Kurze Fragen - Kurze Antworten
Aus dem E-Mail-Korb von Professor Blume

E-Mail-Gruppe 228
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F: Bei einer Kochtopfvorführung erklärte die Dame, dass Vitamine in einem Schnellkochtopf angeblich "platzen" sollen. Ich habe bisher überall gelesen, dass es zwar hitzeempfindliche Vitamine gibt, aber noch nie davon gelesen, dass sie platzen könnten. Ist das ein Werbetrick?


A: Die Dame hat gelinde gesagt einen "Knall". Moleküle platzen nicht, sondern werden vielleicht zersetzt. Hitze allein zerstört die Vitamine kaum, sondern es ist vor allem der Sauerstoff der Luft.
Hier werden die Vorteile der Nutzung eines Dampfkochtopfs deutlich: Die Luft wird beim Kochen nicht nur ferngehalten, sondern mit dem Wasserdampf sogar von Anfang an mit ausgetrieben.
Im offenen Topf kann sie immer wieder nachströmen und so ihr zerstörerisches Werk ausüben.
Hinzu kommt, dass im Dampfkochtopf die Kochzeit wesentlich geringer ist als im offenen Topf. Damit werden eventuelle Hitzeschäden auf ein Minimum reduziert.

Also ist das Ganze nur ein Werbetrick. Wir zuhause kochen nur per Dampfkochtopf und haben damit beste Erfahrungen gemacht.


1297
F: Hallo Herr Prof. Blume,
Bin Studentin der Int. Wirtschaft an der WU Wien und arbeite zur Zeit an einem Projekt in dem es um die Selbstkühlung von Verpackungen, in unserem konkreten Fall um Getränkedosen, geht.
Bei der Internetrecherche bin ich auf Latentwärmekissen, weiters auf Latentkältekissen gekommen und frage mich nun, ob dies eine Möglichkeit wäre, eine Getränkedose selbstständig zu kühlen, und wenn dies ginge, wie schwer oder leicht ist die Herstellung von solchen Kältekissen? Oder gibt es bessere (im Sinne von einfache, günstige, sichere, umweltfreundliche Beschaffung) chemische Stoffe/ Zusammensetzungen die durch schütteln/ reiben... einer Dose kühlen?

An der Uni in Hongkong habe ich von Studenten gehört, die sich so eine Art Klebestreifen an die Kleidung haften, der wärmt! (Hat mir da wer einen Bären aufgebunden, oder leb ich als Südtirolerin hinterm Mond?) Gibts das wirklich? Und wenn ja auch zum kühlen?

Ich möchte mich schon jetzt bei Ihnen herzlich Bedanken für Ihre Mühe!
Schöne Grüße aus Wien ...

P.S.: Ich finde es wirklich super, dass Sie sich die Zeit nehmen einen derartigen Service anzubieten. Vielen Dank an Sie und ihr Team!


A: Danke für die netten Worte!

Zu Ihrem Problem: So etwas gibt es. Mit Zeolithen werden bereits Bierfässer gekühlt. Trick: Die wasserfreien Zeolithe adsorbieren begierig Wasser und entziehen das der Umgebung, die sich dabei aufgrund der dazu notwendigen Verdampfungswärme stark abkühlt (Sie kennen das als "Verdunstungskälte"...). Man braucht also nur in getrennten Räumen um die Getränkedose aus Metall ein feuchtes Vlies zu legen, daneben entwässertes Zeolith. Durch ein Ventil werden beide Räume verbunden - das Zeolith saugt begierig das Wasser aus dem Vlies ab. Die zur Verdampfung notwendige Wärme wird erst dem Vlies, dann dem Fässchen entzogen. Befragen Sie dazu die Bierindustrie oder die Fa. Henkel in Düsseldorf, die Zeolithe herstellt.
Viel Erfolg!

Die Klebefolien Ihres Hongkong-Manns kann ich im Moment nicht nachvollziehen. Aber was heißt schon Folie? Vielleicht ist das ein dicker Umhang...


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F: Wie werden Briketts hergestellt?


A: Bei der Kohleaufarbeitung fallen große Mengen von nicht zusammenbackendem Kohlestaub an, der vor seiner Verwendung z. B. im Haushalt in handliche Stücke, Briketts (franz. brique, Ziegelstein) überführt wird. Diese bestehen aus Presskohle. Es gibt Briketts aus Steinkohle und aus Braunkohle.

