Kurze Fragen - Kurze Antworten
Aus dem E-Mail-Korb von Professor Blume

E-Mail-Gruppe 68
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F: Kann man wasserglass verdünnen (ohne das es seine eigenschaften verändert) und womit? Kann man wasserglas (günstiger) selbst herstellen?


A: Sie können zur Verdünnung eine ca. 20 %ige Natronlauge (hergestellt mit destilliertem Wasser) nehmen. Aber auf keinen Fall Leitungswasser nehmen, dann bilden sich Silicate. Auch kein destilliertes/demineralisiertes Wasser verwenden: Dann bildet sich Kieselsäure, die ausflockt.
Man stellt Wasserglas her, indem man Quarzpulver in Spezialgefäßen (nicht aus Porzellan!) mit Natriumhydroxid schmilzt und eine Zeit lang erhitzt. Das zu tun ist für Laien sehr kompliziert, weil man vor allem darauf achten muss, dass nicht zu viel Wasser abdampft.
Besser ist es also, Wasserglas zu kaufen.


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F: In der Schule arbeiten wir grade unser Basiswissen wieder auf, und haben verschiedene Themen aufgeteilt. Ich behandel mit meiner Gruppe das Thema Neutralisation. Hierzu zählt auch die Erklährung von derartigen Berechnungen.
Da ich bis jetzt vergeblich versucht habe etwas zu dem Thema zu finden und Mitschüler mir auch nicht mit meinem Problem weiterhelfen konnten, wende ich mich hiermit an sie. Mein Problem ist folgendes:

gegeben sind

H2SO4
Konzentration: Unbekannt
Volumen: 250 ml

NaOH
Volumen (NaOH): 831 ml
Konzentration (NaOH): 1 mol/l

gesucht wird die Stoffmenge (n) und Konzentration (c) der Schwefelsäure.

Ich würde mich freuen wenn sie mir bei der Berechnung behilflich sein könnten. Da ich bis Anfang nächster Woche im stande sein muss, diese Aufgabe zu lösen und erklähren zu können würde ich mich über eine schnelle Antwort freuen. Besten Dank schonmal!


A: Der Ansatz bei der volumetrischen Titration ist, dass das Produkt aus Konzentration und Volumen von vorgelegter Säure und Titrationsmittel Lauge immer gleich sein muss. Man spricht vom chemischen Hebelgesetz.
Also schreib den Dreisatz hin:

     c mol/l · 250 ml = 1 mol/l · 831 ml

     c = 3,324 mol/l

Diese Konzentration stellt die der Protonen in Lösung dar. Da die Schwefelsäure eine zweiprotonige Säure ist, musst du die Zahl noch durch 2 teilen:

     c = 1,662 mol/l

Das ist die Konzentration der Schwefelsäure. Die Stoffmenge n ist, da du nur 250 ml vorlegst, ¼ davon, also 0,413 mol.


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F: In der Literatur findet man beim Thema Drogen immer den Hinweis, dass wenn man die Droge LSD einnimmt es auch noch Monate später zu Flashbacks kommen kann. Wie ist das denn physiologisch möglich? Wird die Droge solange im Körper gespeichert und "bricht" dann immer mal wieder aus, oder ändert sich irgendetwas im Körper, der dann immer wieder die Symptome zeigt?


A: LSD ähnelt strukturell dem Gehirn-Neurotransmitter Serotonin. Letzteres unterdrückt unnötige Informationen. LSD besetzt den Rezeptor für Serotonin, ohne allerdings dessen Aktivität zu besitzen. Stattdessen erlaubt es abnormale Aktivitäten im Gehirn, die zu Halluzinationen, Wahrnehmungsstörungen, Visualisierung von Tönen und Vertonung von Farbeindrücken sowie sogar zu Paranoia führen können.
Flashbacks ("Echo-Räusche") sind spontane psychotische Episoden ohne direkt vorangehenden Drogenkonsum (vor allem LSD oder Alkohol), die teilweise sogar noch nach einigen Monaten spontan und unerwartet bei etwa 20 % der Konsumenten auftreten können. Sie können zum Beispiel durch eine besondere Stimmung oder durch entsprechende Musik provoziert werden.
Was sich bei Flashbacks im Hirn abspielt, ist meines Wissens noch nicht erforscht, es gibt viele einander widersprechende Theorien.
Es gilt heute sicher, dass sich keine Drogen-Spuren mehr im Körper befinden, da LSD metabolisiert wird. Beobachtet haben will man gewisse Umstrukturierungen in den Synapsen. Der Grund liegt wohl aber vor allem im Psychischen. Diese Meinungen vertritt auch ein Kollege aus der Neurophysiologie.


