmel, bzw. dessen "Ableger", auch schon da entwickelt haben können, wo man noch keine Anzeichen dafür sieht?


A: Es gibt nicht "den" Schimmel. Aber es ist denkbar, dass dabei der besonders gefährliche Gelbe Schimmel (Aspergillus flavus) ist. Der befällt neben Brot auch Erdnüsse oder Erdnussbutter sowie Milchprodukte.

Bei den gelben Farbstoffen handelt es sich um die so genannten Aflatoxine. Darunter befinden sich die stärksten bisher bekannt gewordenen karzinogenen Verbindungen überhaupt! (Wieder einmal ein schönes Beispiel für "Alles Bio...!") Lesen Sie dazu auch die Frage Nr. 1170.

Berüchtigt ist die Lebertoxizität der Aflatoxine. Sie können Leberzirrhose oder Leberkrebs auslösen. Die LD50 beträgt 7,2 mg/kg Lebengewicht (Ratten). Wirkungen lassen sich schon ab 10 µg/Tag und Kilogramm Lebengewicht feststellen; die LD100 beträgt für den Menschen 1-10 mg/kg. Aus diesem Grunde soll man Brotlaibe, die auch nur einen kleinen Schimmelfleck aufweisen, komplett vernichten. Denn das für Sie unsichtbare Pilzmycel (der eigentliche Pilz also) durchzieht mit Sicherheit bereits den ganzen Brotlaib, wenn der Pilz an irgendeiner Stelle seine sichtbaren Früchte (den gelben Schimmelfleck) entwickelt.

Die Story mit den Antibiotica ist übrigens blanker Unsinn. Dem französischen Roquefort sagt man das Gegenteil (oder auch nicht) nach: Angeblich werden die Leute, die an dessen Herstellung arbeiten, nur 40 Jahre alt, ohne allerdings jemals krank gewesen zu sein.
Der Käse wird übrigens in den Kalksteinhöhlen ("Les caves") beim Lozère-Städtchen Mende hergestellt. (Ein Tipp: Bei Mende gibt es herrliche Versteinerungen aus dem Schwarzjura zu finden...)

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Letzte Überarbeitung: 17. Februar 2008, Dagmar Wiechoczek