Bei der Herstellung von Steinkohlebriketts wird der Kohlestaub getrocknet und mit Bindemittel (meistens bei der Verkokung anfallendes, nicht weiter verwertbares Pech) versetzt. Die Masse wird in der Hitze zu einer plastischen Masse verknetet und anschließend in Formen (z. B. zu Eierbriketts) gepresst.

Bei der Brikettierung von Braunkohle werden hochwertigere Kohlearten fein gemahlen und getrocknet. Dann wird die Kohle ohne Bindemittel unter einem Druck von 1000 bar zu den typischen Barren geformt.

Presskohlen haben höhere Heizwerte als die zugrundeliegende Kohle (Steinkohle z. B. um 31,4 MJ/kg, Braunkohle 19,5 MJ/kg). Dennoch muss man bedenken, dass der Energieaufwand bei der Herstellung sehr hoch ist. Vor allem erfordert das Zerkleinern, Entwässern und Pressen der Braunkohle einen hohen Energieaufwand. Bei der Brikettierung ist zur Bereitstellung der Prozesswärme mindestens noch einmal die gleiche Menge an Kohle aufzuwenden. Briketts sind deshalb etwas teurer als die "normale" Bruchkohle.

(Quelle: R. B. und Koll.: Cornelsen-Schulbuch)


1299
F: Warum hat Koks einen niedrigeren Brennwert als Kohle?


A: Es handelt sich beim Koks um das Produkt der Kohledestillation. Dabei werden viele Verbindungen als flüchtige Substanzen ausgetrieben, die technische Prozesse wie den Hochofenprozess stören könnten.

Steinkohlenkoks hat deswegen einen etwas niedrigeren Brennwert (28,7 MJ/kg statt ca. 30 MJ/kg), weil die abdestillierten Bestandteile durchaus energiehaltig sind.


1300
F: ist der Unterschied zwischen Verschwelung und Pyrolyse?


A: Abfälle wie Hausmüll oder hausmüllähnlicher Gewerbemüll, Sperrmüll und Klärschlämme werden zusammen mit Altkunststoffabfällen oder Shredderabfall aus der Autoverwertung zunehmend der Verschwelung oder der Pyrolyse unterworfen. Dabei wird nicht verbrannt, sondern zersetzt. Das hat den Vorteil, dass die Prozesse so gesteuert werden können, dass Wertstoffe wie Stadtgas, Methanol, Treibstoffe und Rohstoffe für die Kunststoffherstellung entstehen. Anders als bei der Müllverbrennung bleibt deshalb die Massenzunahme insgesamt gering.

Verschwelung und Pyrolyse sind ähnliche Verfahren. Man erhitzt organische Materie ohne oder unter begrenzter Sauerstoffzufuhr.
Die Verschwelung arbeitet bei niedrigen Temperaturen um 450 °C, etwa wie in einem Meiler. Der Müll wird von außen unter Luftabschluss in einer großen Trommel erhitzt. Dabei entweichen alle flüchtigen Zersetzungsprodukte als Schwelgas. Aus 1000 kg Müll können so 650 kg Schwelgas, das hervorragend als Heizgas geeignet ist, gewonnen werden.

Die Energie zur Verschwelung (und natürlich auch zur Pyrolyse) erhält man durch Verbrennung eines Teils, und zwar etwa von einem Drittel dieser so erhaltenen Schwelgase.

Unter Pyrolyse versteht man dagegen das Hocherhitzen von organischer Materie (gr. pyr, Feuer, gr. lysis, Trennung). Bei Temperaturen um 1200-1800 °C und unter hohem Druck werden die Moleküle der organischen Materie zu kleinmolekularen, oftmals ungesättigten Verbindungen zersetzt. In der Abkühlphase entstehen erdgas-, erdöl- und benzinähnliche Verbindungen.

Die Müll-Pyrolyse mit dem Ziel der Wertstoffgewinnung entspricht der Braunkohlevergasung in der Niederlausitz (Schwarze Pumpe). Denn ob man nun Braunkohle oder andere kohlenwasserstoffhaltige Stoffe umsetzt, ist letztlich gleich.

Bei der hohen Hitze der Pyrolyse fallen die anorganischen Müllbestandteile als glasartige Schlacken an. Diese sind ein wichtiger Grundstoff für die Bauwirtschaft und werden z. B. dem Straßenbelag zugemischt, um diesen griffiger zu machen.

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Letzte Überarbeitung: 17. Februar 2008, Dagmar Wiechoczek