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F: Auf Ihrer Internetseite http://www.chemieunterricht.de/dc2/pyrit/flint_06.htm zeigen Sie die Abbildung von zwei nahezu perfekten Kugeln aus Feuerstein, die im Mittelalter als Geschosse benutzt wurden. Ich habe vor einigen Jahren eine fast identische, nahezu perfekte Kugel aus (vermutlich) Feuerstein, weiß patiniert, von etwa 4 cm Durchmesser in einer Höhle bei Iserlohn gefunden. Zwar hatte ich schon vermutet, dass es sich um ein altes Geschoss handeln könnte, die Möglichkeit der Herkunft aus einer Kugelmühle war jedoch ebenfalls eine Option. Auf einer Seite weist die Kugel eine leicht schwärzliche Verfärbung auf, wobei es sich evtl. um Explosionsrückstände handeln könnte.
Ich wäre Ihnen sehr dankbar, wenn Sie mir hierzu einige Fragen beantworten könnten, da ich eine kleine Veröffentlichung in unserem "Speläologischen Jahrbuch" hierzu plane:
Können Sie mir Literatur zur Herstellung, Benutzung, etc. von Feuersteinkugeln nennen?
Gibt es eine Möglichkeit um zerstörungsfrei nachzuweisen, dass es sich um Feuerstein handelt?

Gibt es eine Möglichkeit das Alter des Feuersteins annähernd zu bestimmen?
Was bedeutet übrigens das Kürzel "Mön" in der Bildunterschrift "Bild 3 (links): Perfekte Kugeln aus Feuerstein (Mön)"


A: Ich wäre da eher vorsichtig, was Brandspuren angeht. Sie könnten höchstens eine Oberflächenanalyse machen lassen. Schmauchspuren von Explosivstoffen sind durchaus von normalen Brandspuren zu unterscheiden – aber nach so langer Zeit?
Eine zerstörungsfreie Analyse ist kaum möglich, da die Kugel von außen verändert ist (Alterungsrinde, verschieden je nach Lagerungsort). Man hört es aber am Klang, wenn man einen anderen Feuerstein dagegen klopft: es klingt richtig gläsern, wenn es sich um einen Feuerstein handelt. Leute, die auf dem Geröll der Strände von Rügen oder Mön entlangwandern, kennen das Geräusch. (Mön ist kein Kürzel, sondern die wunderschöne dänische Kreideinsel, das Pendant zu Rügen!)
Altersbestimmungen sind möglich. Das Verfahren wäre hier - da der Stein schon einmal erhitzt wurde - das der Thermolumineszenz. Das beruht darauf, dass ein Stein oder eine Keramik der Umgebungsstrahlung ausgesetzt ist und es dazu zu Anregungen von Elektronen vor allem der silikatischen Komponenten kommt. Diese Anregungszustände sind metastabil. Erhitzt man den Stein auf etwa 500 °C, so gibt es für jedes zurückspringende Elektron einen Lichtblitz, den man registriert. Die Methode ist jedoch nicht anwendbar, wenn man nicht das Umfeld kennt, wo der Stein gefunden wurde. Nur dann kann man zurückrechnen, wie lange der Stein der Strahlung ausgesetzt war - also wie lange er in der Erde lag.
Spezial-Literatur zu Feuersteinkugeln habe ich nicht. An der Uni Köln befasst sich jemand damit. Vielleicht kann Ihnen auch das Bergbau-Museum in Bochum Kontakte herstellen.
Haben Sie schon meine anderen Artikel in der Webseitengruppe "Pyrit und Feuerstein" angesehen?


500
F: Ich bin Schüler und habe eine Frage zur Fotosynthese. Wieso kann eine Pflanze in einem luftdicht abgeschlossenen Raum übeleben obwohl nach kurzer zeit kein kohlenstoffdioxid mehr vorhanden ist ?


A: Pflanzen atmen auch und verbrauchen dabei Traubenzucker und Sauerstoff - vor allem nachts. Dabei entsteht Kohlenstoffdioxid, das sie tagsüber (also im Licht) zur Fotosynthese benötigen, wobei sie Traubenzucker und Sauerstoff herstellen. In einem geschlossenen Raum stellt sich also nach kurzer Zeit ein Gleichgewicht zwischen Auf- und Abbau von Glucose ein - oder zwischen Fotosynthese und Atmung.
Stofflich darf der Raum der Pflanze also geschlossen sein, aber was das Licht angeht, muss er offen sein! Im Dunkeln gehen Pflanzen bekanntlich ein.

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Letzte Überarbeitung: 11. Januar 2008, Dagmar Wiechoczek