Kurze Fragen - Kurze Antworten
Aus dem E-Mail-Korb von Professor Blume

E-Mail-Gruppe 42
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F: Ich habe eine Frage zu den Alkoholtest-Stäbchen. (In ihnen wird ja Kaliumdichromat zu einer Chrom 3+ - Verbindung reduziert. Können Sie mir sagen zu welcher (Cr2(SO4)3 ?) und wie lautet die Gesamtreaktiongleichung zu dieser Redox-Reaktion?


A: Du meinst sicherlich die Alkoholteströhrchen. Es ist unüblich, bei komplizierten Redoxgleichungen das ganze Reaktionsgeschehen in eine Gleichung zu packen; viel informativer ist es für einen Chemiker, nur die wirklich reagierenden Substanzen bzw. Teilchen zu beschreiben. Am besten ist sogar, die Reduktion und Oxidation zu trennen:

Ox:      CH3-CH2OH ———> CH3-CHO + 2 e- + 2 H+(aq)          x 3

Red:     Cr2O72-(aq) + 14 H+(aq) + 6 e- ———> 2 Cr3+(aq) + 7 H2O


Redox: 3 CH3-CH2OH + Cr2O72-(aq) + 8 H+ ———> 3 CH3-CHO + 2 Cr3+(aq) + 7 H2O

Diese Gleichung ist nur schematisch. Denn ein Teil des Aldehyds reagiert sofort zur Essigsäure weiter. Genau genommen ist eine Gleichung, wie du sie dir vorstellst (also mit Cr2(SO4)3), somit schlicht falsch; dazu musst du auch bedenken, dass neben dem Sulfat (aufgrund der Schwefelsäure im Reaktionsgemisch) natürlich auch Chromsalze der Essigsäure, der Kieselsäure (aus dem Kieselgel) entstehen können. Hinzu kommt, dass das Chrom-Ion noch als Aquokomplex vorliegt.
Außerdem ist eine lange Gleichung für dich viel schwieriger zu lernen. Dennoch wollen Lehrer erstaunlicherweise immer den ganzen Kram (mit dem an der Reaktion überhaupt nicht beteiligten Sulfat, wie du es dir auch vorstellst) da stehen haben.

Wenn du es aber doch für deinen Lehrer richtig machen willst, schreibst du in der o. a. Redoxgleichung für jeweils 2 H+ ein H2SO4 und für 2 Cr3+ ein Cr2(SO4)3. Dazu musst du noch die K+-Ionen vom Dichromat berücksichtigen. Deshalb steht rechts dann noch ein K2SO4. Das Ergebnis ist dann:

3 CH3-CH2OH + K2Cr2O7(aq) + 4 H2SO4 ———> 3 CH3-CHO + Cr2(SO4)3 + K2SO4 + 7 H2O


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F: Ich habe ein "kleines" problem und hoffe sie können mir weiterhelfen! am freitag muss ich in chemie einen vortrag über alkoholherstellung halten! dieser vortrag soll 45min dauern, einen versuch beinhalten und den schülern auch noch begreiflich machen wie das ganze funktioniert! einfach gesagt: ich soll einen auf lehrer machen! ich hab aber selbst keine ahnung davon und finde im internet auch nichts brauchbares/verständliches zu diesem thema! können sie mir vielleicht irgendeine literatur oder seite im internet empfehlen auf der ich die gesuchten informationen bekomme? oder vielleicht haben sie stoff dazu? über eine baldige antwort würde ich mich sehr freuen!


A: Wir haben einen Webbereich zum deinem Thema „Alkohole“. Texte zur Gärung findest du auch in jedem Chemieschulbuch der Sek I (9./10. Klasse, z. B. von Cornelsen) oder im Lexikon. Als Versuche bieten sich erstens die alkoholische Gärung an (10 %ige Zuckerlösung mit Trockenhefe und Gär-Röhrchen mit Kalkwasser auf die Zentralheizung stellen). Zweitens Destillation von Wein, um Weinbrand zu erhalten. Du kannst eine Probe des Alkohols aus der Vorlage der Destillation entzünden. Denkbar ist auch der Nachweis von Alkohol mit der Cerammoniumnitrat-Lösung.
Darüber hinaus kannst du auch noch vor dem Missbrauch von Alkohol warnen. Oder erzählen, dass Alkohol, ein gutes Lösemittel für Fette ist.


