Kurze Fragen - Kurze Antworten
Aus dem E-Mail-Korb von Professor Blume

E-Mail-Gruppe 63
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F: Könnten Sie bitte erklären, wie es möglich ist, dass Jod ein unpolarer Stoff und dennoch bei Raumtemperatur ein Feststoff ist?


A: Iod ist zunächst ein Element, das aus sehr schweren Molekülen (I2) besteht. Schon deshalb muss Iod verglichen mit den anderen Halogenen einen hohen Schmelz- und Siedepunkt haben.
Hinzu kommt: Die Moleküle werden durch spezielle Bindungen, durch die van der Waals-Bindungen zusammengehalten: Obwohl die Stoffe unpolar sind, kommt es doch durch gegenseitige Beeinflussung der Moleküle zu Störungen in der Gleichverteilung der Elektronen. Die Folge: Kleine Polarisierungseffekte, die die Moleküle zusammenkleben lassen. Die van der Waals-Bindungen sind übrigens stabiler, als man gemeinhin denkt. Sie halten ja zum Beispiel auch Kerzenwachs zusammen oder hindern Benzin am zu raschen Verdunsten.


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F: ich würde gerne wissen was eine Sulfidbildung ist, da ich am dienstag eine Klasur in Chemie schreibe. (klasse 8). Vielen dank,für Ihre antwort.


A: Darunter versteht man die Reaktion zwischen einem Metall und Schwefel. Vergleiche mit der Oxidbildung: Reaktion mit Metall und Sauerstoff.


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F: Hausaufgaben- kinder 4. klasse: wieviel wasser befindet sich in 1 l milch, ketchup und orangenlimonade?? Vielen dank


A: Ich habe lange über deine Frage gerätselt. Ist das tatsächlich eine Hausaufgabe für Viertklässler? Was will die Lehrerin/der Lehrer überhaupt hören?
Manchmal stehen auf den Flaschen Prozentangaben ("enthält ... % Fruchtfleisch"...). Daraus könnte man den Wassergehalt berechnen. Aber ihr habt doch noch kein Prozentrechnen - oder?
Die Lehrer-Dame oder der Herr sollen sich bei mir mal melden.


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F: Ich werde dieses Jahr an dem Landeswettbewerb für Chemie in Rheinland-Pfalz teilnehmen und muss hierfür unter anderem die geschichtliche Entwicklung der technischen und wirtschaftlichen Bedeutung von Salpeter dokumentieren. Doch ich habe im Internet keine richtigen Angaben zu diesem Thema gefunden und habe herausbekommen, dass es versch. Arten von Salpeter gibt: Kaliumnitrat, Natriumnitrat...
Gibt es also für Salpeter allgemein keine Bedeutung oder Entwicklung, sondern nur für jedes einzelne Salpetersalz?
Ich freue mich jetzt schon auf eine Rückmeldung!


A: Das ist ein sehr umfangreiches Kapitel, zu dem Sie zum Teil mehr in Geschichtsbüchern finden sollten als in Chemiebüchern.
Kaliumnitrat ist der "deutsche" Salpeter, den man von den feuchten Mauerwänden kratzte. Natriumnitrat ist die Hauptform des Salpeters aus Südamerika.
Weitere historisch wichtige Stichworte sind: Ammoniaksynthese, Finanzierung des Haber-Bosch-Verfahrens durch die Reichskriegsleitung, Ammoniakverbrennung, Salpeterkrieg zwischen Peru und Chile, Atacama-Wüste, Guano, Kapitän Nemo im "20.000 Meilen unter dem Meer" von Jules Verne, Schwarzpulver, Schusswaffen, Sprengung, Kunstdünger, Herstellung tiefer Temperaturen mit Salpeter/Eis-Mischungen... Und viele andere mehr.
Wir haben zu einigen Punkten Webseiten. Es gibt außerdem Schriften vom Deutschen Museum in München, wo auf einige dieser Zusammenhänge eingegangen wird. Bitte weitere Fragen an die und vor allem auch an den betreuenden Lehrer richten!


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F: Sie beschreiben die Bestimmung des Ascorbinsäuregehalts mit Tillmanns Reagenz. Lässt sich diese Methode auch zur UV-spektroskopischen quantitativen Bestimmung von Ascorbinsäure nutzen? Wenn ja, wie groß ist das Absorptionsmaximum, der Absorptionskoeffizient und die relative Molmasse von DCPIP genau? Oder wo kann ich mir die entsprechenden Daten besorgen?


A: Die spektroskopische Bestimmung ist sehr schwierig, da Sie bei der Titration zwei Lösungen zusammengeben, die unterschiedliche pH-Werte haben.
Sie müssen deshalb die gewünschte Absorptionsänderung aufgrund des Redox-Prozesses mit der die Indikatorumfärbung aufgrund der pH-Wert-Änderung während der Titration einkalkulieren - ein mathematisch beherrschbares, aber für Sie sicherlich ein schwieriges Unterfangen.
Die molaren Extinktionskoeffizienten kenne ich nicht, sie können aber experimentell leicht durch Sie selbst bestimmt werden.
Die Molmasse von DCPIP können Sie ebenfalls aufgrund der Formel berechnen. Übrigens ist der Umgang mit DCPIP sowieso recht schwierig, da das käufliche Natrium-Salz wechselnde Mengen an Wasser enthält. Eine Eichung der Lösung anhand bekannter Ascorbinsäure-Konzentration ist deshalb immer unerlässlich.

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Letzte Überarbeitung: 11. Januar 2008, Dagmar Wiechoczek