Weil es oft gefragt wird:

Meersalz und jodiertes Haushaltssalz - gefährlich für Schilddrüsenkranke?

Frage:
Ich habe Ihre Netzseite "Salz" überflogen und suche einen Hinweis, ob im Meersalz als Spurenelement Iod vorkommt. Meine Frau darf wegen einer Schilddrüsenerkrankung kein jodiertes Salz zu sich nehmen. Im Urlaub wollen wir nach Italien an die Adria und Nachfragen dort haben ergeben, dass die Küche Meersalz verwendet. Daher die vielleicht merkwürdige Frage nach der Jodierung. Oder wird dem Salz erst später das Iod in einer Aufbereitung zugefügt?

Antwort:
Meersalz gewinnt man direkt aus dem Meer. Man lässt dazu Salzwasser eindunsten, das man in gesonderten Becken vom Meer abgetrennt hat. Diese Salzgärten kann man überall in Südeuropa sehen, so zum Beispiel beim Anflug auf den Flughafen von Faro in Portugal.

Im Meersalz kommt Iodid vor, und zwar nicht wenig. Historisch gesehen hat man das Element Iod bei der Untersuchung von Algenasche entdeckt. Auch die Meerestiere enthalten soviel Iod, dass man mit regelmäßigem Verzehr von Meeresfrüchten mehr als seinen Bedarf decken kann. Aber auch im Aerosol am Strand norddeutscher Küsten, das Folge der Gischtbildung bei ständigem Wellengang ist, ist Iodid enthalten.

Steinsalz dagegen ist im allgemeinen sehr arm an Iodid. Das liegt unter anderem auch an den Auswirkungen der Eiszeit: Das Wasser der abtauenden kilometerdicken Gletscher hat das leicht lösliche Iodid nachhaltig herausgelöst und weggespült - ins Meer. Der Jodidgehalt der Böden und Lebensmittel nimmt folglich mit zunehmender Entfernung vom Meer ab.

Um Jodidmangel vorzubeugen, fügt man dem in Deutschland bergmännisch oder in Salinen gewonnenen Kochsalz Natrium-Iodid zu (Jodierung). Denn das Element Iod ist ein äußerst wichtiges Spurenelement; es garantiert die Funktion unserer Schilddrüse (Thyrea) als Steuerorgan zentraler Stoffwechselfunktionen. Es liegt in den Schilddrüsenhormonen Tetraiodthyronin (Thyroxin) sowie Triiodthyronin gebunden vor.


Strukturformel des Schilddrüsenhormons Triiodthyronin

Dabei kommt es genau auf die Menge an Iod an: Zuviel ist genauso schädlich wie zu wenig.
Erkrankte Schilddrüsen kann man in vielen Fällen an der Bildung eines Kropfs (medizinisch: Struma) erkennen. (Der Kropf kann allerdings auch nach innen wachsen.) Im jodidarmen Bayern gibt es den Kropf als Folge von Jodidmangel. Merkwürdigerweise tritt Struma-Bildung auch an der Nordsee auf, hier aber als Folge von Jodidüberversorgung.
Es gibt also entsprechend der Entstehung grundsätzlich zwei Kropf-Arten:
- Im ersten Fall wächst mehr Schilddrüsengewebe als Folge des Jodmangels (Jodmangelkropf; Hypothyreose). Manche meinen, dass das Gewebe zunimmt, um auch noch den letzten Rest Iodid aus dem mageren Angebot herauszufiltern. Der physiologische Grund jedoch ist eine Rückkopplung auf die Hypophyse, die das die Bildung der Schilddrüsenhormone stimulierende TSH ausschüttet und so die Schilddrüse zum Wachstum (Hypertrophie) anregt.
- Im anderen Fall hypertrophiert die Schilddrüse aufgrund eines zu hohen Angebots von Iod (Hyperthyreose).

Wenn Sie Schilddrüsenprobleme haben, Finger weg von jodiertem Salz und ganz besonders von käuflichem Meersalz!
Das betrifft ganz besonders Leute mit Schilddrüsen-Überfunktion. Lassen Sie sich mit Hilfe von ärztlicher Behandlung "einstellen". Dann wird Ihnen auch genau vorgeschrieben, wieviel Fisch Sie essen dürfen und welche Salzart Sie verwenden dürfen.

Noch ein Hinweis: Wenn Sie nach den zu diesem Thema passenden Stichworten suchen, beachten Sie bitte: Iod, Iodid und iodiert schreibt man in der Wissenschaft heute mit einem "i".

Wer mehr wissen will über die Jodierung von Salz, klicke hier.


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