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F: Warum hat man(n) Fussel im Bauchnabel? Uber eine Antwort von ihnen wäre ich dankbar!


A: Wenn Sie die Frage ernst meinen: Im Nabel sammeln sich Kleiderfussel. Das ist ein hygienisches Problem. Den vergisst man einfach zu reinigen. Das ist so wie mit den Wollmäusen unterm Sofa.

Nachtrag
Wir sehen, dass es doch tatsächlich Leute gibt, die - wie auch die Fragenden - interessiert, was sich da abspielt. Hier dazu die aktuelle Zeitungsmeldung vom 23.08.2003:

Harvard-Ignobelpreis für Lösung des Fussel-Phänomens
Der australische Forscher K. Kruszelnicki fand angeblich heraus, dass die Haare am Bauch in Richtung auf den Bauchnabel wachsen und so die Kleidungsflusen entsprechend lenken. Dafür gab´s den Spottpreis der US Harvard-Elite-Uni.


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F: Im Chemieunterricht behandeln wir zur Zeit das Thema Additionsverfahren etc. in der organischen Chemie. Könnten Sie mir in diesem Zusammenhang das Verfahren der Bayerschen Probe näher erläutern.


A: Bei der Bayer-Probe oxidiert Permanganat einen ungesättigten Kohlenwasserstoff. In alkalischem Milieu wird KMnO4 zu MnO2 und in saurem Milieu zu Mn(II) reduziert. Aus der Doppelbindung entsteht ein zweiwertiger Alkohol, ein Diol. Man kann auch von Addition sprechen. Wenn du aber die Oxidationszahlen des Kohlenstoffs im Ethen nachprüfst, erkennst du, dass es sich formal um eine Oxidation handelt.


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F: Mit Interesse habe ich Ihre Webseite durchgestöbert, auf die ich übrigens durch einen Bericht im "Spiegel" gestoßen bin.
Schon seit einer ganzen Weile beschäftigt mich folgendes Alltagsphänomen: Ich trinke gerne Berliner Weiße, und zuweilen kaufe ich es in kleinen Glasflaschen (so wie die Bierflaschen aus den Sixpacks). Wenn ich die kühlschrankkalten Flaschen öffne, ohne sie vorher zu schütteln, passiert (erwartungsgemäß) nichts. Stecke ich aber einen Plastikstrohhalm in die Flasche, schäumt es wie verrückt. Woran liegt das? Ihre Seiten über das schäumende Bier (/dc2/tip/01_01.htm) habe ich gelesen, aber keine Erklärung gefunden, mit der ich mir dies erklären könnte.
Ich würde mich freuen, wenn Sie mir dieses Phänomen erklären könnten.


A: In Bier ist Kohlenstoffdioxid CO2 gelöst. Das befindet sich in einer übersättigten Lösung. Denn es war vorher unter Druck gesetzt worden (deshalb schäumt Bier/Sekt/Sprudel auch etwas, wenn man die Flasche öffnet). Außerdem ist die Temperatur nach dem Eingießen angestiegen.
Sie müssen wissen: Das Gas ist im Bier in kleinen Käfigen aus Wassermolekülen eingeschlossen. Wenn Sie den Strohhalm hineinstecken, stören Sie die kleinen Wasserkäfige. Das wirkt sich wie ein Anstoß zum Austreiben des Gases aus. Wir sprechen von einem metastabilen Zustand, der durch Aktivierung (Anstoßen) in einen stabilen Zustand übergeht.
Anstelle eines Strohhalms können Sie auch ein (sauberes) Steinchen hineinwerfen. Beobachten Sie genau, wie das Gas in einem ungestörten Glas hoch perlt. Die Blasenbildung erfolgt immer an der gleichen Stelle im Glas, weil hier kleine Unebenheiten ausreichen, das Gas auszutreiben. Das geht manchmal richtig rhythmisch vonstatten. Das können Sie auch gut am Sektkelch erkennen. Bei teureren Sektkelchen wird dazu sogar der Boden etwas aufgeraut.

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Letzte Überarbeitung: 10. Januar 2008, Dagmar Wiechoczek